Gewerkschaften sind empört
Arbeitsrechte im Homeoffice sollen gelockert werden

Eine Mehrheit der Wirtschaftskommission will die Regeln über Ruhezeiten und Sonntagsarbeit im Homeoffice ändern. Die FDP spricht von flexiblen und modernen Arbeitsbedingungen, die SP von einem Angriff auf das Arbeitsgesetz.
Publiziert: 14.02.2024 um 08:55 Uhr
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Aktualisiert: 14.02.2024 um 11:10 Uhr
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Auch für die Arbeit von zu Hause aus gelten heute die Bestimmungen des Arbeitsgesetzes.
Foto: Keystone
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Sophie ReinhardtRedaktorin Politik

Die Wirtschaftskommission des Nationalrats hält die geltenden Arbeitsregeln im Homeoffice für veraltet und will sie anpassen. Sie befürwortet darum einen Vorschlag von FDP-Präsident Thierry Burkart (48), der das Arbeitsgesetz lockern möchte. Burkart argumentiert, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihre Arbeitszeiten im Homeoffice flexibler auf die persönlichen Bedürfnisse ausrichten möchten. Die bisherigen Regeln würden dies verunmöglichen, weil es strikte Vorgabe um tägliche Ruhezeit und das Verbot der Sonntagsarbeit gibt.

Fast rund um die Uhr arbeiten

So darf heute beispielsweise eine Angestellte ihre Arbeit nur innerhalb eines Zeitrahmens von 14 Stunden im Homeoffice abliefern. «Wenn die Arbeit um 7 Uhr aufgenommen wird, darf ab 21 Uhr nicht mehr gearbeitet werden. Einem Arbeitnehmenden, der um 18 Uhr sein Kind in der Krippe abholt, ist es daher nicht erlaubt, am Abend, nachdem das Kind ins Bett gegangen ist, beispielsweise noch dringende E-Mails abzuarbeiten», argumentiert Burkhart.

Damit erschwere das geltende Recht die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Für Menschen, die ihre Arbeitszeiten selber festsetzen können, will die FDP darum den täglichen Arbeitszeitrahmen auf 17 Stunden erweitern. Das hiesse konkret: Bis um Mitternacht solle die Person arbeiten dürfen – auch wenn sie gleichentags schon um sieben Uhr in der Früh am Computer loslegte, mit der Beantwortung erster E-Mails beispielsweise.

Keine Bewilligung mehr für Sonntagsarbeit

Die Wirtschaftskommission hat am Dienstag Burkharts parlamentarischer Initiative mit 17 zu 7 Stimmen zugestimmt. Zusätzlich soll für Sonntagsarbeit, die zu Hause erbracht wird, künftig keine Bewilligung mehr nötig sein. Nacht- und Sonntagsarbeit sind heute verboten – es sei denn, der Betrieb hat eine entsprechende Bewilligung.

Beim Anliegen gehe es keineswegs darum, den Umfang der Arbeitszeit zu erhöhen, heisst es bei der FDP. Die maximale Dauer der Arbeitszeit, die sogenannte Höchstarbeitszeit, bleibe unberührt. Leute sollen die Arbeitszeit während des Tages ausdehnen können. Dies entspreche modernen Arbeitsweise. Nur so könne man die Chancen der Digitalisierung ausnutzen, heisst es in einer älteren Mitteilung der Freisinnigen.

«Totalangriff auf Arbeitsgesetz»

Die Höchstarbeitszeit beträgt heute 45 Stunden pro Woche für Arbeitnehmende in industriellen Betrieben, für Büropersonal, technische und andere Angestellte sowie Verkaufspersonal in Grossbetrieben des Detailhandels. 50 Stunden pro Woche gilt für alle übrigen.

Die Linke schäumt nun ob dem Entscheid der Kommission. «Eine Neuregelung des Homeoffice wird vorgeschoben, um einen Totalangriff auf das Arbeitsgesetz zu starten. Erst jüngst haben sich die Sozialpartner auf Lockerungen geeinigt, um betroffenen Branchen entgegenzukommen», sagt SP-Nationalrat David Roth (38).

Die Schweiz habe bereits die längsten Arbeitswochen und flexibelsten Arbeitsbedingungen in Europa. «Diese Vorschläge sind brandgefährlich für die Gesundheit der Angestellten und laufen – entgegen der Behauptungen der Befürworterinnen und Befürworter – einer besseren Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben zuwider», so Gewerkschafter Roth.

Auch der Gewerkschaftsbund befürchtet bei einer Gesetzesänderung gemäss einer Medienmitteilung «Gratisarbeit, Stress und Burnout». Das sei inakzeptabel. Er werde «solche Wild-West-Verhältnisse» bekämpfen.

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