Weit ging es für viele Parlamentarier gestern an die Nationalratspräsidentenfeier: Disentis GR hiess der Zielort des Sonderzugs, der um kurz vor 10 Uhr von Bern aus abfuhr. Und der viel Polit-Prominenz an Bord hatte, um den neuen Nationalratspräsidenten Martin Candinas (Mitte) zu feiern.
«Du hast eine spannende Zeit und viel Arbeit vor dir», sagte Bundesrätin Viola Amherd, die mehrere Jahre Candinas' Sitznachbarin im Nationalrat war. Sie bezweifle, dass er im Bundeshaus jetzt noch «chillen» könne. «Chillen», also «entspannen», hatte Candinas' Sohn einst auf die Frage geantwortet, was der Vater eigentlich im Bundeshaus mache.
Candinas bedankte sich bei Amherd nicht nur für den Bergkristall, sondern auch für die Geduld, die sie am Anfang mit ihm als Neuling nebendran gehabt habe. «Ich danke dir auch für die vielen Ratschläge. Einige habe ich sogar befolgt», sagte er.
Romanisch im Fokus
Dass der umtriebige Bündner im kommenden Jahr «chillt», ist kaum anzunehmen. Er hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, die rätoromanische Sprache in Bundesbern bekannter zu machen. Der Bündner Regierungspräsident Marcus Caduff (Mitte) ist überzeugt, dass Candinas dies schaffen wird. «Nach seinem Präsidialjahr dürfte wohl jeder in Bern wissen, dass Romanisch unsere vierte Landessprache ist und nicht Englisch», sagte er.
Und es würden auch alle wissen, dass die romanische Sprache aus mehr Wörtern bestehe als Capuns, Maluns und Subventiuns. «Obwohl Subventiuns natürlich schon wichtig sind», sagte Caduff.
Auch Martullo-Blocher feierte mit
Zur Feier des neuen «höchsten Schweizers» waren zahlreiche Parlamentsmitglieder gekommen, unter anderem SVP-Bundesratskandidat Albert Rösti, die bisherige Nationalratspräsidentin Irène Kälin (Grüne) oder SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher.
Mit einem blumengeschmückten Extrazug fuhren die Politikerinnen und Politiker am Vormittag von Bern über Furka und Oberalp in die Surselva. Dort angekommen, zogen sie nach 14 Uhr zu Blasmusik durchs Dorf zur Klosterkirche hoch. Im Anschluss an den offiziellen Teil in der Kirche war die Bevölkerung zu einem Apéro eingeladen. Für die geladenen Gäste ging es am Abend weiter nach Chur zum Essen. (SDA/sf)