Es ist das Tuschelthema im Bundeshaus: CVP-Nationalrat Martin Candinas (38, GR) hat eine Bleibe im selben Haus wie CVP-Bundesrätin Doris Leuthard und CVP-Bundeskanzler Walter Thurnherr. Mitten in der Berner Altstadt.
Doch während Leuthard für ihre 5-Zimmer-Wohnung 2450 Franken und Thurnherr für seine drei Zimmer 2000 Franken bezahlt (BLICK berichtete), kommt Candinas deutlich günstiger weg.
Zimmer für 200 Franken monatlich
Das für Bundesimmobilien zuständige Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) bestätigt BLICK-Informationen. «Die Miete beträgt 200 Franken», sagt Sprecherin Michèle Stofer. Und sie erklärt dazu: «Es handelt sich lediglich um ein sehr kleines, nicht möbliertes Mansardenzimmer ohne Infrastruktur mit einer Fläche von 15,7 Quadratmetern.»
Das Zimmer verfüge weder ein über separates Bad noch ein WC. Die sanitären Anlagen befänden sich ausserhalb des Zimmers auf der Etage. «Diese Umstände wurden bei der Festlegung der Miete berücksichtigt», so Stofer.
Das Zimmer liegt zudem in einem Repräsentationsgebäude, weshalb es nicht auf dem offenen Markt angeboten werden kann. Deshalb geht das Zimmer quasi unter der Hand weg. «Aufgrund spezieller Rahmenbedingungen bezüglich Nutzung ist der Kreis an Personen, die für dieses Objekt als Mieter in Frage kommen, eingeschränkt», so Stofer.
SVP-Hess : «Bundesamt muss über die Bücher»
SVP-Nationalrat Erich Hess (37, BE) wundert sich trotz der Einschränkungen über den Preis. «Es gibt in Bern wohl kein günstigeres Etagenzimmer als dieses», moniert er. «Auf dem freien Markt müsste man für ein Zimmer in dieser Grösse und an dieser Lage bestimmt das Vierfache bezahlen.»
Aufgrund der besonderen Ausgangslage sei ein Preisnachlass zwar okay, so Hess. «Den Preis senken oder etwas fast verschenken ist aber ein Unterschied.»
Den Fehler sieht Hess aber nicht bei Ratskollege Candinas, sondern beim BBL. «Dass er das gute Angebot angenommen hat, ist ja durchaus verständlich. Das Bundesamt muss aber über die Bücher – eine höhere Miete ist an dieser noblen Adresse bestimmt angemessen.»
Hess wird jedenfalls noch in der laufenden Session einen Vorstoss einreichen, in welchem er vom Bundesrat nähere Auskunft zur Vergabepraxis des BBL verlangt.
Mieterhöhung nicht ausgeschlossen
Dass die Miete dereinst angepasst werden könnte, ist jedenfalls nicht ausgeschlossen, wie BBL-Sprecherin Stofer erklärt: «Bei jedem Mieterwechsel wird die Miete analysiert und gegebenenfalls angepasst.»
CVP-Nationalrat Candinas sagt dazu: «Ich zahle den Betrag an Miete, den das BBL von mir verlangt.» Ob das angemessen sei, müsse der Vermieter entscheiden.
Er nutze das Zimmer nur während der Sessionen und mehrtägigen Kommissionssitzungen – also relativ selten, betont Candinas. Und: «Es ist ein kleines, einfaches Zimmer. Ich wohne in Graubünden – und bin so oft wie möglich dort bei meiner Familie.»