Auf einen Blick
- Gerhard Pfister tritt zurück, Kandidaten-Karussell für Mitte-Präsidium beginnt
- Reto Nause und Philipp Matthias Bregy zeigen Interesse am Amt
- Pfister war 9 Jahre im Amt, Rücktritt auf Mitte 2025 angekündigt
Kaum hat Gerhard Pfister (62) auf Mitte 2025 seinen Rücktritt als Mitte-Präsident angekündigt, beginnt sich das parteiinterne Kandidaten-Karussell bereits zu drehen. Und wie! Denn schon melden sich erste Interessenten für das Amt.
«Das wäre eine spannende Option», erklärt Reto Nause (53) gegenüber Blick. Der Berner Nationalrat ist seit Anfang Jahr nicht mehr in der Stadtberner Regierung tätig. Mit seiner früheren Funktion als Generalsekretär der CVP Schweiz von 2001 bis 2008 bringt er langjährige Erfahrung in der Parteiarbeit mit.
Als Berner sieht er einen Vorteil in seinem guten Draht zur Westschweiz. Gleichzeitig betont Nause, dass die Rolle des Parteipräsidenten aus seiner Sicht ein «Verschleissjob» sei – eine Herausforderung, die er aufgrund seiner Erfahrungen einschätzen kann.
«Will nichts ausschliessen»
Und der Berner ist nicht der einzige, der sich für das Präsidium interessiert. Auch Mitte-Fraktionschef Philipp Matthias Bregy (46) will eine Kandidatur nicht ausschliessen, möchte aber vor allem Pfisters Leistungen in den Vordergrund rücken. Mit diesem trete der erfolgreichste Mitte-Präsident der letzten Jahre zurück.
«Seine Nachfolge wird eine riesige Herausforderung, hat er doch die Mitte nicht nur strategisch gut positioniert, sondern sie auch erfolgreich gemacht», betont Bregy. Selber sei er gerne Fraktionschef, «will aber auch nichts ausschliessen und werde mir meine Überlegungen in aller Ruhe machen».
Auch die Zürcher Nationalrätin Yvonne Bürgin (54) muss sich noch überlegen, ob sie allenfalls kandidieren will. Als Vizepräsidentin sei sie nahe dran und wisse, wie aufwändig das Präsidium sei. Komme hinzu, dass die Kandidierenden zur Parteistrategie passen sollten.
Mitfavorit nimmt sich aus dem Rennen
Einer der am meisten Genannten nimmt sich gleich selber aus dem Rennen: der Bündner Nationalrat Martin Candinas (44). «Ich mache das nicht», sagt er gegenüber Blick. Er habe sich nach dem Rücktritt des ehemaligen Parteipräsidenten Christophe Darbellay (53) intensiv mit der Frage beschäftigt und sich dagegen entschieden. Er habe früher zehn Jahre lang im Parteipräsidium mitgearbeitet: «Das Thema ist für mich abgeschlossen.»
Böse Zungen behaupten, Candinas wolle lieber Bundesrat werden. Und: Wer das Parteipräsidium übernimmt, dürfte sich gleichzeitig aus dem Rennen um die Nachfolge von Bundesrätin Amherd nehmen. Selbst in der Mitte-Fraktion wird vermutet, dass die Verteidigungsministerin nicht mehr allzu lange im Amt bleiben dürfte – selbst wenn Amherd jeweils nichts davon wissen will. In der Fraktion aber gilt das Credo: Wer sich nun bewerben will, könne nicht darauf hoffen, von der Fraktion kurz darauf als Bundesratskandidat auf den Schild gehoben werden.
Müller-Altermatt will nicht, Paganini auch nicht
Als möglicher Bundesratskandidat wird auch immer wieder der St. Galler Ständerat Benedikt Würth (56) genannt. Und auch er will sich für das Parteipräsidium nicht bewerben, wie er gegenüber Blick erklärt. Abgesagt hat auch der Baselstädter Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger (49). Das Amt eines Parteipräsidenten sei mit den Aufgaben eines Regierungsrates nicht vereinbar. Namentlich in der Covid-19-Pandemie verschaffte er sich als Präsident der Schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz über seinen Kanton hinaus Bekanntheit.
«Ich will sicher nicht Parteipräsident werden», diese klaren Worte wählt Nationalrat Stefan Müller-Altermatt (48). Seine familiäre Situation liesse sich mit diesem Amt ganz sicher nicht vereinbaren, sagte er gegenüber Blick. «Da würde ich weder der Familie noch der Partei einen Dienst erweisen», sagt er weiter. Der Mitte-Nationalrat hat letztes Jahr ein Kind adoptiert.
Der St. Galler Nationalrat Nicolò Paganini (58) hat sich noch kaum Gedanken über eine mögliche Kandidatur gemacht. Die Fraktion sei von Pfister erst am Montagmittag informiert worden. Selber sieht sich Paganini aber nicht im Vordergrund. Er habe schon verschiedene andere Aufgaben, die er eigentlich nicht aufgeben wolle.