SP-Ständerat Daniel Jositsch (58) hat es mal wieder geschafft. Er lenkt die volle Aufmerksamkeit auf sich. Kurz bevor die SP offiziell über den Bundesrats-Fahrplan informiert, lädt der Zürcher zu einer Medienkonferenz am Dienstag ein. Nun sprechen alle über Jositsch und nicht über das, was die SP eigentlich kommunizieren wollte: Die Partei will für die Wahl von Alain Bersets (51) Nachfolge am 13. Dezember eine Auswahl von mehreren Kandidatinnen und Kandidaten nominieren. Alle interessierten Parteimitglieder können bis zum 29. Oktober eine Kandidatur einreichen.
Aus SP-Kreisen erfährt SonntagsBlick: «Daniel Jositsch gibt am Dienstag seine Kandidatur als Bundesrat bekannt.» Doch offiziell soll es bis am Dienstag spannend bleiben. «Ich habe noch nicht entschieden, ob ich Bundesrat werden will», sagte Daniel Jositsch gestern Abend zu SonntagsBlick. Zusammen mit seiner neuen Liebe Alexia Stouder (45) besuchte er eine SP-Wahlkampfveranstaltung im Zürcher Glattpark.
Mehrmals verweist Jositsch auf die Medienkonferenz am Dienstag. Und sagt, was ihn zurzeit am meisten empört: «Der Verlust der Kaufkraft und alles, was damit zusammenhängt. Die Krankenkassenprämien steigen, die Mieten steigen, die Nebenkosten steigen.»
Vor allem unter SP-Frauen gibt es Vorbehalte gegen Daniel Jositsch. Sie nehmen ihm übel, dass er letztes Jahr ein SP-Frauenticket bei der Bundesratswahl kritisiert hatte. Die Co-Präsidentin der SP Zürich, Priska Seiler Graf (55), sagt zu SonntagsBlick: «Ich war sehr wütend auf Daniel Jositsch. Aber er hat sich entschuldigt, wir sollten ihm diesen Fehler verzeihen. Er setzt sich seit Jahrzehnten für die SP ein und war in schwierigen Fragen immer loyal.»
Andere mögliche Kandidaten halten sich bedeckt.
Der Basler Regierungsrat Beat Jans (59) teilt mit: «Ich werde mir bis Ende September Zeit lassen, um zu entscheiden, ob ich mich für eine Bundesratskandidatur zur Verfügung stelle.» Der Berner Matthias Aebischer (55) verweist ebenfalls auf Ende September. Der Zürcher Fabian Molina (33) will sich ebenso wenig festlegen wie der Bündner Jon Pult (38).
Welche Gegenkandidaten erwarten Jositsch?
Als mögliche Kandidatinnen werden auch Tamara Funiciello (33) und Eva Herzog (61) gehandelt. Die Berner Regierungsrätin Evi Allemann (45) teilt mit: «Nach wie vor reizt es mich, als Bundesrätin Verantwortung zu übernehmen und mitzugestalten, ich bin aber auch sehr gerne Regierungsrätin.» Nach den Berner Herbstferien werde sie mehr sagen.
Bereits seinen Hut in den Ring geworfen hat Mustafa Atici (53, BS). Er hat allerdings nur Aussenseiterchancen. Eric Nussbaumer (63, BL) bekräftigte am Samstag, was er schon länger sagt: Sollte nur Jositsch kandidieren, werde er als Gegenkandidat antreten.
Unterdessen machen auch die Grünen auf sich aufmerksam. «Seit den Parlamentswahlen im Jahr 2019 haben die Grünen Anspruch auf einen Sitz im Bundesrat», so die Partei gestern in einer Medienmitteilung.
Der scheidende Berner SP-Ständerat Hans Stöckli (71) findet es «ehrlich und transparent», dass die Grünen bei ihrer eigenen Kandidatur für den Bundesrat einen möglichen Angriff auf einen der beiden SP-Sitze bereits vor den Parlamentswahlen nicht ausschliessen. Damit werde der Wählerschaft endlich reiner Wein eingeschenkt, ist Stöckli überzeugt: «So wissen die Wählerinnen und Wähler, was es bedeutet, wenn sie Rot oder Grün wählen.»
Über die politische Konkurrenz, egal ob mit rotem oder grünem Parteibuch, wollte Jositsch gestern Abend nicht sprechen. Dafür beantwortete er Fragen zur neuen Frau an seiner Seite: «Es ist immer gut, wenn man ein stabiles privates Umfeld hat. Das hilft im Wahlkampf.»
Alexia Stouder stammt aus Bergerac (F), das 120 Kilometer östlich von Bordeaux liegt. Sie lebt seit 1999 in der Schweiz, hat einen Schweizer Pass und spricht Mundart. Früher arbeitete sie in einer Buchhandlung, wo sie Jositsch kennengelernt hatte. Inzwischen ist sie für eine Versicherung tätig. Und wohl ab Dienstag die Partnerin eines SP-Bundesratskandidaten.