Fifa-Boss Infantino schimpft über Gegner
«Arme, neidische und korrupte Leute!»

Die Geheimtreffen zwischen dem damaligen Bundesanwalt Michael Lauber und Fifa-Boss Gianni Infantino haben keine rechtlichen Folgen. Die Sonderermittler stellen das Verfahren ein. Infantino freut sich über den Sieg – und teilt heftig aus.
Publiziert: 26.10.2023 um 11:03 Uhr
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Das Verfahren gegen Ex-Bundesanwalt Michael Lauber wurde eingestellt...
Foto: keystone-sda.ch

Jetzt ist es offiziell. Das Strafverfahren gegen Ex-Bundesanwalt Michael Lauber (57) und Mitbeschuldigte wegen der Geheimtreffen mit Fifa-Präsident Gianni Infantino (53) wird eingestellt. Überraschend ist das nicht. Die Einstellung ist bereits vor Wochen angekündigt worden. Die Ermittlungen hätten den Verdacht der Instrumentalisierung der Bundesanwaltschaft durch den Weltfussballverband entkräftet, begründen die beiden Sonderermittler.

In einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme zeigt sich der Weltfussballverband Fifa süffisant. Das Ergebnis dieser Untersuchung sei natürlich überhaupt nicht überraschend: «Das einzig Überraschende ist nur, dass es so lange gedauert hat, bis man zu diesem bereits im Vornherein so offensichtlichen Ergebnis gekommen ist.»

«Falls die Leute auch nur ein kleines bisschen Würde hätten ...»

Gleichzeitig wird der Fifa-Präsident mit den Worten zitiert: «Das ist ein vollumfänglicher, deutlicher und klarer Sieg für mich, für die neue Fifa und für die Gerechtigkeit!»

Aber damit lässt es Fifa-Präsident Infantino nicht auf sich beruhen. Er setzt gleich auch noch zur verbalen Blutgrätsche an: «Es ist jetzt allen klar, dass die Anschuldigungen gegen mich nur verzweifelte Versuche von armen, neidischen und korrupten Leuten waren, meinen Ruf anzugreifen.»

Und weiter: «Falls diese Leute auch nur ein kleines bisschen Würde hätten, sollten sie zumindest den Anstand haben und sich für ihre Handlungen und den verursachten Schaden entschuldigen.» Auf wen konkret er damit anspielt, lässt die Fifa in ihrer Stellungnahme allerdings offen. Auch auf Anfrage will der Verband nicht näher darauf eingehen.

Lauber muss Teil der Verfahrenskosten übernehmen

Neben Lauber waren in dem Verfahren der Walliser Oberstaatsanwalt Rinaldo Arnold und weitere Personen in das Verfahren involviert. Weil sie die Treffen nicht protokolliert hatten, müssen zwei Beschuldigte der Bundesanwaltschaft (BA) die Verfahrenskosten teilweise übernehmen.

Auf Ex-Bundesanwalt Lauber entfällt ein Siebentel der Kosten, wie die für das Verfahren eingesetzten ausserordentlichen Staatsanwälte Hans Maurer und Ulrich Weder am Donnerstag mitteilten. Der ehemalige leitende Staatsanwalt des Bundes, Olivier Thormann, muss einen Vierzehntel übernehmen. Den Rest zahlt die Bundeskasse. Genaue Beträge nennen die Sonderermittler nicht.

Maurer und Weder ermittelten wegen Amtsgeheimnisverletzung, Amtsmissbrauch sowie Begünstigung oder Anstiftung zu diesen Delikten. Es ging um informelle Treffen mit Infantino und weiteren Fifa-Vertretern in den Jahren 2015, 2016 und 2017.

Den Anfangsverdacht weckten vor allem die fehlenden Protokolle der BA über die Treffen, wie die Sonderermittler mitteilten. Hinzu kam das Aussageverhalten mehrerer Teilnehmer über die besprochenen Themen und überhaupt über die Existenz der Treffen. Weiter trugen zeitliche Zusammenhänge zwischen den Treffen und Verfahrensschritten der BA zum entkräfteten Anfangsverdacht bei.

Lauber musste zurücktreten

Die Untersuchungen zeigten, dass ein Treffen im Juli 2015 von Lauber, Arnold und dem damaligen BA-Medienchef André Marty nicht das Fifa-Verfahren betraf, sondern Arnolds Interesse an einer BA-Stelle.

Drei Treffen mit Infantino und anderen Fussballfunktionären gingen nicht über allgemeine Bemerkungen über das Fifa-Verfahren der BA hinaus. Die Fifa habe die BA nicht instrumentalisiert, schrieben die Sonderermittler.

Die Fifa teilte mit, Infantino habe stets «absolut korrekt und rechtmässig gehandelt». Lauber sagte stets, er könne sich an die Treffen nicht erinnern. Letztlich musste er 2020 wegen der möglichen Ungereimtheiten im BA-Verfahren gegen die Fifa zurücktreten. (SDA/dba)

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