Die Fifa-Affäre rund um die obskuren Geheimtreffen zwischen Ex-Bundesanwalt Michael Lauber (55) und Fifa-Präsident Gianni Infantino (51) steht weiterhin unter keinem guten Stern.
Ende Mai war es zum Knall gekommen, als der ausserordentliche Bundesanwalt Stefan Keller (44) unter Getöse seinen Rücktritt als Fifa-Sonderermittler erklärte hatte. Das Bundesstrafgericht hatte ihn zuvor als parteiisch und gegen Infantino befangen erklärt, weshalb er nicht mehr gegen den Fifa-Präsidenten ermitteln durfte.
Nun muss das Parlament einen Nachfolger wählen. Eine Verjährung des Falles soll vermieden werden. Der Wahltermin war für den kommenden Mittwoch in der letzten Sessionswoche angesetzt. Doch nun ist klar: Die Wahl ist geplatzt! Denn bis jetzt stehe kein Kandidat bereit, erklären mehrere Mitglieder der zuständigen Gerichtskommission gegenüber Blick.
Noch ist kein Kandidat gefunden
Kommissionspräsident und FDP-Ständerat Andrea Caroni (41) hält den Ball flach. Das Auswahlverfahren sei noch nicht abgeschlossen, «weshalb wir diesen Termin nicht benötigen», sagt er. Die Kandidatensuche sei ein laufender Prozess, in den auch die Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft (AB-BA) einbezogen sei. «Näher kann ich mich nicht dazu äussern.»
Andere Kommissionsmitglieder lassen sich etwas tiefer in die Karten blicken: «Es war bis jetzt unklar, ob wir in den nächsten Tagen einen halbwegs schlauen Vorschlag präsentieren können», heisst es. Im Bundeshaus ist zudem zu hören, dass sich nur gerade eine Person für die Stelle interessiere.
Die Zeit ist zu knapp geworden
Der «Tages-Anzeiger» hat vor kurzem den pensionierten Zürcher Staatsanwalt Ulrich Weder, der Kellers Amt bereits provisorisch übernommen hat, als möglichen Nachfolger genannt. Eine andere Option wäre der ebenfalls pensionierte St. Galler Staatsanwalt Carlo Frei, der als Kellers Assistent an den bisherigen Ermittlungen beteiligt war. Er ist also mit der Materie vertraut – die Nähe zum gescheiterten Fifa-Ermittler spricht aber auch gegen ihn.
«Die Suche ist teilweise sehr schwierig», sagt ein Kommissionsmitglied. «Nach zahlreichen Indiskretionen haben wohl viele potenzielle Kandidaten Vorbehalte.» Mittlerweile dürfte die Zeit zu knapp geworden sein. Denn vor einer Wahl am Mittwoch hätte der Kandidat noch den Fraktionen vorgestellt werden müssen. «Wir wollen ihm auf jeden Fall Fragen stellen können – gerade nach allem, das schon passiert ist», ist zu hören.
Im Parlament steigt mittlerweile das Misstrauen. Unter dem Titel «Flops und Skandale ohne Ende» will SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel (55) von Parlamentsspitze und Bundesrat wissen, ob das Parlament angesichts der bisherigen Geschehnisse noch das geeignete Wahlorgan für den Bundesanwalt und für ausserordentliche Bundesanwälte ist. (dba)