Ja, auch SP-Nationalrätin Farah Rumy (32) hat sich schon von Influencer beeinflussen lassen: Ein praktisches Küchengerät hat sie gekauft, nachdem es auf den sozialen Medien beworben wurde. Sie ist nicht die Einzige: Wenn auf Instagram oder TikTok sogenannte Content Creator das neuste Nahrungsergänzungsmittel oder Fitnessgerät präsentieren, schlagen viele zu. Der Umsatz wird in Millionenhöhe geschätzt.
Die Influencer lassen die Zuschauerinnen und Zuschauer am täglichen Leben teilhaben. So schaffen sie Nähe und gewinnen das Vertrauen. Umso wichtiger sei es, dass Werbung deklariert wird, sagt SP-Nationalrätin Rumy. Aber: «Mir ist schon öfters aufgefallen, dass einige Influencer ihre Werbung nicht kennzeichnen.»
Höhe der Strafen noch offen
Dieser Schleichwerbung will Rumy nun ein Ende setzen und hat einen Vorstoss eingereicht. «Gerade jüngere Menschen sind leicht beeinflussbar und müssen geschützt werden.»
Sie fordert, dass in einem Gesetz klare Linien gesetzt werden, was erlaubt ist und was nicht. «Momentan ist vieles unübersichtlich.» Eine Behörde soll eingreifen, wenn Werbung nicht eindeutig deklariert wird. Eine Art Instagram-Polizei also. Doch natürlich sollen nicht Beamten am Handy auf Influencer-Suche gehen, stellt Rumy klar. «Entweder könnte man eine technische Lösung suchen oder mit der Branche zusammenarbeiten.»
Auch die Höhe der Strafen, die Influencer erwarten, lässt Rumy noch offen. Influencer operieren heute in einem rechtlichen Graubereich. Das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb wurde lange vor dem Aufkommen von Influencern verabschiedet. Und die Lauterkeitskommission, die zwar Grundsätze für Influencer-Marketing verabschiedet hat, kann keine Bussen oder Verbote aussprechen kann.
Vorbild Frankreich
Rumys Vorbild ist Frankreich. Geht es nach deren Regierung, sollen Influencer schon im Bild mit Wasserzeichen oder Filter klarstellen, dass es sich um Werbung handelt. Die geltenden Regeln würden gemäss dem französischen Konsumentenschutz nur schlecht eingehalten, schreibt der «Beobachter».
Auch innerhalb der Branche sieht man Probleme. Anja Lapčević, strategische Beraterin bei der grössten Schweizer Influencer-Agentur Kingfluencers, sagt, es gebe branchenintern durchaus das Bedürfnis nach Richtlinien. «So kann gegen schwarze Schafe vorgegangen werden und es gelten einheitliche Richtlinien für alle.» Sie ist Geschäftsführerin des Conscious Influence Hub, eines Vereins, der einen Verhaltenskodex für Influencer aufgestellt hat. «Gerade jüngere Influencer sind sich nicht bewusst, dass und vor allem wie Werbung gekennzeichnet werden muss.»
Rumys Vorstoss dürfte im Parlament Chancen haben. Neben Nationalräten von SP und Grünen unterstützen auch SVP-Nationalrat Franz Grüter und Vertreter der Mitte-Fraktion die Forderung.