Politiker dürfen bleiben
Werbeplakate sollen aus der Stadt Bern verschwinden

Der Berner Stadtrat will Werbeplakate abschaffen. Das würde die Stadt fünf Millionen Franken Einnahmen kosten. Nur politische und kulturelle Plakate sollen bleiben dürfen.
Publiziert: 05.02.2024 um 15:53 Uhr
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Aktualisiert: 07.02.2024 um 15:44 Uhr
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Der Berner Stadtrat will ein Verbot von Werbeplakaten.
Foto: keystone-sda.ch

In der Stadt Bern sollen die Werbeplakate weg - zumindest jene, die teure Uhren, neue Schuhe oder Rabatte auf Appenzeller Käse anpreisen. Der Berner Stadtrat hat letzten Donnerstag mit einer hauchdünnen Mehrheit von 30 gegen 29 Stimmen beschlossen, kommerzielle Werbeplakate zu verbieten.

Christa Ammann (41) von der Alternativen Linken (AL) hat den Vorstoss mitlanciert. Die Initianten brachten vor, die kommerzielle Werbung schade dem Klima. Werbung führe zu Konsum und damit zu mehr Energieverbrauch. Im öffentlichen Raum sei es besonders wichtig, dass es weniger Werbung gibt: «Im Internet kann ich einen Ad-Blocker installieren. Im öffentlichen Raum geht das nicht», so Ammann.

In der Stadt Bern stehen rund 900 Plakatstellen. Die Stadt Bern verdient jährlich über 5 Millionen Franken, indem sie die Konzession für die Werbeflächen an Werbevermarkter vergibt. Mit einem Verbot würden der Stadt also Millionen durch die Lappen gehen.

Politiker dürfen bleiben

Sich selbst nehmen die Politiker aber aus. «Beim Verbot handelt es sich rein um kommerzielle Werbung», bestätigt Christa Ammann. Kulturelle und politische Plakate wären also weiterhin erlaubt.

Prangern an den hauptstädtischen Werbesäulen also bald nur noch die Berner Politikerinnen und Politiker? Das bezweifelt Ammann: «Die Idee ist eine Reduktion von Werbeflächen im öffentlichen Raum insgesamt. Es gibt keine mir bekannten Hinweise, dass bisher vor Wahlen zu wenig Flächen für Wahlwerbung existieren.»

Genf sagt Nein, Vernier machts vor

Bei Adrian Haas (63), Direktor des Handels- und Industrievereins des Kantons Bern, stösst das Verbot auf Unverständnis. Er bezeichnet es gegenüber der Berner Zeitung» als «veritablen Schuss ins eigene Knie». Er hofft, dass das Verbot noch abgelehnt wird, wenn die Stadtregierung das ausgearbeitete Gesetz zurück in den Stadtrat reicht.

In der Stadt Genf gab es zu einem Werbeverbot letzten März ein knappes Nein. Auch den Genfer Initianten waren Werbeplakate als Aufforderungen zu übermässigem Konsum ein Dorn im Auge. Vernier GE machts aber vor: Dort sind Werbungsplakate seit Anfang letzten Jahres verboten - die Bevölkerung versuchte, sich mittels eines Referendums zu wehren, fand aber keine Mehrheit. (zac)

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