Sind die Speicherstauseen Ende Winter leer, droht in der Schweiz ein Strommangel. Schlimmstenfalls wird das Netz stundenweise gekappt. Dann sitzen Herr und Frau Schweizer im Dunkeln!
Alle? Nein, nicht alle. Bei Ernst Oschwald (63) und seiner Familie in Walterswil SO laufen Kühlschrank und Waschmaschine auch bei Netzabschaltung. Lichterlöschen ist ebenso wenig angesagt. Und die Wärmepumpe sorgt weiterhin für Wärme.
Auf dem Dach ihres über 200-jährigen Hauses ist eine Solaranlage installiert. Die 110 Quadratmeter Solarfläche liefern verlässlich Energie. Im Keller steht ein Batterieturm mit 20 Kilowattstunden Speicherkapazität. Bei einem Blackout schaltet die Anlage auf Notstrom um.
Batterie überbrückt Netzabschaltung
«Fällt das Stromnetz aus, merken wir das nicht einmal, zumindest nicht sofort», sagt Oschwald. «Erst abends, wenn die Strassenbeleuchtung ausfällt und es bei den Nachbarn dunkel bleibt.» Die Durchhaltefähigkeit seiner Strominsel hängt von Jahreszeit und Wetter ab. «Im Sommer sind wir zu 100 Prozent autark», so der Solothurner.
Selbst im Winter liefert sie Elektrizität. Damit auch bei ihm der Strom ausgeht, müsste die Anlage schneebedeckt oder der Himmel tagelang bewölkt sein. «Eine Netzabschaltung von vier oder acht Stunden können wir dank der Batterie aber immer wieder überbrücken – sogar wenn die Wärmepumpe läuft.»
Bei Blackout fallen viele Anlagen aus
Glücklich also, wer eine Photovoltaikanlage hat? Nicht sicher. «Viele Leute meinen, man sei mit einer Solaranlage vor einem Blackout geschützt», sagt David Stickelberger (60) vom Fachverband Swissolar. «Die meisten Solaranlagen sind aber auf eine Versorgung aus dem Netz angewiesen, sonst laufen sie gar nicht.»
Damit eine Anlage autark funktioniert, braucht es einen Hybridwechselrichter, der das Hausnetz vom allgemeinen Stromnetz abhängt. Und es braucht eine leistungsfähige Batterie. «So ist ein sogenannter Inselbetrieb auch ohne Verbindung zum Netz möglich.» Bei gewissen Systemen sei sogar ohne Batteriesystem ein einphasiger Notstrombetrieb möglich, der laut Stickelberger zumindest für ein paar Lampen reicht.
Mehr zur Energie-Krise
Zahlen darüber, wie viele Anlagen über eine solche Insellösung verfügen, gibt es nicht. Stickelberger schätzt, dass höchstens ein Drittel der Solaranlagen-Besitzer über das System verfügt. «Allerdings steigt die Nachfrage nach Batterien deutlich an», so der Fachmann. Auch der Solarmarkt boomt. Wer erst jetzt für eine Winter-Stromlücke vorsorgen will, kommt aber zu spät. Für Solaranlagen beträgt die Wartefrist derzeit ein Jahr.
«Pures Glück»
Oschwald betont, es sei pures Glück, dass er just vor dem drohenden Strommangel auf Fotovoltaik gewechselt habe. Er musste nämlich seine Gasheizung ersetzen, und so wechselte er auf erneuerbare Energien.
Die Projektleitung übernahm die SolAar-Selbstbaugenossenschaft. Im Sommer installierte Oschwald die Anlage mit seinen Söhnen, im Juli nahm er sie in Betrieb. Und wenn er mehr Strom produziert, als er nutzt, zahlt ihm sein Stromanbieter eine Vergütung.
Oschwald rechnet nicht mit Blackout
Lädt Oschwald die Nachbarn bei einem Blackout in die warme Stube ein? «Wenn jemand vorbeikommen will, weil er zu Hause im Dunkeln sitzt und friert, sind wir offen», meint er lächelnd. Er denkt nicht, dass es Neider geben könnte. «Es würden aber sicher ein paar Leute im Dorf wissen wollen, warum bei mir das Licht brennt.»