«Es ist mit einer deutlichen Zunahme der Fälle zu rechnen»
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BAG-Experten warnen:«Es ist mit einer deutlichen Zunahme der Fälle zu rechnen»

Fachexperten des Bundes warnen
«Es ist mit einer deutlichen Zunahme der Fälle zu rechnen»

Bundesrat Alain Berset plant weitere Verschärfungen, die Spitäler schlagen Alarm. Lässt sich ein Lockdown noch vermeiden? Die Experten des Bundes sind sich in einem Punkt einig: Es braucht rasch weitere Verschärfungen.
Publiziert: 15.12.2020 um 13:03 Uhr
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Aktualisiert: 16.12.2020 um 09:41 Uhr
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Bundesrat Alain Berset hat verschiedene Verschärfungsmassnahmen in die Konsultation gegeben.
Foto: keystone-sda.ch
Ruedi Studer

Wie Corona stoppen, vor allem über die Festtage? Das ist die grosse Frage, vor der Bund und Kantone stehen. Gesundheitsminister Alain Berset (48) schlägt drei unterschiedlich scharfe Massnahmenpakete vor – je nach epidemiologischer Entwicklung. Während Berset mit einem weiteren Verschärfungspaket noch zuwarten möchte, drücken die Kantone aufs Gas. Der Bundesrat soll schon am Freitag für Klarsicht sorgen und die Beizen schliessen.

Denn die Corona-Situation ist weiterhin beunruhigend. Am Dienstag meldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) für die Schweiz und Liechtenstein 4271 neue Coronavirus-Ansteckungen innerhalb von 24 Stunden. Gleichzeitig registrierte das BAG 187 Spitaleinweisungen und 103 neue Todesfälle. Die Zahlen sind damit ähnlich hoch wie vor Wochenfrist.

Der Reproduktionswert liegt gemäss ETH-Monitoring schweizweit bei 1,13 – 100 Infizierte stecken also 113 weitere Personen an. Nur noch drei Kantone liegen unter einem R-Wert von 1 – und das nur knapp. Und die Spitäler schlagen Alarm.

Taskforce plädiert für Lockdown

Dementsprechend besorgt zeigten sich die Fachleute des Bundes am Dienstag an einer Medienkonferenz. Am deutlichsten wurde dabei Martin Ackermann, der Präsident der wissenschaftlichen Taskforce: ««Die jetzigen Massnahmen reichen nicht aus!» Es brauche nun rasch zusätzliche, wirkungsvolle Verschärfung. Die Taskforce plädiert gar für einen schweizweiten Lockdown. «Jeder Tag zählt – je früher, desto besser!»

Das Virus kenne keine Kantonsgrenzen, so Ackermann. «Wenn ich selber eine Entscheidung für das Land treffen könnte, würde ich innerhalb von Tagen sehr weitgehende Massnahmen treffen – Schliessungen von Restaurants und nicht essenziellen Geschäften und die Durchsetzung von Homeoffice.»

Zudem plädierte er dafür, den Präsenzunterricht nach den Weihnachtsferien nicht gleich wieder aufzunehmen, sondern eine Art Quarantäne ins Auge zu fassen und vorerst mit Fernunterricht zu beginnen. Damit solle verhindert werden, dass die Kinder das Virus in die Schulen tragen würden.

«Nicht unendlich Zeit für Diskussionen»

Auch Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit im Bundesamt für Gesundheit, hob erneut den Warnfinger: «Wie müssen ernsthaft damit rechnen, dass die Fallzahlen in nächster Zeit wieder deutlich zunehmen werden.» Schweizweit liege die Reproduktionszahl bei 1,13. «Das heisst eine Verdoppelung der Fallzahlen in unter einem Monat.»

Er begrüsse, wenn weitere Massnahmen in Betracht gezogen würden. Ob es einen Lockdown brauche, wollte er nicht beurteilen, das sei ein politischer Entscheid. «Die Situation ist aber angespannt und gefährlich», so Mathys. «Wir haben nicht unendlich Zeit für Diskussionen.»

Spitalpersonal droht Überlastung

Andreas Stettbacher, Delegierter des Bundesrates für den Koordinierten Sanitätsdienst (KSD), informierte über die Auslastung der Intensivbetten. Am Dinestagmittag waren 839 von 1077 Intensivbetten belegt – mehrheitlich von Covid-Patienten. Doe reserve beträgt damit 22 Prozent.

Reservekapazitäten von rund 20 Prozent bedeuteten eine hohe Auslastung – ja nahezu eine Überlastung – für das Personal, betonte Stettbacher. «Wir haben noch Reserven, müssen aber dazu Sorge tragen.» Es sei wichtig, die Infektionszahlen zu senken, damit es nicht zu Überlastungen des Gesundheitssystems komme.

Der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri plädierte zudem für mehr Sicherheit auf den Skipisten. Gefährliche und unfallträchtige Pistenabschnitte sollten abgesperrt werden. Damit könnten schwere Unfälle und eine weitere Belastung der Spitäler reduziert werden.

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