Die Impfkampagne gewinnt an Fahrt! In ersten Kantonen können sich nun auch schon Jüngere impfen lassen. In der Waadt können sich alle ab 18 Jahren für einen Impftermin anmelden, weil keine Impfdosen für die zweite Impfung auf Halde gelassen werden. Und im Kanton Uri sollen sich bald schon auch die 16-Jährigen anmelden können. Die fortschreitende Impfkampagne gebe der coronamüden Schweizer Bevölkerung eine Perspektive, zeigte sich SP-Bundesrat Alain Berset am Dienstag bei einem Besuch im Kanton Freiburg erfreut.
Goods News verkündete auch Anne Lévy, die Direktorin des Bundesamts für Gesundheit, in einem Interview mit den CH-Media-Zeitungen. Alle Jugendlichen sollen ab dem Sommer geimpft werden können. «Wir setzen alles daran, dass eine Impfung möglichst bald auch für Kinder und Jugendliche möglich ist», so Lévy. Die Planung solle darauf ausgerichtet werden, 12- bis 16-Jährige ab Juli zu impfen und Kinder unter zwölf Jahren ab Ende Jahr. Nötig ist dafür aber die Zulassung durch Swissmedic. Diese steht noch aus.
Kantone sollen Impfungen nicht in Reserve behalten
An der Medienkonferenz der Corona-Experten hieb BAG-Vertreterin Vriginie Masserey in dieselbe Kerbe. Kantone sollen keine grossen Mengen für die zweite Impfdosis in Reserve behalten, denn es seien genügend Dosen erhältlich. Das BAG empfehle den Kantonen deshalb, möglichst rasch vielen Personen die erste Dosis zu verabreichen, so Masserey.
Das BAG begrüsse es, dass, wenn genug Impfdosen vorhanden seien, sobald als möglich auch Jüngere geimpft würden, wenn die Nachfrage bei den Älteren sinke. Eine Nachfrage bei der jüngeren Bevölkerung bestehe. Ältere könnten sich aber auch dann noch impfen lassen und würden priorisiert.
Die Impfungen dürften nämlich zunehmend mithelfen, die Corona-Situation mit derzeit zwischen 2000 bis 2500 Fällen täglich im Zaum zu halten. Denn die Fallzahlen hätten sich stabilisiert, so Masserey. Es sei aber noch zu früh, um zu den jüngsten Öffnungsschritten definitiv Bilanz zu ziehen. «Es ist eine ermutigende Entwicklung. Wir haben aber keine Garantie, dass es so bleibt.»
Verbunden mit den Lockerungen tauchen immer wieder praktische Fragen auf. Etwa: Wann muss man auf der Restaurantterrasse Maske tragen? «Man sollte die Maske nur abnehmen, wenn man konsumiert», so Masserey. «Nach jedem Bissen die Maske wieder aufzusetzen, wäre aber übertrieben.» Man solle die Maske jedoch aufsetzen, wenn man fertig konsumiert habe und noch ein bisschen zusammensitze und plaudere. Oder wenn man aufs WC gehe.
Und auch in der Badi gehört die Maske grundsätzlich über Mund und Nase gezogen. Also etwa auch beim Sünnele. Beim Schwimmen hingegen natürlich nicht. Einen gewissen Spielraum gibt es diesbezüglich aber bei frei zugänglichen Bädern wie dem Marzili in Bern, wo niemand den Zugang kontrolliert.
Covid-Zertifikat kommt im Frühsommer
Nicht nur die Impfkampagne wird vorangetrieben, sondern auch die Entwicklung des Covid-19-Zertifikats. Bis Mitte Mai will sich der Bund für eine technische Lösung entscheiden, welche dann im Frühsommer – allenfalls schon im Juni – zum Einsatz kommen soll.
«Im Grundmodell ist es ein Blatt Papier mit QR-Code», so Co-Projektleiterin Nassima Mehira. Je nach Fall bekomme man jeweils ein Zertifikat für einen negativen Test, für eine überstandene Covid-Erkrankung oder fürs Impfen. Das Zertifikat könne man aber auch auf dem Handy tragen. Ziel ist es, dass man das Zertifikat auch im Ausland verwenden könne. In diesem Zusammenhang orientiert man sich auch an den Bestimmungen der EU.
Wichtig ist beim Zerzifikat auch der Datenschutz. Der Kontrolleur – etwa der Türsteher beim Konzertlokal – soll nur die minimalen Daten sehen wie etwa Vorname, Name oder Geburtsdatum, um diese mit einem Ausweis abzugleichen. Auch die Gültigkeit des Zertifikats soll ersichtlich sein. Warum es gültig ist, müsse er aber nicht sehen, so Mehira. Sprich: Ob jemand wegen einer Genesung, Impfung oder Testung ein positives Zertifikat erhält, soll nicht ersichtlich sein.
Sport im Corona-Fokus
Ein Thema war auch der Sport sein. Gleich zwei Vertreter des Bundesamts für Sport (Baspo) waren in Bern vor Ort: Baspo-Direktor Matthias Remund sowie Markus Feller, stellvertretender Leiter des Bereichs Sportpolitik und Ressourcen. Remud verwies auf die Hilfspakete für den Sport. Noch bis Ende Monat könnten die Profi-Clubs Gesuch für die Ticketausfallentschädigungen einreichen.
Mit Blick auf das Ausland betonte er zudem: «Einen Sport-Lockdown im eigentlichen Sinne gab es in der Schweiz nicht.» In der Schweiz seien die Privilegien beim Sport grösser als im benachbarten Ausland. Dies verpflichte aber auch, die Regeln einzuhalten.
Und: «Es ist für mich eine Wohltat, ein Eishockey-Playoffspiel mit Fangesängen verfolgen zu können», sagt Remund zu den Lockerungen beim Publikum. Auch wenn es noch Geduld brauche, bis die Stadien wieder gefüllt werden könnten. Die Sportwirtschaft brauche in einer Krise länger, um sich zu erholen als die Gesamtwirtschaft. Dies sei man sich beim Bundesamt für Sport bewusst.