Experten für Verschärfungen
Nur noch Geboosterte sollen in die Beiz

Laut einer neuen Studie schützt einzig der Booster gegen Omikron. Daher verlangen Experten mehr Tempo bei der Auffrischungsimpfung – und schärfere Massnahmen.
Publiziert: 16.01.2022 um 11:07 Uhr
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Aktualisiert: 16.01.2022 um 12:25 Uhr
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Die Omikron-Variante ist hoch ansteckend, oft aber vergleichbar mild. Gesundheitsminister Alain Berset verglich sie sogar mit einer Grippe.
Foto: Keystone

Die Omikron-Welle rast durch die Schweiz. Die Corona-Variante ist viel ansteckender als ihre Vorgänger, oft aber auch milder. Das hat Gesundheitsminister Alain Berset (49) dazu verleitet, den Verlauf der Infektion mit einer Grippe zu vergleichen – sofern man denn geimpft ist. Bei Experten aber hat die Aussage für viel Kopfschütteln gesorgt. Die Gefahr werde damit verharmlost – und gleich auch noch die laufende Booster-Kampagne torpediert, kritisieren sie.

Darauf deutet nun auch eine neue US-Studie aus Boston und Harvard. Demnach hätten nur mit mRNA-Impfstoffen Geboosterte zu einem grossen Teil genügend neutralisierende Antikörper gegen Omikron und seien gut geschützt, schreibt die «Sonntagszeitung». Bei Genesenen, die auch schon länger zweimal geimpft sind, sei der Schutz dagegen nicht mehr so hoch. Selbst frisch doppelt Geimpfte hätten viel weniger Abwehrkräfte. Wer zudem vor über sechs Monaten geimpft worden ist, habe praktisch keinen Schutz mehr vor Omikron.

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US-Studie stellt Schweizer Corona-Strategie infrage

Bei Delta und der Ursprungsvariante sah das noch anders aus: Dagegen wären Genesene und doppelt Geimpfte viel besser geschützt. Fazit: Es müssten sich in der Schweiz also noch viel mehr boostern lassen. Bis jetzt hat allerdings erst ein Drittel der Bevölkerung die dritte Dosis erhalten. Zuletzt waren die Zahlen bei der Auffrischungsimpfung sogar rückläufig.

Die US-Studie stellt zudem die Schweizer Corona-Strategie infrage. Einige Massnahmen seien neu zu prüfen, wird Didier Trono zitiert. Der Epidemiologe und Mitglied der Corona-Taskforce des Bundes spricht die derzeitigen Regeln bezüglich 2-G und 2-G plus an.

Experten fordern: 2-G plus soll ausgeweitet werden

Heute braucht zum Beispiel den Booster, wer ins Hallenbad oder in einen Club will. Wer nur zweifach geimpft ist, benötigt zusätzlich einen negativen Test. Für den Infektiologen Andreas Cerny ist klar, dass ein Ausbau dieser Regel helfen würde: «Es ist sinnvoll, 2-G plus auf weitere Bereiche wie Restaurants oder Grossveranstaltungen auszuweiten.» So seien mehr Infizierte herauszufiltern. Die Sicherheit würde erhöht.

Soll Omikron tatsächlich gebremst werden, «nützen 2-G-Zertifikate kaum etwas», findet auch Christoph Berger, Präsident der Impfkommission. Dann wäre verbreitet 2-G plus nötig.

Bis jetzt aber sah der Bundesrat noch keinen Grund, die geltenden Massnahmen weiter zu verschärfen. Noch ist keine Anpassung der Corona-Regeln, gerade im Bereich 2-G plus, geplant. Vorerst sollen einzig die geltenden Massnahmen bis Ende März verlängert werden. Der Bundesrat hat dabei in erster Linie die Auslastung der Spitäler im Auge.

EU-Behörde warnt

Doch auch das ständige Impfen wird immer mehr infrage gestellt. Die Europäische Arzneimittel-Agentur warnte diese Woche vor zu häufigem Boostern. Auffrischungsimpfungen alle vier Monate könnten das Immunsystem schwächen und die Menschen ermüden. Aus diesem Grund sollten die Länder mehr Zeit zwischen den einzelnen Impfungen einplanen.

Auf die derzeitige Omikron-Welle in der Schweiz soll dies keinen Einfluss haben – schon eher auf das, was darauf folgt. Andreas Cerny zeigt sich hier weniger euphorisch als andere Wissenschaftler und viele Politiker. «Wir sind noch weit weg von der endemischen Phase», wird er zitiert. Die globale Aktivität des Virus sei derzeit so hoch wie nie. Auch könnten jederzeit neue Varianten auftauchen: «Ich bin sehr skeptisch, dass Omikron das Ende der Pandemie einläutet.» (dba)

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