Auf einen Blick
- Parlament beschliesst Abschaffung des Eigenmietwerts nach siebenjähriger Debatte
- Ex-Preisüberwacher kritisiert neue Lösung als kompliziertes Bürokratiemonster
- Auch Karin Keller-Sutter warnte vor administrativem Aufwand
Der Krimi um die Abschaffung des Eigenmietwerts wurde in der Wintersession entschieden: Das Parlament gab grünes Licht für die vollständige Abschaffung! Mehr als sieben Jahre haben National- und Ständerat um den Systemwechsel gefeilscht, der für Hausbesitzer grosse Auswirkungen haben wird.
Der Ständerat ist in der Schlussrunde auf die Nationalratsvariante eingelenkt. Nicht bei allen Ständeräten geschah dies aus Überzeugung: Einige sind über ihren Schatten gesprungen, weil man das Projekt nach sieben Jahren im Parlament nicht einfach fallenlassen wollte. Sie haben sich etwa dazu überwunden, den Eigenmietwert auch für selbstbewohnte Zweitwohnungen abzuschaffen. Ein weiterer Streitpunkt: Der Steuerabzug bei den Schuldzinsen soll nach dem Willen des Nationalrats stärker eingegrenzt werden.
«Das Grausen» für kantonale Steuerämter
Nun schaltet sich deswegen der Ex-Preisüberwacher Rudolf Strahm (81) in die Debatte ein. Die neue Lösung bei den Schuldzinsen sei nämlich nicht nur restriktiver, sondern auch hoch kompliziert. Verantwortlich dafür: die sogenannte quotal-restriktive Berechnungsmethode. Dabei ergibt sich die Höhe des Schuldzinsenabzugs aus der Quote von unbeweglichem Vermögen am Gesamtvermögen.
Strahm wählt deutliche Worte: Das Modell sei «ein neues Bürokratiemonster, das die Steuerpflichtigen zum Steuerberater zwingt und allen kantonalen Steuerämtern das Grausen beibringt», schreibt er in einer Kolumne in der «Handelszeitung».
Keller-Sutter warnte vor administrativem Aufwand
Er ist nicht der Erste, der das System als zu aufwendig kritisiert. Auch Bundesrätin Karin Keller-Sutter (61, FDP) warnte Ende September im Nationalrat, dass die Komplexität des Berechnungsmodells zu mehr administrativem Aufwand führe. Und der Hauseigentümerverband (HEV) schrieb, dass der Vorschlag der angestrebten administrativen Vereinfachung des Steuersystems zuwiderlaufe.
Das sieht auch Strahm so: «Bürgerliche, die stets die wachsende Bürokratie beim Staat anprangern, schauten bei diesem neuen Bürokratiemonster weg und schwiegen dazu in allen Landessprachen.»