Von Schutzmasken wollte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zum Beginn der Corona-Pandemie lange nichts wissen. Auch gegen Selbsttests wehrte sich die Behörde – bis Bundesrat Alain Berset (48) ein Machtwort sprach. Und nachdem am Montag eine neue Corona-Studie vorgestellt wurde, zeigt sich das Bundesamt erneut sehr zurückhaltend.
Dabei könnten die Resultate Grund zur Hoffnung sein. Ein sensorisches Armband des Zürcher Unternehmens Ava hat eine Infektion in vielen Fällen schon zwei Tage vor dem Auftreten erster Symptome erkannt. Bei 71 Prozent von mehr als 1100 Testpersonen in Liechtenstein hat die Früherkennung geklappt. Das Armband könnte ein wichtiger Schritt sein, um Infektionsketten früh unterbrechen und so das Virus eindämmen zu können.
Das BAG aber zeigt sich reserviert. «Wir beobachten und integrieren laufend neue wissenschaftliche Erkenntnisse», meint Sprecher Yann Hulmann. Weiter wollen die Bundesbehörden die Studienresultate nicht kommentieren.
Die EU zeigt grosses Interesse
Die Zurückhaltung der Schweizer Behörden muss Ava aber kein Kopfzerbrechen bereiten. Denn es gibt weit grössere Interessenten. Immerhin hat die EU nach den vielversprechenden Resultaten in Liechtenstein bereits einen Grossversuch mit über 20'000 Personen in den Niederlanden angekündigt.
Tatsächlich glaubt Ava an ein grosses Marktpotenzial und rechnet bereits mit enormer Nachfrage. «Wir prüfen derzeit die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit Grossunternehmen, die uns bei der Erschliessung unterstützen könnten», sagt Maureen Cronin, Leiterin des Bereichs Gesundheit bei Ava.
Armband soll möglichst bald im Alltag eingesetzt werden können
Das Armband misst in der Nacht Hauttemperatur, Puls, Atmung sowie Blutfluss. Rund drei Millionen Messdatenpunkte fallen dabei an. Ursprünglich wurde das Armband dafür entwickelt, die fruchtbaren Tage von Frauen zu erkennen. Mit einem geänderten Algorithmus soll es nun anhand der Daten auch eine Corona-Infektion erkennen können – noch bevor ein Patient sie selbst bemerkt. In einem nächsten Schritt soll die Software den Träger des Armbands frühzeitig über eine mögliche Ansteckung informieren.
«Es ist das Ziel, die Erkenntnisse möglichst bald auch für den Alltagsgebrauch einsetzen zu können», sagt Studienleiter Lorenz Risch zu BLICK. Gleichzeitig weist der Professor für Klinische Chemie an der Uni Bern aber auch darauf hin, dass bis zu einer Zulassung durch die Behörden noch einige Schritte nötig sind. «Auch wenn ich kein Datum nennen kann, gibt es jedoch grosse Anstrengungen, unser Ziel so schnell wie möglich zu erreichen.»
Auch Ava-Geschäftsführerin und Mitbegründerin Lea von Bidder (31) glaubt an das grosse Potenzial des Corona-Armbands: «Dass unsere wissenschaftliche Expertise und Technologie auch im Kampf gegen Covid-19 Wirkung entfaltet, freut uns sehr», sagt sie. «Wir sind stolz darauf, damit einen Beitrag zur Überwindung der Pandemie leisten zu können.» (dba)