Erst ab 16 Jahren erlauben
Eltern fordern Social-Media-Altersgrenze

Experten vergleichen Social-Media-Konsum mit Alkohol und Tabak. Eine neue Online-Petition fordert nun eine Altersgrenze ab 16 Jahren. Beim Bundesrat dürfte sie damit auf offene Ohren stossen.
Publiziert: 25.04.2025 um 17:49 Uhr
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Aktualisiert: 25.04.2025 um 17:59 Uhr
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Experten sind sich einig: Der Konsum sozialer Medien sei so gefährlich wie das Trinken von Alkohol. Sie würden gezielt programmiert, um Menschen süchtig zu machen.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Experten fordern Verbot sozialer Medien für Jugendliche unter 16 Jahren
  • Petition in der Schweiz gestartet, Bundesrat prüft Alterslimite und Handyverbot
  • Studien zeigen 70% erhöhtes Risiko für Depressionen durch soziale Medien
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Experten sind sich einig: Der Konsum sozialer Medien sei so gefährlich wie das Trinken von Alkohol. Sie würden gezielt programmiert, um Menschen süchtig zu machen. Ein Verbot für Jugendliche wäre sinnvoll und nichts Aussergewöhnliches. Auch Alkohol und Tabak würden schliesslich reguliert.

Diese Haltung hat sich schon in mehreren Ländern durchgesetzt. Im vergangenen November verbot die australische Regierung Jugendlichen unter 16 Jahren den Zugang zu Snapchat, Instagram, Tiktok, Facebook und anderen Netzwerken. Auch Grossbritannien und die Niederlande wollen eine Altersgrenze einführen. Norwegen will die Schwelle mit 15 Jahren sogar noch tiefer ansetzen.

«Für Kinder ist es eine Überforderung»

Angeführt vom Verein «NextGen4Impact» ist nun auch in der Schweiz eine Online-Petition gestartet worden, die sich an Bundesrat und Parlament richtet – und innert weniger Tage rund 5500 Personen unterzeichnet haben. Gefordert wird ebenfalls eine Altersgrenze ab 16 Jahren, eine verpflichtende Altersüberprüfung durch die Plattformen sowie eine nationale Präventionsstrategie an Schulen.

Cybermobbing habe stark zugenommen, genauso wie Depressionen, und bei Jungen steige die Bildschirmzeit stetig an. Hinzu kämen viele Fake-Meldungen, argumentiert SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel (44), welche die Petition unterstützt. Selbst viele Erwachsene könnten mit sozialen Medien nicht umgehen. «Aber für Kinder ist es eine Überforderung», sagt die zweifache Mutter. Viele Eltern versuchten es mit Zeitlimiten, aber diese liessen sich leicht aushebeln.

Die Petition richtet sich an SP-Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider (61). Schliesslich zeigten Studien, dass soziale Medien das Risiko für Depressionen und sogar Suizidgedanken um rund 70 Prozent erhöhten, gerade bei Mädchen. «Unsere Kinder wachsen in einer Welt auf, in der Likes, Filter und ständige Vergleiche ihr Selbstbild formen – oft bevor sie überhaupt gelernt haben, wer sie wirklich sind», beklagen die Petitionärinnen. Dieser Dauerdruck führe bei vielen zu einer stillen Krise, «die wir nicht länger ignorieren dürfen».

Bundesrat will Situation genauer analysieren

Die Forderungen stossen beim Bundesrat auf offene Ohren. Er will darüber nachdenken, wie Kinder und Jugendliche vor negativen Auswirkungen des Social-Media-Konsums geschützt werden können, und dazu eine Alterslimite ab 16 Jahren sowie ein Handyverbot an Schulen prüfen. Das geht aus seinen Antworten auf Vorstösse der beiden Grünen-Ständerätinnen Maya Graf (63) und Céline Vara (40) von Ende Februar hervor.

Gemäss Bundesrat sind die Auswirkungen sozialer Medien auf die psychische Gesundheit junger Menschen umstritten. Er ist aber «bereit, die Situation in einem Bericht genauer zu analysieren». Thema dürfte dabei auch die praktische Umsetzung eines allfälligen Verbots sein. Denn das hat sich in Australien als nicht ganz einfach herausgestellt, wenn Jugendliche ein falsches Alter angeben. Allenfalls könnte in der Schweiz eine Alterskontrolle künftig über die geplante E-ID erfolgen. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.

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