Tabak und Alkohol machen süchtig und sind schädlich – für Kinder und Jugendliche sind sie darum verboten. «Für gewisse Algorithmen in den sozialen Medien gilt das Gleiche, deshalb müssen wir auch hier Alterskontrollen einführen», findet Grünen-Nationalrat Gerhard Andrey (48).
Der US-Staat Florida preschte bereits vor und hat ein Verbot von sozialen Medien für unter 14-Jährige verabschiedet. Auch in Deutschland haben sich kürzlich bürgerliche Politiker für ein Verbot für unter 13-Jährige ausgesprochen. Jetzt werden Schweizer Politiker aktiv.
Plattformen sollen reguliert werden
Einfach auf Förderung der Medienkompetenz und Eigenverantwortung zu setzen, greife im Umgang mit den sozialen Medien zu kurz, findet IT-Unternehmer Andrey. Die Lösung solle aber differenzierter sein als ein schlichtes Verbot: Die Plattformen müssten in die Pflicht genommen werden, um Jugendliche zu schützen.
Beispielsweise sollten süchtig machende Algorithmen für Jugendliche nicht eingesetzt werden dürfen. Das sei mit einer besseren Alterskontrolle möglich. Andrey verweist auf die E-ID, die gerade einen neuen Anlauf im Parlament nimmt: Damit könnte eine Alterskontrolle durchgesetzt werden und Nutzer trotzdem anonym bleiben.
Im Rahmen der E-ID werde sich Andrey für die technische Umsetzung eines solchen Jugendschutzes einsetzen – falls nötig auch mit Vorstössen.
Andrey selbst hat sich in letzter Zeit etwas von den sozialen Medien distanziert, weil die Qualität abgenommen habe. «Auch wenn die sozialen Medien super Spannendes ermöglichen, finde ich auch bedauerlich, wie viel Zeit bei vielen Jugendlichen auf diesen paar Zoll Bildschirm flöten geht.»
Aufklärung gegen digitale Drogen
FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt (30) hat sich ein Tageslimit von einer Stunde für Instagram und Co. gesetzt – das erreiche er allerdings selten. Solche digitalen Lösungen seien zielführender als Verbote, findet Silberschmidt. «Die sozialen Medien sind zwar eine Art digitale Droge. Aber ein Verbot genügt für diese Herausforderungen nicht.»
Man könne nicht alles an Staat und Schulen delegieren. Stattdessen sollen junge digitale Nutzerinnen und auch Eltern vermehrt über Risiken der sozialen Medien aufgeklärt werden. Vor allem seien die sozialen Medien nicht per se schlecht, so Silberschmidt.
SP-Rumy will ein Schulfach
In diesem Punkt ist er sich mit SP-Nationalrätin Farah Rumy (32) einig: «Man hat Möglichkeiten, kreativ zu sein und sich mit anderen zu vernetzen. Ich spielte als Jugendliche zum Beispiel gerne mit meiner Freundin auf einer App Schach», so Rumy.
Auch sie hält wenig von einem Verbot. Smartphones gehörten zu unserem Leben dazu, das merke sie als Lehrerin an der Berufsschule. Die Medienkompetenz müsse klar gefördert werden: «Dazu braucht es ein Schulfach, um den Umgang mit Medien zu lernen.»