Florida prüft Verbot
So schädlich sind Social Media für Jugendliche

Schon Kinder konsumieren auf Social Media Pornografie und Gewaltinhalte. Sie lernen problematische Körperbilder und werden Opfer von Cybermobbing. In den USA steht ein Verbot zur Debatte. In der Schweiz plädieren Experten stattdessen für Prävention.
Publiziert: 30.01.2024 um 19:26 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2024 um 09:18 Uhr
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Wenn Jugendliche zu viel Zeit auf Social Media verbringen, birgt das Risiken für ihre Psyche.
Foto: Shutterstock
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

Wenn Meta-Chef Mark Zuckerberg (39) höchstpersönlich in Washington (USA) antraben muss, dann gilt es ernst: Er und andere CEOs von Social-Media-Plattformen müssen am Mittwoch vor einem Senatskomitee über ihre Massnahmen zum Jugendschutz aussagen.

Gleichzeitig hat der US-Bundesstaat Florida gerade eine Gesetzesvorlage auf den Weg gebracht, die Jugendlichen unter 16 den Zugang zu Social Media gänzlich verbieten soll. Das Gesetz könnte bereits im Sommer in Kraft treten.

KI lässt Grenzen der Realität verschwimmen

Nicht nur in den USA, auch in der Schweiz sind Expertinnen besorgt über die Auswirkungen von Social Media auf die Psyche von Kindern und Jugendlichen. «Viele Jugendliche sind gestresst, weil sie Angst haben, etwas zu verpassen, wenn sie nicht online sind», erklärt Lulzana Musliu von Pro Juventute. «Neun von zehn Mädchen sind mit ihrem eigenen Körper unzufrieden. Das kommt auch daher, dass sie sich auf Social Media stark mit anderen vergleichen.»

Auch Cyber-Mobbing sowie der Konsum problematischer Inhalte (etwa Gewalt oder Pornografie) gehören zu den Risiken. Die Algorithmen der Plattformen machen alles nur noch schlimmer. Wenn Jugendliche einmal destruktive Inhalte konsumieren, geraten sie in einen Strudel: Ihnen werden immer mehr entsprechende Inhalte ausgespielt. Ein Teufelskreis.

Das alles trifft auch Erwachsene – doch Kinder und Jugendliche sind anfälliger, weil sie schlechter zwischen Wirklichkeit und virtuell erschaffener Fiktion unterscheiden können. Künstliche Intelligenz macht diese Unterscheidung noch schwieriger.

Empfehlungen zur Bildschirmzeit

Weil Kinder und Jugendliche ihr Verhalten schlechter regulieren können, sind Vorschriften entscheidend – und Vorbilder! Erwachsene sollten ihre eigene Zeit am Bildschirm überdenken. Und Kindern klare Grenzen setzen. Die folgenden Zeiten (pro Tag) stützen sich auf Empfehlungen von Pro Juventute.

  • 0–2 Jahre: gänzlicher Verzicht
  • 2–4 Jahre: 5–10 Minuten
  • 4–8 Jahre: 30–60 Minuten
  • 9–10 Jahre: 60–100 Minuten
  • ab 10 Jahren: wöchentliches Kontingent, z.B. 1 Stunde pro Lebensjahr und Woche

Weil Kinder und Jugendliche ihr Verhalten schlechter regulieren können, sind Vorschriften entscheidend – und Vorbilder! Erwachsene sollten ihre eigene Zeit am Bildschirm überdenken. Und Kindern klare Grenzen setzen. Die folgenden Zeiten (pro Tag) stützen sich auf Empfehlungen von Pro Juventute.

  • 0–2 Jahre: gänzlicher Verzicht
  • 2–4 Jahre: 5–10 Minuten
  • 4–8 Jahre: 30–60 Minuten
  • 9–10 Jahre: 60–100 Minuten
  • ab 10 Jahren: wöchentliches Kontingent, z.B. 1 Stunde pro Lebensjahr und Woche

Austausch mit Gleichgesinnten

Ein gesetzliches Verbot der Plattformen für Jugendliche wird schwer umzusetzen. Schon heute kennen viele Plattformen Altersgrenzen, die spielend leicht umgangen werden können, wirft Domenic Schnoz (48) ein, Leiter des Zentrums für Spielsucht und andere Verhaltenssüchte der Schweizerischen Gesundheitsstiftung Radix. «Jeder Primarschüler kann sich einen Account erstellen. Man muss nur ein falsches Geburtsdatum angeben.»

Statt für Verbote plädieren Experten für Prävention. Pro Juventute etwa bietet Medienkompetenzschulungen für Schulklassen an. «Wir sollten Kinder dabei begleiten, den gesunden Umgang mit Social Media zu lernen, genauso wie sie rechnen und schreiben lernen», erklärt Musliu. Denn, Verbot hin oder her: «Social Media gehen nicht einfach wieder weg, sie sind mitten im Alltag der Jugendlichen.»

Und Social Media bergen für Kinder und Jugendliche nicht nur Risiken – sondern ebenso viele Chancen. «Wer in einem kleinen Dorf aufwächst, findet möglicherweise keine Gleichgesinnten. Auf Social Media gibt es ganze Communitys, wo man sich austauschen kann», erklärt Schnoz. Social Media ermöglichen den jungen Menschen ausserdem Spiel und Spass sowie ein Ventil für ihre Kreativität.

Darauf dürften auch Mark Zuckerberg und Co. bei der anstehenden Anhörung in Washington pochen. Die Tech-Konzerne sind bekannt dafür, sich wenig bis gar nicht um die psychische Gesundheit ihrer Nutzer scheren, sondern vielmehr der eigene Profit interessiert. Daran werden auch zusätzliche Gesetze über leicht zu umgehende Social Media Verbote nichts ändern.

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