«Kommt es zu einem Boykott oder Lieferstopp von russischem Gas, würde sich die Lage zuspitzen», sagte der Präsident der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom) im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» am Donnerstag. Die konkreten Auswirkungen liessen sich im Moment zwar kaum abschätzen.
Die EU werde sicher alles daran setzen, um die Gasversorgung für den kommenden Winter sicherzustellen. Sie werde das fehlende russische Gas aus anderen Quellen zu kompensieren versuchen. Weil dieses aber nicht vollständig ersetzt werden könne, könnte der Ukraine-Krieg auch Auswirkungen auf die Stromversorgung in der Schweiz haben.
Schweiz könnte von EU-Lösung mitprofitieren
Bei Gasknappheit und geringer Verfügbarkeit von Produktionskapazitäten in Deutschland und Frankreich könnte es auch für die Schweiz kritisch werden. Der schlimmste Fall wäre ein Totalausfall von russischem Gas. «Es ginge nicht ohne Rationierungen», sagte Luginbühl.
Da aber der Schweizer Gasbedarf nur knapp ein Prozent des EU-Verbrauchs betrage, könnte die Schweiz als kleine Konsumentin von einer EU-Lösung mitprofitieren. Die Schweiz könne deshalb nur hoffen, dass es der EU gelinge, genügend Gas zu beschaffen.
Für den Fall, dass die Schweiz wegen fehlender Verträge nicht genügend Strom importieren könne, habe die Elcom dem Bundesrat vorgeschlagen, zwei, drei Gaskraftwerke zu bauen, «quasi als Notstromaggregate», sagte Luginbühl.
Mitte Februar hatte die Regierung deshalb das Umweltdepartement damit beauftragt, umgehend Vorbereitungen für den Bau und Betrieb solcher klimaneutral betriebener Anlagen an die Hand zu nehmen. Dazu gehören das Festlegen der Dimensionierung und Details zur Wahl von Technologie und Standort. Im Fokus befinden sich nicht mehr genutzte Infrastrukturen. (SDA)