Simonetta Sommaruga (61) will Gas geben. In den nächsten Jahren sollen in der Schweiz zwei bis drei Gaskraftwerke gebaut werden, die im Notfall in Betrieb genommen werden könnten, wenn der Strom im Winter knapp wird. Diesen Plan stellte die Energieministerin vergangene Woche der Öffentlichkeit vor.
Die Elektritizätskommission Elcom hat sich auch bereits überlegt, wo die Reserve-Kraftwerke stehen könnten. 17 mögliche Standorte werden in einem Bericht genannt, den der Bundesrat nun veröffentlicht hat. Beispielsweise Birr AG, Gösgen SO, Schweizerhalle BL, Perlen LU oder Aigle VD.
«Kommunikation wirklich unglücklich»
Die Gemeinden wurden von den Plänen des Bundesrats überrumpelt. Man habe aus den Medien erfahren, als potenzieller Standort gehandelt zu werden, sagt die Gemeindepräsidentin von Kaiseraugst AG zur «Aargauer Zeitung». Wie «10 vor 10» berichtete, soll Kaiseraugst von den 17 vorgeschlagenen Standorten laut Elcom der geeignetste sein. Das Gaskraftwerk käme dort zu stehen, wo einst ein Atomkraftwerk hätte gebaut werden sollen.
«Die Kommunikation ist wirklich unglücklich verlaufen», kritisiert Gemeindepräsidentin Françoise Moser (GLP). Am Freitag hätten sich bereits erste Einwohnerinnen und Einwohner gemeldet, die wissen wollten, was da laufe.
Auch in Kaisten, einem weiteren möglichen Gaskraftwerk-Standort im Aargau, wusste man von nichts. «Wir waren sehr überrascht, weil wir nicht in die Diskussion darüber einbezogen und auch nicht vorgängig über die Eckdaten informiert wurden», sagt Gemeindeammann Arpad Major (FDP) zur «Aargauer Zeitung».
Erster möglicher Investor zeigt Interesse
Im Kanton Luzern hat sich derweil bereits ein erster Interessent für den Bau eines Gaskraftwerks gemeldet: die CPH-Gruppe, die in Perlen LU die einzige Schweizer Papierfabrik betreibt. «Wir haben sehr grosses Interesse, eines der Gaskraftwerke zu bauen, welche der Bundesrat vorschlägt», sagte Firmenchef Peter Schildknecht zur «SonntagsZeitung». Perlen LU gehört ebenfalls zu den Standorten, die die Elcom im Visier hat. Auch aus Sicht Schildknechts wäre der Ort ideal, da man auf dem Areal genügend Platz habe und sowohl eine Pipeline zum Anzapfen als auch ein Elektrizitätswerk zum Einspeisen des Stroms ganz in der Nähe seien.
Offen zeigt sich auch die italienische Firma Ansaldo Energia, die in Birr AG ein Test-Gaswerk betreibt. Die Testanlage für Gasturbinen könnte zum Reserve-Kraftwerk umgebaut werden. Noch sind das aber nur Gedankenspiele, konkret ist noch nichts.
Das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) wird nun ein Detailkonzept ausarbeiten und in diesem Rahmen auch die Standortwahl anschauen. Dann werden dann vielleicht auch die Gemeinden in die Planung miteinbezogen. (lha)