Beat Jans (59) kommt mit einem Säckli Marroni in der Hand ins Büro im Basler Rathaus. «Ich habe extra eine grosse Portion genommen, damit es für alle reicht», sagt er – und verabschiedet sich mit einem Kuss von seiner Frau Tracy, mit der er die Mittagspause verbracht hat.
Das Ehepaar sieht sich in diesen Tagen wenig. Nebst den zahlreichen Interviews bereitet sich der SP-Bundesratskandidat auf die Hearings bei den anderen Fraktionen vor, die am Dienstag und Mittwoch anstehen. «Es ist ein Moment, der mein Leben verändern kann», sagt Jans, während er eine Marroni aus der Schale klaubt. Der Regierungspräsident von Basel-Stadt gibt sich zwar entspannt, doch seine rastlosen Hände verraten seine Nervosität.
Es fehlt so wenig – und so viel
So wenig fehlt zur Wahl in den Bundesrat. Gleichzeitig aber eben auch so viel. Jans weiss: Jedes seiner Worte wird jetzt auf die Goldwaage gelegt. Und nichts in der Politik ist unberechenbarer als der Ausgang von Bundesratswahlen. Jans mag mit seiner Regierungserfahrung und als Städter auf dem Papier zwar die naheliegendere Wahl sein – doch das Herzog-Trauma hat nicht nur ihn, sondern ganz Basel Vorsicht gelehrt. Nach der völlig überraschenden Nichtwahl der Ständerätin will man sich dieses Mal auf keinen Fall zu früh freuen.
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Dass die Nomination von Jans den Kanton Basel-Stadt nicht so packt wie jene von Eva Herzog vor einem Jahr, liegt aber auch an Jans selbst. Politiker erinnern sich an die «teils giftigen Voten», die er im Basler Grossen Rat und später als Nationalrat hielt. Er, der Umwelt- und Energiepolitiker, brachte damit in Bern insbesondere die bürgerliche Bauernlobby gegen sich auf.
Der Bevölkerung etwas zurückgeben
Jans selbst mag nicht über seine Chancen spekulieren. Warum er überhaupt Bundesrat werden will? «Ich habe das Bedürfnis, der Bevölkerung in diesem Land etwas zurückzugeben», sagt er. Denn diesem habe er viel zu verdanken.
Er spricht damit auch auf seinen Werdegang an. Der Sohn einer Verkäuferin und eines Metallbauschlossers konnte einst dank Stipendien an der ETH Umweltwissenschaften studieren. Zuerst hatte er nach der Matur aber eine Bauernlehre gemacht.
Herr Jans, wie kam es zu dieser Berufswahl?
Beat Jans: Nach dem Gymi hatte ich sehr viel Energie und keine Lust, weiter die Schulbank zu drücken. Ich wollte raus, mal richtig arbeiten. Da war das Bauern genau das Richtige. Meine Eltern sind beide auf einem Bauernhof aufgewachsen, ich hatte immer einen Bezug zur Landwirtschaft.
Hat Ihnen die Arbeit gefallen?
Ja, wirklich. In der Lehre hatte ich per Vertrag einen 66-Stunden-Woche, oft arbeitete ich auch länger. Es war hart, aber ich mochte es. Hätte ich damals eine Partnerin gehabt, die auch Lust aufs Bauern hat, hätte ich es vielleicht als Pächter probiert.
Für Politik haben Sie sich damals noch nicht interessiert. Wann hat sich das geändert?
Der Schlüssel war für mich die Zeit in Haiti und Paraguay. Ich war dort Anfang 20 und habe für das Hilfswerk Helvetas gearbeitet. In Haiti habe ich erlebt, was es heisst, in einer Diktatur zu leben. Ich erinnere mich noch gut an Freund Raoul, ein Einheimischer. Eines Tages wurde er von der Militärjunta aufgeboten, weil er sich bei den Wahlen für den «falschen» Kandidaten ausgesprochen hatte. Ich fuhr ihn mit dem Töff zur Kaserne und spürte, wie er am ganzen Körper zitterte.
Wie erging es ihm?
Er kam glücklicherweise nach fünf Tagen frei. Doch er wurde gefoltert und stark eingeschüchtert. Da wurde mir bewusst, wie unglaublich wertvoll die Demokratie in der Schweiz ist. Wir können mitbestimmen, wir haben einen Rechtsstaat. Das müssen wir verteidigen.
Seine Mutter fiel in Ohnmacht
In die Politik stieg Jans erst rund zehn Jahre später, im Alter von 34 Jahren, ein. Dann aber ging es schnell. Zwei Jahre später war er bereits Präsident der Basler SP, im Jahr darauf Grossrat, 2010 wurde Jans in den Nationalrat gewählt. «Bei meiner Vereidigung fiel meine Mutter vor lauter Aufregung ihn Ohnmacht», erzählt Jans.
Am 13. Dezember wird sie nicht dabei sein, wenn ihr Sohn – vielleicht – der nächste SP-Bundesrat wird. Es wäre zu viel Aufregung. Was sie ihm aber mit auf den Weg gab: «Bleib auf dem Boden und gib Sorge zu deiner Familie!»
Diese ist Jans enorm wichtig. Im selben Jahr, in dem seine politische Karriere mit der Wahl zum Kantonalpräsidenten seinen Anfang nahm, lernte er in Surfferien auf Hawaii seine zukünftige Frau Tracy kennen. Die Amerikanerin arbeitet als Epidemiologin am Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut in Basel. Die beiden haben zwei Töchter, 15 und 18 Jahre alt. Ebenfalls ein festes Familienmitglied: Hund Jua.
Er gibt den Takt vor
Jua ist Suaheli und heisst Sonnenschein. Das passt zu Jans, dem Strahlemann, wie er gern genannt wird. Jans gilt als offen, einer, der auf die Leute zugeht und ihnen zuhört. Zudem sei der Politiker Jans geradlinig, kämpferisch und gleichzeitig bescheiden, sagt Sibylle Schürch (55). Sie sass einst mit Jans im Präsidium der Basler SP und ist heute nicht nur eine gute Freundin, sondern auch seine Wahlkampf-Beraterin. Sein Hobby, das Schlagzeugspielen, steht aus ihrer Sicht sinnbildlich dafür, wie er tickt: «Er gibt den Takt an, bleibt aber im Hintergrund und lässt anderen den grossen Auftritt.»
Blick: Wo ist Ihre Heimat?
Beat Jans: Dort, wo meine Frau, meine Familie ist. Im Moment ist das das Matthäus-Quartier im Kleinbasel.
Wo und wann kommen Ihnen die besten Ideen?
Auf dem Velo, beim Joggen und beim Schwimmen im Rhein.
Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?
Bauer.
Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Ich habe in den Ferien das Schulhaus geputzt.
Welche Arbeiten im Haushalt erledigen Sie?
Kochen, Küche putzen, Recycling, Dinge reparieren, mit dem Hund spazieren. Und wenn meine Frau auf Reisen ist, dann mach ich alles.
Woran scheitern Sie oft?
Am Handy! Das lenkt mich ab. Am liebsten habe ich es während der Arbeit darum gar nicht in der Nähe. Doch dann verpasse ich immer zig Anrufe.
Haben Sie ein heimliches Laster?
Kirsch-Schoggi. Die habe ich zu Hause versteckt.
Was ist Ihr Lieblingsessen?
Spätzli mit Linsen. Meine Mutter ist Schwäbin, sie hat dieses Gericht immer gekocht. Wenn ich es zubereite, gelingt es mir nie so gut.
Blick: Wo ist Ihre Heimat?
Beat Jans: Dort, wo meine Frau, meine Familie ist. Im Moment ist das das Matthäus-Quartier im Kleinbasel.
Wo und wann kommen Ihnen die besten Ideen?
Auf dem Velo, beim Joggen und beim Schwimmen im Rhein.
Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?
Bauer.
Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Ich habe in den Ferien das Schulhaus geputzt.
Welche Arbeiten im Haushalt erledigen Sie?
Kochen, Küche putzen, Recycling, Dinge reparieren, mit dem Hund spazieren. Und wenn meine Frau auf Reisen ist, dann mach ich alles.
Woran scheitern Sie oft?
Am Handy! Das lenkt mich ab. Am liebsten habe ich es während der Arbeit darum gar nicht in der Nähe. Doch dann verpasse ich immer zig Anrufe.
Haben Sie ein heimliches Laster?
Kirsch-Schoggi. Die habe ich zu Hause versteckt.
Was ist Ihr Lieblingsessen?
Spätzli mit Linsen. Meine Mutter ist Schwäbin, sie hat dieses Gericht immer gekocht. Wenn ich es zubereite, gelingt es mir nie so gut.
Das sehen in Basel nicht alle so. Noch nicht verdaut haben einige den Regierungsrats-Wahlkampf vor drei Jahren. Noch bevor er überhaupt gewählt war, plante Jans bereits den Ausbau seiner Macht. So weibelte er dafür, dass der Klimaschutz – eines seiner Kernthemen – neu in die Zuständigkeit des Präsidialdepartements fällt, das er anvisierte. Jans sollte am Ende bekommen, was er wollte.
Sonderwünsche kann Jans dieses Mal keine stellen. Sollte er gewählt werden, wird der Basler mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Innendepartement von Alain Berset (51) übernehmen. Und damit für Themen wie Altersvorsorge oder Gesundheitspolitik zuständig sein, mit denen er sich bisher politisch kaum beschäftigt hat. Kein Problem, findet Jans. «Ich müsste mich einarbeiten, und das mache ich gern.»
66-Stunden-Wochen kennt der einstige Bauernlehrling schliesslich schon. Vielleicht sind die Arbeitstage bald noch länger.