Diplomatie mit Schweizer Hilfe
Wie viel Schweiz in der Klimakonferenz in Dubai steckt

Beim diesjährigen Weltklimagipfel geht es vor allem um Geld. Extremwetter, Kritik am Gastgeber und der Nahostkonflikt überschatten die Konferenz.
Publiziert: 25.11.2023 um 00:37 Uhr
|
Aktualisiert: 27.11.2023 um 08:57 Uhr
1/6
Präsident der Cop 28: Sultan Al Jaber, Ölboss und Minister für Industrie und Fortschrittstechnologien der Vereinigten Arabischen Emirate.
Foto: AFP
fabienne_kinzelmann-opel.jpg
Fabienne Kinzelmann
Handelszeitung

In der Weltklimakonferenz steckt in diesem Jahr mächtig viel Schweiz. Nahezu jeder Gegenstand, den die Teilnehmenden – erwartet werden rund 70’000 Leute – während der Cop 28 auf dem ehemaligen Expo-Gelände in Dubai sehen werden, wurde in irgendeiner Weise von Kühne+Nagel umgeschlagen. 

Dazu gehören die Fahrten der Elektro-LKWs zwischen dem Lager von Kühne+Nagel in Dubai und dem Veranstaltungsort. Auch alle Bewegungen innerhalb des Veranstaltungsortes mit einer Fläche von rund 900’000 Quadratmetern – das entspricht 126 Fussballfeldern – werden ausschliesslich von Kühne+Nagel geplant und abgewickelt. Die Transportprofis des Weltkonzerns mit Sitz in Schindellegi SZ verantworten exklusiv sämtliche Logistik auf den «letzten Metern» des Mega-Events, der vom 30. November bis zum 12. Dezember dauert.

Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde erstmals im kostenpflichtigen Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Blick+-Nutzer haben exklusiv Zugriff im Rahmen ihres Abonnements. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.

Dieser Artikel wurde erstmals im kostenpflichtigen Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Blick+-Nutzer haben exklusiv Zugriff im Rahmen ihres Abonnements. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.

Das Unternehmen tritt in vergleichsweise kleine Fussstapfen: An der letzten Klimakonferenz im ägyptischen Scharm El-Scheich fehlte es beim Start an fast allem. Erst nach mehreren Tagen gab es ausreichend Wasser und Essen auf dem abgelegenen Veranstaltungsgelände. Die Vereinigten Arabischen Emirate wollen sich nun offenbar auf Schweizer Präzisionsarbeit verlassen. 

In den vergangenen Tagen kämpfte das Team von Jörn Schneemann, Global Head of Expo and Events bei Kühne+Nagel, allerdings mit einem unvorhergesehenen Wetterereignis: Starke Regenfälle haben die Infrastruktur beeinträchtigt und die Lieferungen für Standbaumaterialien auf einer der Flächen um einen ganzen Tag verzögert. Damit die Strukturen für Stände und Pavillons für mehr als 400 Aussteller trotzdem pünktlich fertig werden, hat Schneemann rund 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiviert.

Ein Ölboss leitet die Weltklimakonferenz

Der für die Region ungewöhnliche Niederschlag ist nicht das Einzige, was die Weltklimakonferenz in diesem Jahr überschattet. Von Anfang an stand die Konferenz in der Kritik, weil Gastgeber Sultan Al Jaber gleichzeitig auch die staatliche Erdölgesellschaft der Emirate leitet – und gar nicht daran dachte, seinen Chefsessel zu räumen. Und seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober überschattet der Nahostkonflikt die Konferenz. Auch wenn sich der Krieg bislang nicht zum Flächenbrand ausgeweitet hat, absorbiert er weltweit politische Ressourcen und schürt Unmut und Konflikte zwischen den Staats- und Regierungschefs, deren Einigkeit für einen Gipfelerfolg dringend gebraucht würde. 

Bei der Cop 28 steht der Fortschritt im Hinblick auf das Erreichen des Pariser Klimaziels im Zentrum. In Dubai werden die Teilnehmenden erstmals eine globale Bestandsaufnahme des Klimavertrags von 2015 machen. Die Internationale Energieagentur (IEA) hatte in ihrem Jahresbericht jüngst drei Massnahmen identifiziert, mit denen die Welt bis 2030 auf einen 1,5-Grad-Pfad kommen soll: die Verdreifachung der Kapazitäten bei den erneuerbaren Energieträgern, die Verdoppelung der Energieeffizienzsteigerung und die Verringerung der Methanemissionen aus der Produktion von Öl und Gas um 75 Prozent – jeweils bis 2030. Mit diesen drei Massnahmen lassen sich laut der Agentur mehr als 80 Prozent der zusätzlichen Emissionsreduktion erreichen.

Doch dafür fehlt es vor allem an Geld, insbesondere in den Entwicklungsländern. Laut einem Bericht der Energieagentur für erneuerbare Energien (Irena) müssten für die benötigte Verdreifachung der Erneuerbaren-Kapazität von 3400 Gigawatt im vergangenen Jahr auf 11’100 Gigawatt im Jahr 2030 jährlich 1300 Milliarden Dollar investiert werden – fast eine Verdreifachung der knapp 500 Milliarden im letzten Jahr.

Die Schweiz fordert Finanzierungsfairness

Entscheidend sind beim Kampf gegen das Klima vor allem die USA und China. John Kerry, Klima-Sonderbeauftragter der US-Regierung, und sein chinesischer Counterpart Xie Zhenhua werden in Dubai erwartet. US-Präsident Joe Biden und Chinas Machthaber Xi Jinping hatten bei ihrem Treffen vergangene Woche in Kalifornien ebenfalls bereits über das Klima gesprochen. Die beiden Staatschefs kündigten im Vorfeld der Weltklimakonferenz an, ihre Bemühungen zur Bewältigung des Klimawandels zu beschleunigen und Schritte zur Reduzierung der Emissionen von Methan und anderen Treibhausgasen neben Kohlendioxid zu unternehmen.

Auch die Schweiz, die das Klimaabkommen von Paris als erstes Land unterzeichnet hatte, wird in Dubai natürlich dabei sein. Bundespräsident Alain Berset wird das Land zum Auftakt am Treffen der Staats- und Regierungschefs vertreten. Albert Rösti, der dem Uvek vorsteht, wird bei den Gesprächen der Umweltministerinnen und -minister vor Ort teilnehmen. Die Schweizer Verhandlungsdelegation steht unter der Leitung von Umweltbotschafter Felix Wertli, Chef der Abteilung Internationales des Bundesamts für Umwelt. 

Die Ziele der Schweiz drehen sich vor allem um Transparenz bei der Evaluation der bisherigen Fortschritte und Handlungsempfehlungen für das Erreichen der Klimaziele. Zudem will sich die Schweiz dafür engagieren, dass der im vergangenen Jahr beschlossene «Loss and Damage Fund» den ärmsten und vom Klimawandel besonders betroffenen Ländern zugutekommt. Bei diesem Fonds für klimabedingte Verluste und Schäden ist derzeit unter anderem noch offen, welche Länder und welche Akteure Beiträge an den Fonds leisten sollen, wie die Gelder verteilt werden und wo der Fonds angesiedelt werden soll. 

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?

Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?