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Intensivbetten werden knapp
Müssen Spitäler bald Corona-Patienten abweisen?

Geht es mit den Corona-Zahlen so weiter, werden Schweizer Spitäler in 10 bis 14 Tagen an ihre Grenzen stossen. Die Experten des Bundes fordern deshalb drastische Massnahmen.
Publiziert: 27.10.2020 um 11:37 Uhr
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Aktualisiert: 01.11.2020 um 23:17 Uhr
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Schon in 10 bis 14 Tagen könnten Schweizer Spitäler an ihre Grenzen stossen.
Foto: Keystone
Daniel Ballmer und Ruedi Studer

Eine klare Aussage haben die Experten des Bundes an ihrer Medienkonferenz vom Dienstag vermieden. Eines aber ist klar: Es wird verdammt eng. Schon in 10 bis 14 Tagen dürften Schweizer Spitäler an ihre Grenzen stossen, stellte Andreas Stettbacher (58) vom Koordinierten Sanitätsdienst (KSD) klar. Dann könnte es soweit kommen, dass nicht mehr für alle Corona-Patienten genügend Intensiv-Betten vorhanden sind. Patienten müssten abgewiesen werden!

«Wir haben maximal 1400 Betten auf Intensivstationen. Die reichen, wenn die Vervielfachung der Intensivpatienten so weiter geht, noch für 10 Tage», sagte Stettbacher vor den Bundeshausmedien in Bern. Flächendeckend könnte es in etwa 14 Tagen zu Triagen kommen. Dann müssten Ärzte entscheiden, welche Patienten behandelt werden können und welche nicht. Stettbacher: «Lokal könnte es schon vorher Engpässe geben.»

Neue Massnahmen greifen erst in zwei Wochen

«Zum Glück haben einige Kantone bereits Massnahmen getroffen», sagte Epidemiologe Martin Ackermann (49) von der wissenschaftlichen Corona-Taskforce des Bundes. «Wir hoffen, dass die Schweiz bald nachzieht.» Denn die Fallzahlen bleiben hoch. Am Dienstag meldet das Bundesamt für Gesundheit 5949 neue Ansteckungen sowie 167 Spitaleinweisungen und 16 Todesfälle.

Angesichts der drastischen Entwicklung stösst Gesundheitsminister Alain Berset (48) mit seinen harten Vorschlägen bei den Kantonen auf offene Ohren. Ausser bei der Maskenpflicht im Freien unterstützen die Kantone die Stossrichtung des SP-Magistraten.

Das Problem: Selbst wenn der Bundesrat am Mittwoch drastische Massnahmen beschliesst, werden diese erst mit einer Verzögerung von bis zu zwei Wochen greifen. Für zahlreiche Spitäler könnte es dann schon zu spät sein!

Man kann nicht einfach die Bettenzahl erhöhen

Es sei jedoch nicht so, dass dann Corona-Patienten Unfallopfern vorgezogen würden, erklärte der Basler Kantonsarzt Thomas Steffen. Man habe bereits Kriterien für eine sogenannte Triage erarbeitet, zum Beispiel für Gross-Ereignisse. Diese Kriterien würden auch für die jetzige Pandemie zur Anwendung kommen, wenn es nicht gelinge, die Entwicklung zu verbessern.

Keine Lösung wäre für Epidemiologe Ackermann eine weitere Erhöhung der Bettenzahl: «Auch wenn wir die Bettenkapazitäten um 50 Prozent erhöhen, was sehr unrealistisch ist, brächte uns das bei gleichbleibendem Wachstum nur ein paar Tage. Dann wären auch diese Betten wieder ausgelastet.»

Nur das Stoppen des Virus hilft

Zudem: Das Gesundheitspersonal hat in den vergangenen Tagen mehrfach signalisiert, dass es müde ist und überlastet. Das Einzige, was vor einer Überlastung helfe, sei deshalb, die Ausbreitung des Virus zu stoppen, betont Ackermann. Die Hälfte aller Neuinfektionen müsse verhindert werden.

Die Taskforce habe bisher aber keine Hinweise, dass sich die Ausbreitung verzögere. Doch die Menschen würden sich nicht wie Mitte März verhalten, als sie ihre Mobilität eingeschränkt hatten. Das Mobilitätsniveau sei viel höher als auf dem Höhepunkt der ersten Corona-Welle und liege bei rund 75 Prozent verglichen mit der Situation vor Corona. das sei viel zu hoch, sagte Ackermann. Nun müsse jeder einzelne mithelfen.

Bundes-PK 271020

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