Gesundheitsminister Alain Berset (48) bricht einen neuen Maskenstreit vom Zaun: In seiner Konsultation bei den Kantonen schlägt er eine Maskenpflicht im Freien vor. «Jede Person muss im öffentlichen Raum von Siedlungsgebieten eine Gesichtsmaske tragen», heisst es im Entwurf. Wer also aus seiner Wohnung auf die Strasse tritt, müsste eine Maske aufsetzen – egal, wie viele Leute unterwegs sind.
Ein Vorschlag, der für Diskussionen sorgt. So hat bisher nicht einmal die wissenschaftliche Covid-Taskforce je eine generelle Maskenpflicht im Freien verlangt. Sie plädiert in erster Linie für eine breite Maskenpflicht in allen Innenräumen sowie in überfüllten Aussenbereichen.
Maskenpflicht im Freien genauer definieren
Dem Vernehmen nach handelt es sich um einen strategischen Schachzug Bersets. Mit seinem Extremvorschlag will er allzu zögerliche Kantone unter Druck setzen.
Mittlerweile hat der SP-Magistrat aber eingesehen, dass die vorgeschlagene Regelung zu weit gefasst ist. BLICK weiss: Berset will einlenken. Er lässt die Maskenpflicht im Freien zwar nicht ganz fallen, will den Anwendungsbereich aber klarer definiert und enger gefasst haben.
Das könnte zum Beispiel heissen, dass die Maskenpflicht draussen nur bei Menschenansammlungen zum Zug kommt beziehungsweise dort, wo sich die Abstandsmassnahmen nicht einhalten lassen. Das Bundesamt für Gesundheit habe den Auftrag gefasst, eine neue und klarere Formulierung zu erarbeiten, heisst es aus Bundesbern.
Maskenpflicht als weiteres Puzzleteil
Das erachtet auch der Tessiner Virologe Andreas Cerny als die richtige Stossrichtung. «Das Risiko einer Covid-Übertragung ist im Freien sicher deutlich kleiner», sagt er zu BLICK. «Wo aber viele Menschen dicht gedrängt unterwegs sind – wie etwa in einer engen Einkaufsstrasse oder an einer Chilbi – ist eine Übertragung theoretisch denkbar.» Oder etwa auch in einer Mittagspause, wenn die Arbeitskollegen zusammen auf einem Bänkli sitzen. Und allgemein in Innenstädten, wo viele Leute unterwegs seien.
«Eine Maskenpflicht im Freien macht in gewissen Situationen deshalb auch epidemiologisch Sinn», so Cerny. Die genauere Definition sei eine Herausforderung für die Behörden, aber auch nötig. «Die Massnahme muss verhältnismässig sein, damit sie die Leute mittragen.» Für den Virologen ist die Maskenpflicht im Freien ein weiteres Puzzleteil im Kampf gegen die Pandemie.
Cerny: «Wir stehen mit dem Rücken zur Wand»
Das neue Massnahmenpaket von Berset hält er ebenfalls für richtig. «Natürlich können wir jede einzelne Massnahme hinterfragen», so Cerny. Aber: «Wir haben schon zu viel Zeit verloren und stehen mit dem Rücken zur Wand, der Bundesrat muss nun vorwärtsmachen.» Es brauche dieses Paket, um die erhöhte Risikosituation als Ganzes abzudecken.
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