Auf einen Blick
- Umweltverantwortungs-Initiative: Abstimmung am 9. Februar über verantwortungsvolle Wirtschaft innerhalb planetarer Grenzen
- Initiative fordert Ressourcenverbrauch im Verhältnis zur Weltbevölkerung, Umsetzungsfrist von 10 Jahren
- Ablehnung der Initiative stieg von 49 Prozent vor Weihnachten auf 61 Prozent
Am Sonntag ist der grosse Tag für Magdalena Erni (21). Die Schweiz entscheidet über die Umweltverantwortungsinitiative, die sie als Co-Präsidentin zusammen mit den Jungen Grünen eingereicht hat. Ob eine «verantwortungsvolle Wirtschaft innerhalb der planetaren Grenzen» nur eine Grünen-Utopie bleibt oder bald Realität wird, soll sich zeigen.
Dem Initiativkomitee geht der Klima-Schutz zu langsam. Mit der Umweltverantwortungsinitiative verlangen sie nun, dass die Schweiz nur noch so viele Ressourcen verbraucht, wie der Schweiz im Verhältnis zum Rest der Welt zustehen würden. Zur Umsetzung ist die Frist von 10 Jahren vorgesehen. Konkrete Massnahmen sind aber nicht formuliert. Man wolle damit der wirtschaftlichen und technischen Dynamik gerecht werden, wie Magdalena Erni (21), Co-Präsidentin der Jungen Grünen, erklärte.
Aber die Wirtschaft...
Ein Ja vom Stimmvolk dürfte einschneidende Konsequenzen für die Wirtschaft haben, wie das Nein-Lager betont. Die Gegner befürchten, dass viele Unternehmen ins Ausland abwandern werden. Zusätzlich würden viele Produkte teurer, was vor allem Leute mit weniger Geld im Portemonnaie beträfe. Die FDP hat die Initiative deshalb kurzerhand zur «Verarmungsinitative» umgetauft.
Die Pro-Seite scheint diese Gegenargumentation vorausgeahnt zu haben. Denn im Initiativtext schreiben sie ganz klar, dass die Umsetzung ihrer Initiative sozialverträglich sein soll. Wie eine radikale Umkremplung des Wirtschaftssystems, kompromissloser Umweltschutz und Sozialverträglichkeit Hand in Hand gehen sollen, ist aber niemandem so ganz klar.
Skepsis beim Stimmvolk
Auch das Schweizer Stimmvolk zeigt sich nicht überzeugt. Vor Weihnachten lag die Ablehnung noch bei 49 Prozent, jetzt bei sage und schreibe 61 Prozent. Es sieht stark danach aus, dass Mitte-rechts die Vorlage versenken wird. Das grösste Unterstützungspotenzial liegt nach wie vor bei den jungen Frauen. Ob diese Gruppe – wie bei den Abstimmungen zum Autobahn-Ausbau – für eine überraschende Wende sorgen kann, bleibt abzuwarten.
Alle Updates und Analysen gibt es hier im Liveticker oder auf Blick TV mit einer fachkundigen Einordnung von Cloé Jans, Politikwissenschaftlerin und Leiterin der operativen Geschäfte von gfs.bern.