Offiziell ist das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) für Partnerschaften mit dem Privatsektor zuständig. Doch Seco-Staatssekretärin Helene Budliger Artieda (58) hat auf diesem Gebiet eine ehrgeizige Konkurrentin: Patricia Danzi (54), Chefin der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza).
Danzi setzt das um, was als Herzensanliegen von FDP-Aussenminister Ignazio Cassis (62) gilt: mehr Wirtschaft in der Entwicklungszusammenarbeit. Es gilt als offenes Geheimnis, dass sich Cassis von der Deza weniger linke NGO-Politik und mehr Wirtschaftsförderung wünscht. Doch damit macht Cassis dem Seco Konkurrenz. Dass Steuergelder dabei optimal eingesetzt werden, bezweifeln viele.
Viel Geld um beraten zu werden
Cassis’ Lieblingsbaby in der Deza heisst «Kompetenzzentrum für das Engagement mit dem Privatsektor» (KEP). Recherchen von Blick zeigen: Im Deza sind dafür sechs Mitarbeitende mit 3,5 Vollzeitäquivalent-Stellen tätig. Jährlich kostet das KEP den Steuerzahler rund 7,3 Millionen Franken. Hinzu kommen externe Beraterverträge. Denn anders als das Seco verfügt das Deza über wenig Expertise in der Zusammenarbeit mit dem Privatsektor. Die Deza bestätigt: In den letzten Jahren sind über 2,5 Millionen Franken in Beraterverträge geflossen. Konkret ging es um folgende Mandate:
- iGravity AG erhielt CHF 425'247.31
- EBP Schweiz AG erhielt CHF 2958.40
- BHP & Partner AG erhielt CHF 897'329.80
- Hystra Hybrid Strategies Consulting erhielt EUR 415'156,36
- iGravity AG erhielt CHF 194'655.56
- Roots of Impact GmbH erhielt CHF 342'490.63
- Sagana GmbH erhielt CHF 130'047.75
- Konsortium Walder Wyss AG und Bolz+Partner Consulting AG erhielt CHF 123'469.95
- BHP Brugger & Partner AG erhielt CHF 44'091.40
Gute Miene zum bösen Spiel
Im Seco sorgen die Zahlen für Kopfschütteln. Offiziell betont das Seco freilich die gute Zusammenarbeit: «Das Engagement der Deza beim Engagement mit dem Privatsektor ergänzt die Aktivitäten des Seco. Die Zusammenarbeit ist gut und effizient», flötet ein Seco-Sprecher. Doch geht nicht viel Geld futsch für etwas, was eigentlich die Kernkompetenz des Seco ist? Die Deza will davon nichts wissen und rechtfertigt die teuren Beraterverträge: «Das Kompetenzzentrum für das Engagement mit dem Privatsektor arbeitet mit externen Partnerinnen und Partnern zusammen, um eine optimale Begleitung der Projekte sicherzustellen.»
Schweizer Hilfswerke sehen das anders. Sie müssen Jahr für Jahr um jeden Rappen kämpfen und wundern sich, dass bei externen Beraterverträgen für den Privatsektor das Geld lockerer sitzt. «Entwicklungszusammenarbeit sollte auf die Armutsbekämpfung fokussieren», sagt der Geschäftsleiter von Alliance Sud, Andreas Missbach (57). «Der Privatsektor kann dabei höchstens eine ergänzende Rolle spielen.»
Mehr zur Entwicklungshilfe
Auch SP-Aussenpolitiker Fabian Molina (33) wundert sich im Gespräch mit Blick über die teuren Beraterverträge: «Der Bundesrat hat die Zusammenarbeit mit Schweizer Unternehmen in der Entwicklungszusammenarbeit in den letzten Jahren massiv gepusht. Das Ergebnis ist, dass es zu Unklarheiten und Doppelspurigkeiten gekommen ist. Es ist wichtig, dass diese Probleme im Hinblick auf die nächste Strategieperiode angegangen werden.»