Dem ESAF droht ein happiges Defizit
Das lief schief bei den «Bösen»

Sportlich war das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF) in Pratteln BL ein Erfolg. Finanziell droht aber ein happiges Defizit – das die Verantwortlichen komplett überrascht. Was sind die Gründe?
Publiziert: 22.11.2022 um 20:54 Uhr
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Aktualisiert: 22.11.2022 um 22:33 Uhr
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Traumhaftes Wetter und hochspannender Schlussgang: Eigentlich tönte das Fazit sehr gut nach dem ESAF 2022 in Pratteln BL.
Foto: Sven Thomann

Dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (ESAF) in Pratteln BL droht ein happiges Defizit. «Das Erreichen einer ausgeglichenen Festabrechnung stellt eine Herausforderung dar», teilten die Organisatoren am Montag mit. «Wir sind bei fünf bis zehn Prozent Abweichung zur Gesamtsumme», bestätigt OK-Präsident und Baselbieter SVP-Regierungsrat Thomas Weber (61). Bei einem Budget von 42 Millionen Franken sind das bis zu vier Millionen!

Ein Minus, das niemand erwartet hatte. «Bis wenige Tage vor dem ESAF sind wir noch von einer roten Null ausgegangen, bei gutem Wetter sogar von einer schwarzen Null», räumt Weber ein. Doch offensichtlich wurde mehr Geld ausgegeben als geplant, und gleichzeitig floss weniger in die Kassen als erhofft. «Die Planung eines solchen Grossanlasses ist äusserst fragil», verteidigt sich Geschäftsführer Matthias Hubeli.

«Buchhaltung kam nicht immer mit»

Was genau wie viel zum Desaster beigetragen hat, kann das OK nicht konkretisieren. Zahlreiche Faktoren hätten zum schlechten Ergebnis geführt: gestiegene Preise und Umweltauflagen, Sicherheitskosten. So sei die Schwingarena erst als Infrastruktur einer Kulturveranstaltung eingestuft worden. Dann ordnete sie die Gebäudeversicherung als Sportstätte ein. «Diese verlangen höhere Sicherheitsauflagen, weshalb wir sehr kurzfristig handeln mussten», sagt Weber. «Die Buchhaltung kam da offensichtlich nicht immer mit.»

Zudem: Die Erschliessung des Festgeländes mit Wasser, Abwasser und Strom und der Ausbau des Bahnhofs Pratteln seien schlicht «nicht kostendeckend finanzierbar» gewesen. Wobei es in der Machbarkeitsstudie 2017 noch hiess, am Standort Pratteln seien keine ausserordentlichen Aufwendungen zu erwarten.

Rosa Brille bei den Einnahmen

Es zeige sich nun, dass ein solcher Anlass auf der grünen Wiese nur mit bedeutenden Mehreinnahmen ohne Verlust zu stemmen sei, so Weber. «In Zug bestand die nötige Infrastruktur bereits zu einem grossen Teil. Bei uns mussten wir sogar den Bahnhof ausbauen.»

Auch bei der Berechnung der Einnahmen hatte das OK wohl die rosa Brille auf. «Es wurden sicher die einen oder anderen Einnahmen mehr eingeplant», meint Markus Lauener, Obmann des Eidgenössischen Schwingerverbands. Etwa beim Verkauf von VIP-Tickets, von denen weniger als gedacht an den Fan gebracht wurden.

Zug machte 1,8 Millionen Gewinn

Pratteln ist ein Ausreisser: Das «Eidgenössische» in Zug schloss 2019 mit einem Gewinn von 1,8 Millionen Franken ab – nachdem die Helfer gar doppelt so viel Lohn wie geplant erhalten hatten. Man konnte eine Stiftung gründen, und es blieben noch 850'000 Franken für die regionalen Schwingvereine übrig. Auch Burgdorf BE machte 2013 einen Gewinn von 500'000 Franken.

Weber hofft, dass sich das Schlimmste noch abwenden lässt. «Wir müssten ansonsten als Verein Konkurs anmelden.» Das wäre nicht nur ein Reputationsschaden, auch die Gläubiger gingen leer aus. Erste Lieferanten hätten aber bereits angekündigt, auf Forderungen zu verzichten. Geschäftsführer Hubeli ist daher optimistisch: «Eine schwarze Null bleibt unser Ziel.»

Betteltour bei Regierungskollegen

In der Pflicht sieht sich auch der Schwingerverband. «Wir werden unseren Teil dazu beitragen, dass wir dieses schöne Fest noch zu einem versöhnlichen Abschluss bringen», so Obmann Lauener. Und nicht zuletzt hoffen die Verantwortlichen auf Baselland. Der Kanton hat schon eine Million Franken aus dem Swisslos-Fonds ausgeschüttet, hinzu kommen Sach- und Personalleistungen. Eine Defizitgarantie aber gibt es nicht. Bis jetzt.

Das ESAF-OK hat seine «Gewinnwarnung» auch an den Kanton gerichtet, Webers Regierungskollegen prüfen nun das weitere Vorgehen. «Aber ihr Spielraum ist natürlich beschränkt», ist sich Wirtschaftsdirektor Weber bewusst. Er selber werde bei der Beratung in den Ausstand treten.

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