Vermasseln wir uns jetzt den Herbst?
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Delta-Variante nimmt zu:Vermasseln wir uns jetzt den Herbst?

Delta-Variante auf dem Vormarsch
Vermasseln wir uns jetzt den Herbst?

Die Impfkampagne kommt langsam ins Stocken, gleichzeitig ist die gefährlichere Delta-Variante auf dem Vormarsch. Beim Bundesamt für Gesundheit beschränkt sich der Aufruf zum Impfen aber darauf, bestehendes Kampagnenmaterial in viele Sprachen zu übersetzen.
Publiziert: 23.06.2021 um 01:31 Uhr
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Aktualisiert: 23.06.2021 um 09:16 Uhr
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Jeder Dritte ist in der Schweiz gegen Corona geimpft.
Foto: AFP
Gianna Blum

Die Sonne scheint, die Corona-Zahlen sinken, und die Impfkampagne kommt voran. Und auch beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist der Fokus ein neuer: «All diese Personen zu erreichen, die sich noch nicht zum Impfen entschieden haben oder etwas zu träge waren, um sich anzumelden», wie BAG-Direktorin Anne Lévy vor den Medien sagte.
Doch wie?

Klar ist nur: Das Impftempo lässt nach. Zwar ist inzwischen fast jede dritte Person in der Schweiz vollständig geimpft. Vor zwei Wochen verkündete das BAG noch über 94'000 Impfungen pro Tag, doch am Dienstag waren es noch 87'384. Und es mehren sich die Berichte, dass viele ihre Impftermine verschieben, weil sie in die Sommerferien fallen oder weil die Fussball-EM ruft.

Delta im Anmarsch

Das Impftempo zu halten, wäre wegen der Delta-Version wichtig. Diese Corona-Variante ist ungleich gefährlicher als die anderen Varianten, solange man nur eine Impfdosis erhalten hat. Erst nach dem zweiten Piks schützt die Impfung richtig, dann aber ähnlich hoch wie bei den bisherigen Varianten. Grossbritannien musste wegen der erstmals in Indien aufgetretenen Delta-Variante geplante Öffnungen stoppen – denn die Zahlen stiegen trotz Impfung wieder an.

Die Delta-Variante macht inzwischen in der Schweiz etwa zehn Prozent aller Fälle aus. Ganz vergleichbar mit Grossbritannien sei die Lage hierzulande aber nicht, betonte Patrick Mathys vom BAG. Unter anderem impfen die Briten mit Astrazeneca. Dieser Impfstoff ist etwas weniger wirksam als die in der Schweiz eingesetzten. Trotzdem sei es gut möglich, dass Delta «in einigen Wochen» auch in der Schweiz die dominante Version werde, so Mathys. Die Schweiz ist also in einem Wettlauf, möglichst rasch möglichst viele Menschen vollständig zu impfen.

Hoffen aufs Wetter

Klare Antworten vom BAG, wie das Rennen zu gewinnen ist, gibt es aber nicht. Und das erinnert an letzten Sommer, als die Schweiz sich ebenso in Sicherheit wiegte – bis im Herbst die zweite Welle kam. Grund für den grossen Impf-Aufruf ist fürs BAG die derzeitige Lage nämlich nicht. Zwar senken diverse Kantone die Hürden für die Impfung. So bieten sie etwa schon Impfungen ohne Termine an, und sie fahren eigene Informationskampagnen. Aber vom zuständigen Bundesamt kommt nichts Neues – ausser Übersetzungen von bekanntem Kampagnenmaterial in inzwischen 26 Sprachen.

Das BAG schreibt auf Nachfrage ausweichend, man setze «laufend auf weitere Kommunikationsmassnahmen», und nennt etwa die Bekämpfung von Impfmythen – schliesslich sei die Impfbereitschaft nach wie vor hoch. Abhängig sei die Kampagne vom Verlauf der Pandemie und dem Impffortschritt.

Lévy selbst betonte auf Nachfrage die tiefen Fallzahlen. «Es sieht danach aus, als ob wir sie auf tiefem Niveau halten können», sagt sie. Doch was, wenn nicht?

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