Das Departement des Bundespräsidenten versuchte, es zu vertuschen
Berset wollte heimlich Kampfjet fliegen

Wer hochsteigt, kann tief fallen. Diese Einsicht kam SP-Bundesrat Alain Berset reichlich spät. Top-Gun-Berset sagte einen Flug mit dem F/A-18-Kampfjet kurzfristig ab.
Publiziert: 01.09.2023 um 16:59 Uhr
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Aktualisiert: 02.09.2023 um 03:10 Uhr
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Bundespräsident Alain Berset ist ein Aviatik-Fan.
Foto: keystone-sda.ch
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Entgegen anders lautender Gerüchte: Alain Berset (51) ist auf dem Boden geblieben. Dabei war er jüngst einmal mehr «ready to take off».

Der fliegende Freiburger machte vergangenen Sommer bereits Bekanntschaft mit der französischen Luftpolizei. In diesem Jahr wollte er kraft seines Präsidialamts die hiesige Luftwaffe kennenlernen. Um nicht wie in Frankreich in eine Flugverbotszone zu geraten, war geplant, dass der SP-Magistrat diesmal nicht selbst am Steuerknüppel sitzt, sondern als Gast im F/A-18-Hornet-Jet mitfliegt.

Der Hornet mit Passagier «Bairset» hätte am Nachmittag des 25. Augusts 2023 auf dem Militärflugplatz Payerne VD abheben sollen. Der Flugplan sah vor, den Bundesrat eine Stunde durch den Luftraum zu kutschieren und ihn dann wieder in Payerne abzuladen.

Programm ohne Flug

Doch der Magistrat bekam plötzlich kalte Füsse und sagte ab. Schliesslich gibt es keinen beruflichen Grund für Berset, mit dem Kampfjet zu fliegen. Es wäre einzig zu seinem Vergnügen gewesen.

Auf Anfrage zu den Flugabsichten gibt sich sein Innendepartement wortkarg. Man wollte Blick gar weismachen, der welsche Bundesrat sei von der Luftwaffe zum Jet-Flug eingeladen worden, habe aber eben abgelehnt. Wäre es bei dieser Aussage geblieben, hätte man – laut Blick-Recherchen – die Wahrheit grossräumig umflogen.

Letztlich sonderte Bersets Departement folgendes Statement ab: «Bundespräsident Berset hat den Militärflugplatz Payerne besucht, um die Arbeit und das Engagement der Luftwaffe kennenzulernen und zu würdigen. Er hatte sich aber im Vorfeld für ein Programm ohne Flug in einer F/A-18 entschieden.»

Ja, und zwar kurzfristig «einige Tage» vor dem Flug, wie die Armee bestätigt. Interessiert hatte den Flying Freiburger das Kampfjet-Erlebnis, nicht der Militär-Airport. Es sollte jedoch tunlichst vermieden werden, dass es heisst, der Bundespräsident hebe ab. Wie mehrere Quellen sagen, habe Berset deshalb pingeligst auf Geheimhaltung bestanden.

Die Armee sagt dazu, es sei selbstverständlich, dass sämtliche Anliegen von Magistratspersonen – unabhängig ihres Inhaltes – vertraulich behandelt werden.

Berset tanzt aus der Reihe

Berset machte vor drei Wochen Schlagzeilen, weil er per Helikopter an die Zürcher Street Parade reiste und dort mit Federboa auf einem Lovemobile tanzte. Wäre nun bekanntgeworden, dass der tanzende Präsident vom fröhlichen Umzugswagen auf den Kampfjet gewechselt hat, wären das vermutlich zu viel der Extravaganzen gewesen. «Darum hat er den Flug wohl gecancelt», mutmasst man in Payerne. Das Innendepartement schweigt dazu. Dass der abtretende Bundesrat wenige Monate vor Amtsaustritt, quasi im politischen Landeanflug, aus der Reihe tanzt, irritiert.

Bundespräsident gönnt sich Zigarre auf dem Love Mobil
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Alain Berset nimmts gemütlich:Bundespräsident gönnt sich Zigarre auf dem Love Mobil

60 Minuten lang sollte der SP-Bundesrat Top-Gun-Feeling geniessen. Wie aus einer bundesrätlichen Antwort auf eine Frage der grünen Nationalrätin Marionna Schlatter (42) hervorgeht, kostet die Flugstunde mit dem F/A-18 genau 50'750 Franken. «Da der Flug im Rahmen einer Trainingsmission geplant war, hat er auch ohne zusätzlichen Passagier stattgefunden», präzisiert die Armee auf Anfrage.

«Es finden also keine zusätzlichen Flüge statt und somit kosten alle Flugstunden im Durchschnitt gleich viel, unabhängig davon, ob das Flugzeug mit einer oder zwei Personen besetzt ist», informiert Sprecher Stefan Hofer. Der Pilot musste zu Trainingszwecken also ohnehin fliegen. Ein Magistrat auf dem zweiten Sitz hätte also nicht zu Mehrkosten geführt.

Keine Flugscham

Dennoch: So wenig Flugscham wie SP-Pilot Berset kennen Linke kaum. Weil erst seit zwei Jahren, mit Dienstantritt von Peter Merz (55) als Luftwaffenchef, eine systematische Erfassung der Passagiere erfolgt, ist nicht auszuschliessen, dass andere Sozialdemokraten in Kampfjets mitflogen – man muss sogar davon ausgehen.

In den vergangenen beiden Jahren waren es jedoch nur drei bürgerliche Politiker, die «auf Einladung der Luftwaffe» dabei waren: Es sind dies die Ständeräte Thierry Burkart (48) und Andrea Caroni (43) sowie die Nationalrätin Maja Riniker (45) – allesamt Freisinnige.

Um transparent zu sein: Auch Journalisten seien schon mitgeflogen, betont die Armee. Und nochmals: Alain Berset ist auf dem Boden geblieben.

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