Das Coronavirus hat die Schweiz nach wie vor fest im Griff. Am Dienstag meldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 49'757 Neuansteckungen innerhalb von sieben Tagen. Die Dunkelziffer dürfte hoch sein. Schutzmassnahmen aber sind vorderhand keine vorgesehen. Für Gesundheitsminister Alain Berset (50) besteht derzeit kein Handlungsbedarf. Die Landesregierung hat sich in die Sommerferien verabschiedet.
Viele Corona-Skeptiker lässt das ratlos zurück. Wogegen sollen sie denn jetzt protestieren? Der drohende Corona-Herbst ist noch immer in weiter Ferne. Es gilt, neue Themen zu finden und für sich zu besetzen.
«Können uns doch nicht einfach den Strom abstellen!»
Besonders findig zeigt sich dabei Massnahmen-Kritiker Nicolas Rimoldi (27). Sein neustes Feinbild: die Energiepolitik des Bundesrats. Denn dort brennt der Baum. Aus Russland kommt weniger Gas, und ob uns das Ausland wie bisher im Winter Strom liefern kann, ist unklar. Die Schweiz bereitet sich deshalb auf einen möglichen Energieengpass vor. Im schlimmsten Fall könnte es sogar zu Rationalisierungen des Stromverbrauchs kommen.
Für Rimoldi geht das gar nicht. «Die können uns doch im Winter nicht einfach den Strom abstellen!», wettert der Präsident der Bewegung «Mass-Voll» gegenüber Blick. Dagegen gilt es zu protestieren – und zwar sofort! Gemeinsam mit den Freiheitstrychlern ruft Rimoldi deshalb für Donnerstagabend zur Spontan-Demo in Bern auf.
Weitere Pfeile im Köcher
Das neuste Feindbild ist nicht der einzige Pfeil, den Rimoldi derzeit im Köcher hat. Erst kürzlich kündete er Pläne für eine neue Volksinitiative an. So will er verhindern, dass die Schweiz einem geplanten Pandemie-Abkommen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beitritt. Rimoldi befürchtet, dass ein solches Abkommen die Souveränität der Schweiz gefährden würde. Es gäbe der WHO die Möglichkeit, im Alleingang den Gesundheitsnotstand in der Schweiz auszurufen und Massnahmen zu beschliessen.
Auch die «Freunde der Verfassung» haben eine Volksinitiative mit gleicher Stossrichtung angekündigt. Gleichzeitig wollen sie in sämtlichen Kantonen Volksbegehren mit dem Titel «Kein Zwang gegen Kinder und Jugendliche» lancieren. Schulen dürften dann keine gesundheitlichen Massnahmen ohne Zustimmung der Eltern ergreifen.
Vorerst soll es nun aber gegen die Energiepolitik des Bundes gehen. Vom Bahnhof Bern wollen die Massnahmen-Kritiker vor das Bundeshaus ziehen. Das steht derzeit allerdings leer – mit gelöschten Lichtern. (dba)