Die Impfquote in der Schweiz steigt zwar, aber zu langsam! Die Geschwindigkeit sei zu tief, um eine Durchimpfungsrate zu erreichen, welche das Infektionsgeschehen massgebend positiv beeinflussen könnte, sagte Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag an einer Medienkonferenz. Im Moment würden etwa 30'000 Impfungen pro Tag verabreicht.
Die Ansteckungs- und Hospitalisierungszahlen sind derzeit am Sinken. Aus der Schweiz und Liechtenstein sind dem BAG am Dienstag für die letzten 24 Stunden 1235 neue Corona-Ansteckungen gemeldet worden, bei 32'208 Tests. Zudem meldet das Bundesamt 4 neue Todesfälle im Zusammenhang mit Corona und 43 zusätzliche Hospitalisierungen.
Mathys gibt dennoch keine Entwarnung. Es bestehe weiterhin ein «starkes Risiko», dass eine weitere Infektionswelle bevorstehen könnte – gerade mit Blick auf die kältere Jahreszeit.
Dann ist die vierte Welle also nicht gebrochen? «Ich würde behaupten: Nein», machte Mathys klar. In welche Richtung es tatsächlich gehe, werde sich in den kommenden Wochen zeigen. Aber: «Es kann schnell gehen», so Mathys. «Es gibt zu viele Personen, die sich in rascher Zeit anstecken können.» Die Situation werde sich eher verschlechtern als verbessern.
«Man kann sicher nicht sagen, dass die vierte Welle gebrochen ist!», betonte Taskforce-Vizepräsidentin Samia Hurst. Sie verwies auf die Erfahrungen des vergangenen Jahres. Vieles hänge schlussendlich vom Verhalten der Leute ab. «Aufgrund der kälteren Jahreszeit erwarten wir aber wieder einen Anstieg», so Hurst.
Zertifikatspflicht für Skigebiete?
Damit stellt sich mit Blick auf die anstehende Skisaison die Frage, ob es eine Zertifikatspflicht für Skigebiete braucht. Das hänge davon ab, wie sich die Pandemie entwickle, so Mathys. Es mache aber keinen Sinn, dies jetzt schon zu entscheiden.
Der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri ergänzte aber aus kantonaler Sicht: «Eine einheitliche Regelung wäre zu begrüssen, wenn sie nötig sein sollte.»
Nachfrage nach alternativen Impfstoffen
Nicht konkret äussern mochte sich Mathys dazu, wann dem Bund der Impfstoff von Johnson & Johnson zur Verfügung stehen wird. «Wir kommunizieren, sobald der Vertrag unterschrieben ist», sagte er. Man stehe aber auch mit anderen Anbietern in Verhandlungen.
Nicht beantworten konnte Mathys, wie viele Personen aus medizinischen Gründen auf einen neuen Impfstoff angewiesen sind. «Die Nachfrage für alternative Impfstoffe ist aber da», so Mathys. Dass sich davon auch die Impfskeptiker überzeugen lassen, glaubt er aber nicht. «Wer grundsätzlich gegen Impfungen ist, wird auch Johnson & Johnson ablehnen.»
Kinder leiden
Ein weiteres Thema waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kinder und Jugendliche. Laut Taskforce-Mitglied Alain Di Gallo sind Kinder und Jugendliche besonders stark betroffen. Neue Forschungsergebnisse zeigten eine «nachweisliche Verschlechterung der psychischen Gesundheit». Während die direkten physischen Folgen des Virus für junge Personen oft harmlos seien, seien die psychischen Probleme nicht von der Hand zu weisen.
«Die Pandemie hat das Umfeld von Kindern und Jugendlichen durcheinandergebracht und viele Entwicklungsschritte gestört», so Di Gallo. Viele Junge täten sich schwer damit, den Weg in den Alltag zurückzufinden. Es sei wichtig, den Betroffenen ein «stabiles Umfeld» und einen «geregelten Alltag» zu geben. Deshalb brauche es auch Schutzmassnahmen in den Schulen, um Schulschliessungen und Quarantäneanordnungen möglichst zu verhindern.