Nun soll auch mit Vektor-Impfstoff gepikst werden
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Eine Dosis reicht:Nun soll auch mit Vektor-Impfstoff gepikst werden

Impfstoff für Allergiker und mRNA-Skeptiker bald auch in der Schweiz
Schon in zwei Tagen könnte der Bund zuschlagen

Die Kantone warten schon. Sie sind vorinformiert, dass der alternative Impfstoff von Johnson & Johnson bald schon da sein könnte. Doch noch sind sie im Ungewissen.
Publiziert: 21.09.2021 um 01:18 Uhr
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Aktualisiert: 21.09.2021 um 14:37 Uhr
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Im Ausland – wie hier in Berlin – wird Johnson & Johnson schon verimpft.
Foto: AFP
Pascal Tischhauser und Daniel Ballmer

Die Kantone sollen sich auf die Auslieferung des Corona-Impfstoffs des Pharmakonzerns von Johnson & Johnson vorbereiten, hat sie der Bund informiert. Doch noch ist der Kaufvertrag für die Vektorimpfung mit dem Namen Janssen nicht unterschrieben.

Wie Recherchen zeigen, könnte der Kauf nun aber in den nächsten Tagen besiegelt werden. Ein Fragezeichen bleibt allerdings: Hersteller Johnson & Johnson gilt als schwierigerer Verhandlungspartner als die Hersteller der bereits im Einsatz stehenden mRNA-Impfstoffe, Biontech/Pfizer und Moderna. Verzögerungen sind deshalb nicht ausgeschlossen.

Alternative für Skeptiker

Geplant war laut zwei voneinander unabhängigen Quellen der Kauf von 150'000 Dosen des Vakzins von Johnson & Johnson. Auf diese Anzahl Einmaldosen könnte sich auch die Planung der Kantone ausrichten. Sie könnten anhand der bisherigen Zuteilungen ausrechnen, wie gross ihr Anteil an der J&J-Liefermenge ist. Doch unisono geben sie an, noch nicht zu wissen, wann die Dosen kommen und wie viele es sein werden. Zudem warten sie eine Empfehlung der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (Ekif) ab.

Gesundheitsminister Alain Berset (49) hatte betont, dass der neue Impfstoff nicht nur für Allergiker gedacht ist – von diesen gebe es ja nicht extrem viele. Sondern die herkömmliche Vektorimpfung soll auch jenen Leuten eine Alternative bieten, die gegenüber den neuartigen mRNA-Impfstoffen skeptisch sind.

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«Diesen Menschen muss man eine Alternative bieten», findet auch FDP-Nationalrat Marcel Dobler (41). Sollten sich tatsächlich viele zusätzliche Menschen impfen lassen, «würde das die Lage deutlich entschärfen».

Für diese Leute ist der Johnson & Johnson-Piks
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Kein mRNA-Impfstoff:Für diese Leute ist der Johnson & Johnson-Piks

Empfehlung wird ausgearbeitet

Laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) evaluiert die Ekif die Daten zum J&J-Impfstoff derzeit. Sie erarbeite derzeit eine Empfehlung. «In dieser wird festgelegt, wie und für wen dieser Impfstoff zum Einsatz kommen wird», so das BAG. Nach dieser werden sich die Kantone dann richten.

Inzwischen ist aber die Frage aufgetaucht, ob 150'000 Einmaldosen denn genügen. Wie viele Leute sich mit herkömmlichen Covid-Impfstoffen piksen lassen und wie viele weiterhin keine Impfung wollen, ist schwer zu sagen. Die in der Presse aufgetauchte Zahl von 1,5 Millionen Impfwilligen, die nur auf J&J warteten, ist nicht verlässlich. Die Sotomo-Studie, mit der die Zahl begründet wird, gibt diese Daten gar nicht her. Das sagen die Studienverfasser.

Dennoch diskutiert man beim Bund auch über grössere Mengen des J&J-Einmalimpfstoffs. «Ich fände es sinnvoll, wenn grosszügig bestellt wird», sagt etwa Mitte-Nationalrätin Ruth Humbel (64). Die Präsidentin der Gesundheitskommission weist darauf hin, nicht benötigte Impfdosen könnten immer noch an internationale Organisationen weitergegeben werden.

Mehr als 150'000 Dosen?

Es könnten am Schluss auch mehr als 150'000 Dosen werden – wenn es denn klappt mit der Bestellung. Da der Janssen-Impfstoff im bernischen Bümpliz mitentwickelt wurde, wäre es besonders bedauerlich, wenn der Kauf nicht unter Dach und Fach gebracht werden könnte.

Denn Swissmedic bestätigt, dass viele Leute sehnlichst auf den J&J-Impfstoff warten. Die Heilmittelbehörde hat jeden Tag mehrere Nachfragen deswegen. Sie hat den Einmalimpfstoff bereits zugelassen.

Ein weiterer Impfstoff, der nicht auf der mRNA-Technologie basiert und für den die Schweiz schon längst Verträge unterschrieben hat, besitzt noch keine Zulassung: Novavax. Das liegt aber nicht an der Heilmittelbehörde, sondern daran, dass Novavax bis heute noch kein Zulassungsgesuch bei Swissmedic eingereicht hat. Und noch ein weiterer Hersteller hat noch kein grünes Licht erhalten: Astrazeneca.

Booster-Impfung naht

Da der Impfstoff von Astrazeneca hierzulande einen schlechten Ruf hat – ob zu Recht oder zu Unrecht sei dahingestellt –, dürfte die fehlende Zulassung weniger ins Gewicht fallen als bei Novavax. Auch noch hängig ist das Gesuch für den mRNA-Impfstoff von Curevac. Offenbar sind da noch nicht alle Voraussetzungen erfüllt.

Zudem prüft Swissmedic derzeit Gesuche für die dritte Auffrischungsimpfung von Biontech/Pfizer und Moderna. Die Booster-Impfungen dürften aber erst kommendes Jahr breiter eingesetzt und bis dahin nur Leuten mit einer Immunschwäche verabreicht werden.

Das sind die Vorteile von Johnson & Johnson

Wie unterscheidet sich Johnson & Johnson von anderen zugelassenen Impfstoffen?
Der Impfstoff wird nur ein Mal verabreicht. Somit fällt viel organisatorischer Aufwand weg: Es muss kein zweiter Termin eingeplant werden. Für Menschen, die bereits geimpft sind, muss zudem keine zweite Dosis vorrätig gehalten werden. Wie der Impfstoff von Astrazeneca kann auch jener von Johnson & Johnson bei normalen Kühlschranktemperaturen zwischen zwei und acht Grad gelagert werden. Das macht den Umgang mit ihm leichter als mit den mRNA-Impfstoffen, die tiefgekühlt gelagert werden müssen.

Auf welcher Technologie beruht der Impfstoff?
Im Gegensatz zu den bisher in der Schweiz verwendeten Corona-Impfstoffen handelt es sich bei jenem von Johnson & Johnson nicht um einen mRNA-, sondern um einen Vektorimpfstoff. Bei dieser Technologie wird in ein für Menschen ungefährliches Virus der Bauplan für das sogenannte Spike-Protein des Coronavirus eingebaut. Der Impfstoff von Johnson & Johnson basiert auf einem menschlichen Schnupfenvirus. Das menschliche Immunsystem erkennt nach der Impfung das Spike-Protein und reagiert mit der Bildung von Antikörpern. Dank der Impfung kann es schneller mit einer Abwehrreaktion beginnen, sollte das Coronavirus in den Körper eindringen.

Wer bekommt den Impfstoff von Johnson & Johnson?
Der Impfstoff ist für Personen ab 18 Jahren zugelassen. Der Bund ist mit dem Hersteller in Verhandlung über eine kleine Menge an Impfdosen, wie Blick am Dienstag berichtete. Diese soll primär für die Impfung von Personen zum Einsatz kommen, die aus medizinischen Gründen – zum Beispiel wegen einer schweren Allergie – nicht mit mRNA-Impfstoff geimpft werden können.

Wie hoch ist die Wirksamkeit dieses Vektor-Impfstoffs?
Die vom Hersteller eingereichten Studiendaten zeigen laut Swissmedic 14 Tage nach der Impfung eine Wirksamkeit zwischen 64,2 Prozent bei der Altersgruppe zwischen 18 und 64 Jahren und 82,4 Prozent in der Altersgruppe über 65. Schwere und kritische Verläufe von Covid-19 können zu fast 85 Prozent verhindert werden.

Welche Nebenwirkungen können bei Johnson & Johnson auftreten?
Laut Swissmedic sind die am häufigsten dokumentierten Nebenwirkungen Kopfschmerzen, Mattigkeit, Schmerzen an der Einstichstelle und Übelkeit. Die meisten Reaktionen treten demnach innerhalb der ersten beiden Tage nach der Impfung auf und sind von kurzer Dauer. In sehr seltenen Fällen verursacht der Impfstoff Thrombosen, ähnlich wie derjenige von Astrazeneca.

Wann kommt Johnson & Johnson?
Das weiss man noch nicht genau. Der Wirkstoff von Johnson & Johnson hat in der Schweiz bereits seit Ende März eine befristete Zulassung. Er wurde bisher jedoch nicht verabreicht, weil der Bund mit dem Hersteller noch keinen Vertrag hat. Ein entsprechender Vertragsabschluss und die Anzahl zu beschaffenden Impfdosen werden laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) zu gegebener Zeit der Öffentlichkeit mitgeteilt. Die Kantone wurden jedoch bereits gebeten, sich auf eine allfällige «zeitnahe Umsetzung» vorzubereiten.

Wer hat den Impfstoff von Johnson & Johnson entwickelt?
Die Corona-Impfung von Johnson & Johnson, die offiziell Covid-19 Vaccine Janssen heisst, wurde von der Janssen-Cilag AG entwickelt. Die Cilag AG ist eine Schweizer Firma mit Sitz in Schaffhausen und gehört zum belgischen Pharmakonzern Janssen, der wiederum Teil des US-amerikanischen Grosskonzerns Johnson & Johnson ist. Der Impfstoff wurde unter anderem in Bümpliz bei Bern entwickelt.

Wie unterscheidet sich Johnson & Johnson von anderen zugelassenen Impfstoffen?
Der Impfstoff wird nur ein Mal verabreicht. Somit fällt viel organisatorischer Aufwand weg: Es muss kein zweiter Termin eingeplant werden. Für Menschen, die bereits geimpft sind, muss zudem keine zweite Dosis vorrätig gehalten werden. Wie der Impfstoff von Astrazeneca kann auch jener von Johnson & Johnson bei normalen Kühlschranktemperaturen zwischen zwei und acht Grad gelagert werden. Das macht den Umgang mit ihm leichter als mit den mRNA-Impfstoffen, die tiefgekühlt gelagert werden müssen.

Auf welcher Technologie beruht der Impfstoff?
Im Gegensatz zu den bisher in der Schweiz verwendeten Corona-Impfstoffen handelt es sich bei jenem von Johnson & Johnson nicht um einen mRNA-, sondern um einen Vektorimpfstoff. Bei dieser Technologie wird in ein für Menschen ungefährliches Virus der Bauplan für das sogenannte Spike-Protein des Coronavirus eingebaut. Der Impfstoff von Johnson & Johnson basiert auf einem menschlichen Schnupfenvirus. Das menschliche Immunsystem erkennt nach der Impfung das Spike-Protein und reagiert mit der Bildung von Antikörpern. Dank der Impfung kann es schneller mit einer Abwehrreaktion beginnen, sollte das Coronavirus in den Körper eindringen.

Wer bekommt den Impfstoff von Johnson & Johnson?
Der Impfstoff ist für Personen ab 18 Jahren zugelassen. Der Bund ist mit dem Hersteller in Verhandlung über eine kleine Menge an Impfdosen, wie Blick am Dienstag berichtete. Diese soll primär für die Impfung von Personen zum Einsatz kommen, die aus medizinischen Gründen – zum Beispiel wegen einer schweren Allergie – nicht mit mRNA-Impfstoff geimpft werden können.

Wie hoch ist die Wirksamkeit dieses Vektor-Impfstoffs?
Die vom Hersteller eingereichten Studiendaten zeigen laut Swissmedic 14 Tage nach der Impfung eine Wirksamkeit zwischen 64,2 Prozent bei der Altersgruppe zwischen 18 und 64 Jahren und 82,4 Prozent in der Altersgruppe über 65. Schwere und kritische Verläufe von Covid-19 können zu fast 85 Prozent verhindert werden.

Welche Nebenwirkungen können bei Johnson & Johnson auftreten?
Laut Swissmedic sind die am häufigsten dokumentierten Nebenwirkungen Kopfschmerzen, Mattigkeit, Schmerzen an der Einstichstelle und Übelkeit. Die meisten Reaktionen treten demnach innerhalb der ersten beiden Tage nach der Impfung auf und sind von kurzer Dauer. In sehr seltenen Fällen verursacht der Impfstoff Thrombosen, ähnlich wie derjenige von Astrazeneca.

Wann kommt Johnson & Johnson?
Das weiss man noch nicht genau. Der Wirkstoff von Johnson & Johnson hat in der Schweiz bereits seit Ende März eine befristete Zulassung. Er wurde bisher jedoch nicht verabreicht, weil der Bund mit dem Hersteller noch keinen Vertrag hat. Ein entsprechender Vertragsabschluss und die Anzahl zu beschaffenden Impfdosen werden laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) zu gegebener Zeit der Öffentlichkeit mitgeteilt. Die Kantone wurden jedoch bereits gebeten, sich auf eine allfällige «zeitnahe Umsetzung» vorzubereiten.

Wer hat den Impfstoff von Johnson & Johnson entwickelt?
Die Corona-Impfung von Johnson & Johnson, die offiziell Covid-19 Vaccine Janssen heisst, wurde von der Janssen-Cilag AG entwickelt. Die Cilag AG ist eine Schweizer Firma mit Sitz in Schaffhausen und gehört zum belgischen Pharmakonzern Janssen, der wiederum Teil des US-amerikanischen Grosskonzerns Johnson & Johnson ist. Der Impfstoff wurde unter anderem in Bümpliz bei Bern entwickelt.

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