Auf einen Blick
- Gerhard Pfister tritt nach neun Jahren als Mitte-Präsident zurück
- Pfister verwandelte CVP in Mitte-Partei und sicherte ihr die Macht
- Warum sein Rücktritt ein kluger Schachzug sein könnte
Das kommt überraschend! Und genau dies zeigt, wie sicher Mitte-Präsident Gerhard Pfister (62) im Sattel sass. Nach neun Jahren im Amt – was für einen Parteichef lange ist – ist ein Rücktritt an sich nichts Ungewöhnliches. Doch Pfister geht ohne erkennbare Ermüdungserscheinungen, ohne einen einzigen Versuch, ihn aus dem Amt zu drängen.
Der Zuger hat die angestaubte CVP in eine moderne Mitte-Partei verwandelt und die Fusion mit der BDP erfolgreich umgesetzt – ein Kraftakt, der Anerkennung verdient. Bei den letzten Wahlen konnte die neue Partei zusätzliche Stimmen gewinnen und damit das Ergebnis der beiden Vorgängerparteien übertreffen.
Machterhalt à la Mitte
Pfister, der Architekt der Mitte, stand einst für die traditionellen Christlichdemokraten. Als er vor zwei Jahrzehnten nach Bern kam, galt er als Mann am rechten Rand der CVP. Als Aushängeschild des wertkonservativen Flügels, ausgestattet mit Labels wie «Hardliner» oder «Abweichler».
Sein Rollenwechsel war spektakulär, sein Pragmatismus schien grenzenlos. Pfister, der Stratege: Abwarten, beobachten – und dann die Richtung einschlagen, die Mehrheiten und Machterhalt sichert. Gerne auf Kosten ideologischer Standfestigkeit.
Wie überraschend ist Pfisters Rücktritt wirklich? Tritt Viola Amherd (62) als Mitte-Bundesrätin zurück, kommt am Namen Pfister niemand vorbei. Ohne den Hut des Parteichefs stehen seine Chancen besser. Sein Rücktritt wirkt weniger wie ein Abschied, sondern eher wie ein kluger Schachzug – ganz im Stil des gewieften Strategen.