Im Rennen um den Bundesratssitz des abtretenden SP-Magistraten Alain Berset (51) liefern sich die offiziellen SP-Kandidaten Beat Jans (59) und Jon Pult (39) eine harte Auseinandersetzung. Mit Vorteil Jans, so der aktuelle Stand.
Doch im Schatten des roten Duos fährt ein dritter Kandidat mit: der grüne Nationalrat Gerhard Andrey (47). Seine Chancen stehen schlecht. Zwar werden ihn die Fraktionen von SP und GLP anhören, doch bei FDP, Mitte und SVP bekam er bloss Absagen.
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Doch jetzt öffnet sich das Türchen bei der SVP einen klitzekleinen Spalt weit. Zumindest im kleinen Kreis kommt es zu einem Treffen zwischen Andrey und der SVP-Spitze.
Gemeinsame Kaffeepause
Demnach werden Parteipräsident Marco Chiesa (49) und Fraktionschef Thomas Aeschi (44) den grünen Herausforderer Andrey am Dienstagmorgen während der Session zum Gespräch treffen. «Wir werden zusammen einen Kaffee trinken», sagt Chiesa zu Blick. Die Einladung sei von Andrey ausgegangen. Und anstandshalber habe man diese auch angenommen.
Andrey darf sich allerdings keine grossen Hoffnungen machen, dass die SVP danach auf ihn setzen wird. Denn offiziell gilt für die SVP weiterhin. «Wir werden nur jemandem vom offiziellen SP-Ticket wählen», macht Chiesa klar. «Von einem Geheimplan oder sonstigen politischen Manövern weiss ich nichts.»
Spekulationen befeuert
Auch wenn Chiesa von Spielchen nichts wissen will, ist ist der Unmut in der SVP über das SP-Ticket gross. Pult und Jans seien sich politisch derart nahe, dass man eigentlich keine Auswahl haben, monieren SVP-Parlamentarier. Manche liebäugeln denn auch damit, dem Grünen anstelle eines SP-Kandidaten die Stimme zu geben. Auch deshalb, weil der freie Berset-Sitz erst in der letzten Wahlrunde zu vergeben ist und so keine Retourkutschen mehr möglich sind.
Kommt hinzu, dass sich Andrey um eine klare Antwort drückt, ob er eine Wahl zulasten der SP annehmen würde. Manche Bürgerliche würden noch so gerne einen Keil in das rot-grüne Lager treiben.
Die Spekulationen treiben noch weitere Blüten: So könnten manche SVPler versucht sein, schon bei der Bestätigungswahl von Ignazio Cassis (62) versucht sein, Andrey auf den Zettel zu schreiben, um dem Tessiner einen Denkzettel zu verpassen und die FDP als Juniorpartner in die Schranken zu weisen.
Und noch über ein wilderes Szenario wird spekuliert: Dass zuerst Andrey auf Kosten von Cassis gewählt würde, der Tessiner dann aber bei der Berset-Nachfolge wieder ins Amt zurückgewählt werden könnte. Um so gleich FDP wie auch SP in den Senkel zu stellen.