In der FDP herrscht Nervosität. Befürchtet wird ein Geheimplan von Mitte-Links gegen Aussenminister Ignazio Cassis (62). So könnte bei den Bundesratswahlen vom 13. Dezember auf vielen Wahlzetteln der Name des Mitte-Chefs Gerhard Pfister (61) aufgeschrieben werden – auch wenn er nicht offiziell kandidiert. Im Gegenzug solle die FDP mit dem frei werdenden Bundeskanzlerposten abgespeist werden.
«Das ist völliger Unsinn», behauptet man in der Mitte-Partei. Naturgemäss wollen Mitte und SP von einem Geheimplan nichts wissen. Sowieso könne ein Geheimplan ja nur funktionieren, solange er geheim bleibt.
Pfister nähme wilde Wahl gar nicht erst an
Zwar spürt die FDP die Mitte beim Wähleranteil noch im Nacken. Doch bei der Anzahl Parlamentsmandate steht diese dem Freisinn schon vor der Sonne. Mitte-Politiker versichern dennoch, dass Parteipräsident Pfister von einem politischen Manöver gegen Cassis wirklich nichts wissen wolle: «Eine allfällig wilde Wahl würde er wohl nicht einmal annehmen. Es würde ihn unglaubwürdig machen», versichert man bei der Mitte gar.
Schliesslich betont Pfister bei jeder Gelegenheit, dass die Mitte-Partei keine amtierenden Bundesräte abwählen wolle.
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Gleichzeitig werden Pfister auch aus der eigenen Partei Ambitionen nachgesagt: «Er will unbedingt Bundesrat werden», ist ein Fraktionsmitglied überzeugt. Sein Plan, um den politischen Olymp zu erklimmen, sehe aber anders aus: Mitte-Politiker rechnen noch während der neuen Legislatur mit dem Rücktritt von Mitte-Verteidigungsministerin Viola Amherd (61) – bereits Ende 2024 nach ihrem Präsidialjahr oder Ende 2025. Ihr logischer Nachfolger: Pfister himself.
Pfister stehe in den Startlöchern
Der Parteichef lässt sich bisher nicht in die Karten blicken. Aus der Parteispitze wird aber beigepflichtet: «Er steht in den Startlöchern.» Und die Bundeshausfraktion komme nach dem geglückten Umbau der CVP zur Mitte und den letzten Wahlerfolgen kaum an Pfister vorbei – ob nun auch andere wie Nationalratspräsident Martin Candinas (43) ebenfalls Bundesrat werden wollen oder nicht.
Pfisters Vorteil: Sollten sich die Stärkeverhältnisse bei den Wahlen 2027 nicht ändern und die Mitte dann ultimativ Anspruch auf einen zweiten Bundesratssitz erheben, könnte Pfister sich dabei als bisheriger Mitte-Bundesrat zurücklehnen und das Geschehen seelenruhig mitverfolgen. Sollte sich die Ausgangslage aber wieder ändern und der zweite Bundesratssitz rückte in weiter Ferne, müsste das Gerhard Pfister auch nicht weiter kümmern. So oder so: Er wäre der starke Mann im Bundesrat.