Wer sitzt nächstes Jahr in der Landesregierung? Das wissen wir spätestens nächste Woche, denn am Mittwoch finden die Bundesratswahlen statt.
Dann gilt es, eine Nachfolge für den zurücktretenden Alain Berset (51) zu bestimmen. Gleichzeitig müssen aber auch alle anderen Mitglieder der Regierung bestätigt werden. Besonders die zwei Bundesratssitze der FDP wollen nicht alle goutieren. Die Grünen greifen einen dieser Sitze mit ihrem Bundesratskandidaten Gerhard Andrey (47) an.
Kein Fan vom Ticketsystem
Oftmals sind Bundesratswahlen voraussehbar, weil das Parlament sich für einen Kandidaten oder eine Kandidatin ausspricht, die zuvor von der eigenen Partei auf einem sogenannten Ticket vorgeschlagen wird. Bei der SP sind das im aktuellen Fall Beat Jans (59) und Jon Pult (39).
Könnte es nächste Woche nun aber doch noch spannend werden? Am Freitag überraschte nämlich ausgerechnet die Mitte mit einer besonderen Aussage. Er sei ausnahmsweise der gleichen Meinung wie Alt Bundesrat Christoph Blocher (83), sagte Mitte-Ständerat Pirmin Bischof (64). «Verfassungsrechtlich ist das Ticketsystem bei Bundesratswahlen nicht zulässig», sagte der Solothurner im in der Arena von SRF.
Plädoyer für wilde Kandidatur
Das System, das nur Kandidatinnen und Kandidaten auf einem Ticket gewählt würden, welche die Partei mit einem vakanten Bundesratssitz definiert, sei nach der Abwahl von Blocher «erfunden» worden, sagt Ständerat Bischof: «Das war keine gute Idee».
Das Wort «Ticket kennen wir eigentlich aus dem Theater und dem Kino, da gehört es auch hin», so Bischof.
Auf die Entgegnung von Moderator Sandro Brotz, damit habe er jetzt gerade ein Plädoyer gehalten für die Wahl eines «wilden» Kandidaten bei den Bundesratswahlen vom kommenden Mittwoch, stellt der Mitte-Ständerat fest: «Genau!». Warum die Mitte mit den beiden SP-Männern auf dem Ticket unzufrieden ist, führte er nicht weiter aus. Auch hat die Mitte ihre Hearings mit den SP-Männern erst am Dienstag.
SP gibt sich unbeeindruckt
Ebenfalls unzufrieden mit der Auswahl der SP-Kandidaten gab sich SVP-Politiker Alfred Heer (62): Jans und Pult seien «identische Zwillinge, die einfach einen unterschiedlichen Dialekt sprechen.» Das sei für die SVP enttäuschend, man werde dies in der Fraktionssitzung am Dienstag besprechen, ob sich die SVP ans Ticket der SP halten werde. Er glaube jedoch nicht an eine Überraschung am Mittwoch.
SP-Neo-Nationalrat David Roth (38) empfand die geäusserten Theorien der anderen Parteien als «Sturm im Wasserglas», die sicherlich gut für die Sendungsdramaturgie sei. Er habe aber keine Bedenken, was die Wahl vom Mittwoch angehe, sagte er in der Arena.