Bundesrat Rösti weibelt für neue Kernkraftwerke
«Ich bin skeptisch, ob wir es sonst schaffen»

Projekte für erneuerbare Energien verzögern sich, Kernkraftwerke sollen künftig abgeschaltet werden. Energieminister Albert Rösti warnt deshalb vor einer Lücke in der Stromversorgung.
Publiziert: 24.03.2025 um 11:23 Uhr
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Aktualisiert: 25.03.2025 um 10:24 Uhr
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Energieminister Albert Rösti warnt in der NZZ von einer drohenden Stromlücke, wenn in der Schweiz die AKW abgeschaltet werden.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Schweiz erwägt schon länger die Rückkehr zur Kernenergie
  • Energieminister Rösti begründet dies unter anderem mit der Blockade bei erneuerbaren Energien
  • Aufhebung des AKW-Neubauverbots derzeit in der Vernehmlassung
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Deborah BischofRedaktorin Politik

Die Schweiz soll aus der Kernenergie aussteigen. Das entschied das Stimmvolk 2017. Die Frage nach neuen Atomkraftwerken ist damit vom Tisch – oder doch nicht?

Bundesrat Albert Rösti setzt sich schon länger für neue AKW ein. Nun warnt der Energieminister vor einer Versorgungslücke, wenn die bestehenden AKW abgeschaltet würden. Um den Strom aus den beiden Kernkraftwerken Gösgen und Leibstadt zu kompensieren, müsse die Schweiz ihre Winterstromproduktion um weit mehr als zehn Prozent erhöhen, sagte er gegenüber der NZZ. «Angesichts der gegenwärtigen Blockaden bin ich skeptisch, ob wir es schaffen», so Energieminister Rösti.

Ausbau erneuerbarer Energien stockt

Die beiden Reaktoren in Beznau sollen 2032, beziehungsweise 2033 abgeschaltet werden. Danach sollen die AKW Gösgen und Leibstadt folgen, das genaue Datum ist noch offen. Kurzfristig sei es wichtig, dass genügend Reservekraftwerke zur Verfügung stünden, so Rösti im NZZ-Interview. Das Parlament hat einer entsprechenden Änderung des Stromgesetzes bereits zugestimmt. Mittelfristig sei man darauf angewiesen, dass man beim Ausbau erneuerbarer Energien vorwärtskomme, so Rösti.

Ein zentrales Projekt ist dabei das Gornerli im Wallis. Die geplante Staumauer oberhalb von Zermatt ist das grösste von 16 Wasserkraftprojekten, die Vertreterinnen und Vertreter von Bund, Kantonen, Umweltverbänden und Kraftwerkbetreiber an einem Runden Tisch auserkoren hatten, um die Energiezukunft der Schweiz zu sichern. Gegen dieses Vorhaben regt sich jedoch Widerstand. Eine Gruppe von Zermatter Bergführern und Hoteliers wollen die Staumauer bekämpfen, wie die Zeitungen von CH Media berichten.

Es ist nicht das einzige Projekt im Bereich erneuerbarer Energien, wo es derzeit stockt. «Praktisch alle zukunftsgerichteten Wasser- und Windkraftwerke werden durch Beschwerden verzögert, ebenso alpine Solaranlagen», kritisiert Rösti.

Bald wieder neue AKW?

Im Parlament ist deshalb ein Vorstoss hängig, der die Bewilligungsverfahren für Projekte von erneuerbaren Energien künftig beschleunigen soll. Laut Energieminister Rösti bestehe trotzdem die Gefahr, dass man nicht «vom Fleck» komme. Er zweifelt zudem, dass die Bevölkerung extrem viele Windturbinen akzeptieren würde.

«Wir müssen daher über neue Technologien sprechen», sagt Rösti. Gemeint sind auch neue AKW. Im Dezember hat der Bundesrat deshalb einen Gegenvorschlag zur Blackout-Initiative ausgearbeitet. Darin enthalten: Das Verbot für den Neubau von AKW soll aufgehoben werden. Gegenwind gibt es vor allem von Links. Atomenergie sei weder nachhaltig noch erneuerbar und berge grosse Sicherheitsrisiken, schreibt die SP. Der Gegenvorschlag des Bundesrats befindet sich noch bis am 3. April 2025 in der Vernehmlassung.

Bisher zeigten sich auch die Energiekonzerne skeptisch, neue Kernkraftwerke zu bauen. Dies vor allem wegen der Kosten und der Bauzeit. Rösti sagte dazu: «Zeichnet sich ab, dass zu wenig Strom verfügbar sein wird, stehen auch die Stromkonzerne in der Verantwortung. Diese sind ja keine Privatunternehmen, sie sind im Besitz der öffentlichen Hand.» Wenn sich zeigen würde, dass der Ausbau der Erneuerbaren nicht vom Fleck komme, würde ein Umdenken stattfinden.

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