Auf einen Blick
- Securitas AG erhält Millionen Franken vom Bund für Sicherheit in Asylzentren
- Kritik an hohen Kosten für privates Sicherheitspersonal
- 2023: Securitas bekam 77 Millionen Franken, 73% mehr als 2022
Sicherheit ist ein lukratives Geschäft – das weiss die Familie Spreng, die ihr Vermögen mit der Sicherheitsfirma Securitas AG gemacht hat. Laut Schätzungen der «Bilanz» beläuft sich das Vermögen der Familie auf 300 bis 350 Millionen Franken.
Einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der Firma leisten Aufträge des Bundes: Zwischen 2018 und 2023 erhielt die Securitas allein vom Staatssekretariat für Migration (SEM) Aufträge im Gesamtwert von 283 Millionen Franken. Das zeigen Daten, die Blick ausgewertet hat. Keine andere Firma hat im Asylbereich so viel Geld vom Bund erhalten wie das Familienunternehmen aus der Berner Vorortsgemeinde Zollikofen.
Massiver Anstieg der Sicherheitskosten
Besonders das Jahr 2023 sticht hervor: Rund 77 Millionen Franken flossen in diesem Zeitraum aus öffentlichen Geldern an die Securitas, um die Sicherheit in und um die Bundesasylzentren zu gewährleisten. Damit stieg das Auftragsvolumen im Vergleich zu 2022 um 73 Prozent.
«Der Anstieg um über 70 Prozent ist in der Tat gigantisch», sagt SVP-Asylchef Pascal Schmid (48). Man müsse zwar bedenken, dass die Zahl der Schutzsuchenden 2023 auch angestiegen sei – aufgrund des Kriegs in der Ukraine.
Das Staatssekretariat gibt jährlich viel Geld aus, damit private Unternehmen für die Sicherheit rund um Asylheime des Bundes sorgen. Doch warum macht das nicht der Staat selbst?
Das Staatssekretariat für Migration habe dies eingehend geprüft, sagt ein Sprecher auf Anfrage von Blick. Aufgrund der erwarteten höheren Personalkosten sowie schwankenden Asylzahlen wurde das jedoch abgelehnt.
Die Sicherheit ist ein wichtiger Posten im Budget der Bundesasylzentren. Sie fällt deutlich stärker ins Gewicht als beispielsweise die Kosten für die Betreuung der Asylsuchenden.
Amnesty International hat bereits 2013 kritisiert, dass immer mehr Geld in die Sicherheit investiert werde. «Das Konfliktpotenzial ist bei guter Betreuung wesentlich kleiner und fordert weniger Sicherheitspräsenz», sagte die Asylverantwortliche der Menschenrechtsorganisation damals gegenüber der «WOZ».
Das Staatssekretariat gibt jährlich viel Geld aus, damit private Unternehmen für die Sicherheit rund um Asylheime des Bundes sorgen. Doch warum macht das nicht der Staat selbst?
Das Staatssekretariat für Migration habe dies eingehend geprüft, sagt ein Sprecher auf Anfrage von Blick. Aufgrund der erwarteten höheren Personalkosten sowie schwankenden Asylzahlen wurde das jedoch abgelehnt.
Die Sicherheit ist ein wichtiger Posten im Budget der Bundesasylzentren. Sie fällt deutlich stärker ins Gewicht als beispielsweise die Kosten für die Betreuung der Asylsuchenden.
Amnesty International hat bereits 2013 kritisiert, dass immer mehr Geld in die Sicherheit investiert werde. «Das Konfliktpotenzial ist bei guter Betreuung wesentlich kleiner und fordert weniger Sicherheitspräsenz», sagte die Asylverantwortliche der Menschenrechtsorganisation damals gegenüber der «WOZ».
Im Jahr 2023 wurden in der Schweiz 30'000 Asylgesuche gestellt, 5700 mehr als im Vorjahr. «So oder so ist es sehr bedenklich, dass fast 110 Millionen Franken für die Sicherheit in diesem Bereich ausgegeben werden mussten», so der SVP-Nationalrat aus dem Thurgau. Von Schutzbedürftigen und Verfolgten dürfte man eigentlich erwarten, «dass sie sich im Gastland, das ihnen Schutz gewährt, wie Gäste benehmen», so Schmid weiter. Die Realität sehe aber anders aus, betont er.
Neue Heime als Kostentreiber
Die Kostenexplosion wird vom SEM gegenüber Blick damit begründet, dass man 2023 über zehn zusätzliche temporäre Asyl-Unterkünfte eröffnet habe. «Jedes dieser Bundesasylzentren benötigt Personal, um die Sicherheit gewährleisten zu können», sagt SEM-Sprecher Samuel Wyss. Dies habe die Auftragsvolumina entsprechend erhöht.
Neben der Securitas profitierten 2023 auch andere Sicherheitsfirmen wie die Protectas-Gruppe, die Aufträge im Wert von 37 Millionen Franken erhielt. Zahlen für 2024 liegen noch nicht vor, diese werden in der Regel erst im Herbst publiziert.
Die privaten Sicherheitsfirmen übernehmen die Eingangskontrollen in den Heimen, patrouillieren in den Zentren und – auf Wunsch von Gemeinden und Polizei – auch ausserhalb der Einrichtungen. Der Bund zählt damit wohl zu den wichtigsten Kunden der Securitas. Diese äussert sich auf Anfrage jedoch zurückhaltend und erklärt lediglich, dass die Aufträge des SEM «ein merkliches Volumen» ausmachten.
Bericht zeigte kein schönes Bild
«Was mich stört, ist, dass eine private Firma einen solchen teuren Auftrag erhält, wenn man doch weiss, dass denen teilweise das nötige Fingerspitzengefühl fehlt», sagt GLP-Nationalrat Beat Flach (59) gegenüber Blick.
Amnesty International warf Sicherheitsleuten in Asylzentren 2021 vor, Asylbewerber systematisch missbraucht zu haben. Die Organisation dokumentierte Fälle, in denen Asylsuchende davon berichteten, dass sie etwa zur Bestrafung in Metallcontainer gesperrt und ihnen medizinische Hilfe verweigert wurde.
Ein Bericht des Bundes, der daraufhin in Auftrag gegeben wurde, kam zum Schluss, dass es keine systematischen Menschenrechtsverletzungen durch private Sicherheitsangestellte gebe. Allerdings wurden rechtswidrige Einzelfälle festgestellt, wie alt Bundesrichter Niklaus Oberholzer (71) betonte. Sein Bericht nannte nicht namentlich, um welche privaten Sicherheitsfirmen es dabei ging.
Kritisch über den Anstieg der Sicherheitszahlungen äussert sich auch Grünen-Politiker Balthasar Glättli (52). Der Nationalrat sieht den Anstieg der Kosten stark ausgelöst durch rechte Politikerinnen und Politiker, die laut vor kriminellen Ausländern warnten. «Dabei wäre es wohl wertvoller, stärker in die psychologische und auch ärztliche Betreuung zu investieren statt nur in oft nicht einmal gut geschultes Sicherheitspersonal», so Glättli.
Die Securitas betont hingegen die hohen Anforderungen an ihre Mitarbeitenden. Neben umfassenden Sicherheitsausbildungen absolvieren diese auch vom SEM vorgegebene Schulungen, beispielsweise in transkultureller Kommunikation.
Kosten könnten dieses Jahr sinken
Die Kosten für die Sicherheit in den Asylzentren könnten noch in diesem Jahr sinken, denn Ende letzten Jahres kündigte Justizminister Beat Jans (60, SP) an, neun temporäre Bundesasylzentren in der Schweiz zu schliessen. Damit sollen jährlich rund 40 Millionen Franken eingespart werden.