Am Mittwoch wird der Gesamtbundesrat aller Wahrscheinlichkeit nach den Antrag von Gesundheitsminister Alain Berset (49) gutheissen, komplett auf die Quarantäne für jene zu verzichten, die engen Kontakt mit Corona-Positiven hatten. Erstmals seitdem die Schweiz den Ernst der Corona-Situation erkannt hat, wird damit keiner mehr zu Hause bleiben müssen, dessen Mitbewohner infiziert ist. Gleichzeitig dürfte die Landesregierung auch die Homeoffice-Pflicht begraben. Zu den beiden Punkten braucht es keine Vernehmlassung bei den Kantonen mehr. Diese haben sich dazu schon geäussert.
Doch damit nicht genug. Die Regierung dürfte den Kantonen am Mittwoch ausserdem beantragen, auf die Corona-Zertifikatspflicht, die Kapazitätsbeschränkungen bei Grossveranstaltungen und die maximale Personenzahl bei privaten Treffen zu verzichten. Sogar das Ende der «besonderen Lage» wird in Bundesbern derzeit diskutiert.
Bleibt noch die Maske
Einzig das Masketragen in Innenräumen und öffentlichen Verkehrsmitteln würde uns dann noch von der Normalität trennen, wie wir sie vor Anfang 2020 kannten. Wie lange das Masketragen noch bleibt und ob wir uns künftig wie asiatische Touristen eine Hygienemaske aufsetzen, wenn wir Schnupfen haben oder uns unwohl fühlen, wird sich weisen.
Doch das, was SP-Bundesrat Berset am Freitag bekannt gab, ist weit mehr als bloss die Rücknahme von ein paar lästigen Corona-Massnahmen. Es ist die Abkehr vom Corona-Modus. Macht Covid der Landesregierung nicht noch einen Strich durch die Rechnung, kann die gute alte Zeit wiederkommen.
Traurig darüber ist niemand. Für den einen oder anderen geht der Ausstieg jedoch etwas schnell, so beispielsweise für den Basler Regierungsrat und Präsidenten der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK), Lukas Engelberger (46). Er mahnte im SonntagsBlick, «mit den grossen Lockerungsschritten zuzuwarten, bis der Höhepunkt der Omikron-Welle erreicht ist».
Mitte Februar ist es so weit
Doch laut Blick-Informationen rechnet der Bund damit, dass der Höhepunkt der aktuellen Welle gleich überschritten ist. Wie es dort heisst, haben auch die letzten vier Corona-Wellen je etwa sechs Wochen gedauert. Auch wenn sich die Omikron-Welle noch etwas länger hinzieht: Mitte Februar soll das Gröbste vorbei sein.
Der Fahrplan passt. Genau dann könnte der Bundesrat das Ende der Pandemie einläuten – mit ebenjenen Massnahmen, die er diesen Mittwoch in Konsultation geben will. Da in der nächsten Woche keine Bundesratssitzung geplant ist, würde sich die Landesregierung erst wieder am 16. Februar treffen. Dieses Datum nannte auch die «SonntagsZeitung» für das Ende fast aller Massnahmen.
«Zeit vorwärtszumachen»
Die Aufhebung der «besonderen Lage» soll jedoch erst einige Wochen später erfolgen. Das dürfte für Otto Normalbürger aber weniger zentral sein. Schliesslich geht es dabei vor allem um juristische Feinheiten wie die Überführung von Covid-Bestimmungen ins ordentliche Recht.
Bislang sind die Kommentare zum Vorhaben des Bundesrats verhalten. Noch kann es kaum jemand glauben, dass es wirklich so weit sein soll und die Normalität zurückkehrt. Und dennoch lag es irgendwie in der Luft. So sagt auch der Thurgauer Gesundheitsdirektor Urs Martin (42) zu Blick, er sei «nicht überrascht, aber erfreut» über die Ankündigungen Bersets. Die Lage auf den Intensivstationen sowie den Normalstationen habe sich sehr entspannt. Es gebe zwar weiterhin Hospitalisierungen, so der Regierungsrat, aber die Verläufe seien in der Regel deutlich milder. Für Martin gehen die Pläne Bersets deshalb in die «richtige Richtung». Ja, er sagt sogar: «Es wird jetzt Zeit vorwärtszumachen.»