Es ist die teuerste Beschaffung in der Geschichte der Schweizer Armee: Gut 6 Milliarden Franken zahlt der Bund für die 36 amerikanischen F-35-Tarnkappenjets, die ab 2027 geliefert werden sollen. Doch: Diese müssen schon bald nachgerüstet werden. Erst kürzlich hat der Bundesrat im Parlament entsprechende Medienberichte bestätigt.
Schon lange gilt das Triebwerk als Schwachpunkt des Fliegers. Die Turbinen von Hersteller Pratt & Whitney haben den Ruf, pannenanfällig zu sein. Das US-Verteidigungsministerium hat entschieden, bis frühestens 2029 Teile des Triebwerks und des zugehörigen Kühlluftsystems weiterzuentwickeln. Das bedeutet: Weil die Jets für die Schweiz schon vorher vom Band laufen, werden sie noch mit dem veralteten Antrieb geliefert – und müssen bereits kurz darauf nachgerüstet werden.
«Das ist ziemlich stossend»
Was bisher nicht bekannt war: Die Nachrüstung der Jets muss vom Besteller berappt werden, also vom Verteidigungsdepartement VBS. Das bestätigt das Bundesamt für Rüstung Armasuisse auf Anfrage. Dabei war bei Unterzeichnung des Beschaffungsvertrags bekannt, dass das US-Verteidigungsministerium eine Weiterentwicklung des Triebwerks prüfen lässt.
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Wenig überrascht zeigt sich Grünen-Nationalrätin Marionna Schlatter (43): «Ich hatte immer die Befürchtung, dass der Flieger zum Fass ohne Boden wird», sagt die Sicherheitspolitikerin. «Ich habe nie geglaubt, dass der F-35 die günstigste Variante für die Schweiz sein soll, wie uns immer verkauft worden ist.» Das zeigten auch Erfahrungen aus anderen Ländern. «Dass wir aber die Jets, kaum sind sie da, auf eigene Kosten instandsetzen sollen, ist ziemlich stossend.»
SVP-Nationalrat Mauro Tuena (52) dagegen will nicht so schnell klein beigeben. Nach seinen Informationen sei der Wartungsvertrag nur für die ersten fünf Jahre gefixt. Da die Nachrüstung erst in der zweiten Hälfte der 2030er-Jahre stattfinden solle, sei noch nicht abschliessend klar, dass der Bund die Kosten tatsächlich selber tragen müsse, widerspricht er offiziellen Angaben von Armasuisse: «Ich erwarte, dass der Bund mit einer gewissen Härte in die Verhandlungen steigt. Es kann nicht sein, dass wir für diese Nachrüstung extra zahlen müssen.»
Bund will keine Zahlen zu Mehrkosten nennen
Um wie viel sich der 6-Milliarden-Deal durch die Nachrüstung verteuern dürfte, will Armasuisse dagegen nicht abschätzen. Aussagen seien zum jetzigen Zeitpunkt weder möglich noch seriös, erklärt ein Sprecher. Allerdings wirkten sich die weltweit grossen Stückzahlen vorteilhaft auf die Kosten pro Flugzeug aus, versucht der Bundesrat den Ball flach zu halten.
Nach heutiger Planung soll das Upgrade im Rahmen einer grossen Instandhaltung in den 2030er-Jahren in die Schweizer F-35 eingebaut werden. Der Einbau werde sich über mehrere Jahre erstrecken, erklärt Armasuisse.
Doch auch das derzeitige Triebwerk entspreche den Schweizer Anforderungen, versichert der Bund. Daher könnten die Flugzeuge nach heutigem Kenntnisstand im Flugbetrieb «ohne oder allenfalls mit geringfügigem zusätzlichen Wartungsaufwand betrieben werden».
Anders tönt es im Herstellerland USA. Das Government Accountability Office (GAO), das im Auftrag des US-Kongresses Prüfungen und Evaluationen durchführt, hat schon mehrfach vor steigenden Betriebskosten gewarnt.