Rüstungschef Urs Loher ist des Lobes voll. Vier der 36 neuen F-35-Kampfjets des US-amerikanischen Herstellers Lockheed Martin werden vom Schweizer Ruag-Konzern fertiggestellt. Das gaben die beteiligten Partner am Dienstag vor den Medien bekannt. Für Loher ist das nicht nur ein Gewinn für die Schweizer Rüstungsindustrie, sondern auch «ein wichtiger Schritt für die Verteidigungsfähigkeit und Sicherheit der Schweiz».
Das Offset-Projekt «Rigi» wurde Anfang Juni vom Bundesamt für Rüstung (Armasuisse) vorgenehmigt, wie die Ruag mitteilte. Dies ermögliche es Lockheed Martin, die Ruag mit der Teil-Montage von vier F-35-Kampfjets zu beauftragen und entsprechende industrielle Fähigkeiten bei der Ruag aufzubauen. Die Teil-Montage entspreche einem Auftragswert von knapp 500 Millionen Franken.
«Geht über unsere Offset-Verpflichtung weit hinaus»
Einen kleinen Teil der Tarnkappenjets selber zusammenzubauen, bringe praktische Erfahrung, Datentransfer, Know-how und technische Unterstützung in die Schweiz, sagte auch Ruag-Verwaltungsratspräsident Nicolas Perrin. Spezialisten der Ruag würden von Lockheed Martin entsprechende Ausbildung und Instrumente erhalten. Das werde die Schweiz beim späteren Betrieb der Jets unabhängiger machen. Und damit sicherer, warb Perrin: «So ist man im Kriegsfall fähig, selber Reparatur- und Unterhaltsarbeiten ausführen zu können.»
Mehr zur Beschaffung des neuen Kampfjets
Auch Patrik Nyfeler von Lockheed Martin bestätigte, dass der US-Rüstungskonzern bereit sei, Ausbildung, Instrumente und vertieften Einblick in den neuen Flieger zu gewähren. «Das geht über unsere Offset-Verpflichtung weit hinaus», betonte er.
Mit der Unterzeichnung des F-35-Beschaffungsvertrags hatte sich Lockheed Martin verpflichtet, 60 Prozent des Vertragswerts durch Offset-Geschäfte mit Unternehmen in der Schweiz zu kompensieren. Das entspricht rund drei Milliarden US-Dollar.
Ruag hofft, Tätigkeitsfeld ausbauen zu können
Mittelfristig soll die Ruag Teil der europäischen F-35-Support-Lösung werden. Sprich: Die Ruag hofft, mit dem erworbenen Wissen künftig auch Auftragsarbeiten für neue Kunden der F-35 übernehmen zu können. «Wir wollen frühzeitig Kenntnisse in der nötigen Tiefe aufbauen», sagte Verwaltungsratspräsident Perrin. Bestenfalls könnte der Rüstungskonzern so künftig nicht mehr nur für die Schweizer Armee arbeiten, sondern sein Tätigkeitsfeld ausbauen.
Die Ruag rechnet zur Umsetzung des Projekts «Rigi» mit einem Personalbedarf von rund 100 Mitarbeitenden – 40 davon sollen aus der Westschweiz kommen. Zusätzlich will die Ruag rund 100 Millionen Franken in der Westschweiz investieren.