Energieministerin Simonetta Sommaruga (61) produziert zu Hause ihren Strom gleich selber. Die SP-Bundesrätin geht hier mit gutem Beispiel voran. Der Zürcher FDP-Ständerat Ruedi Noser (60) dagegen räumt offen ein, dass er nicht «der vorbildlichste Mensch» ist.
Es geht um das CO₂-Gesetz, über das wir am 13. Juni abstimmen. Das Ziel: Bis 2030 soll die Schweiz ihren Treibhausgas-Ausstoss gegenüber 1990 um die Hälfte reduzieren. Erreicht werden soll das Ziel über zusätzliche Umweltabgaben, verschärfte Vorschriften für Gebäude und Fahrzeuge sowie einen Ausbau der Subventionen über einen «Klimafonds».
Alle streichen ihre Bemühungen heraus
Wie aber sieht das Leben jener aus, die derzeit für das neue Gesetz weibeln. Blick TV wollte es genau wissen und hat am Rande der Medienkonferenz vom Montag in Zürich bei Mitgliedern des Ja-Komitees nachgehakt. Wenig überraschend: Alle streichen ihre Bemühungen heraus.
Sie sei meist mit dem ÖV unterwegs, unterstreicht Sommaruga, die auch als Verkehrsministerin amtet. Als Bundesrätin ist sie zudem in einem Elektrowagen von Tesla unterwegs. Auch Noser ist viel mit dem ÖV unterwegs. «Beruflich aber fliege auch ab und zu», stellt der Freisinnige klar. «Das ist halt so, es geht nicht anders.»
Alles sehr klimafreundlich, alles sehr umweltbewusst
Zürichs Stadtpräsidentin Corine Mauch (60, SP) dagegen betont, dass sie noch nie im Leben ein eigenes Auto besessen habe. Sie sei aber Mobility-Mitglied. Ganz ohne ist dann halt doch nicht so einfach. Dafür aber fliege sie in den Ferien nicht in die Ferne. Viel lieber reist sie mit dem Zug in der Schweiz oder ins nahe Ausland.
Solarpionier Bertrand Piccard (63) heizt privat mit einer Wärmepumpe, gewinnt Strom über Solarzellen, fährt einen Elektrowagen und baut im eigenen Garten Gemüse an. Schliesslich ist ja gerade die Fleischproduktion für einen hohen CO₂-Ausstoss verantwortlich.
Alles sehr klimafreundlich, alles sehr umweltbewusst – wenn man es sich leisten kann. Doch selbst dann ist es nicht immer ganz so einfach, ein Vorbild zu sein.
Sommaruga erkennt kaum mehr Verbesserungsbedarf
Man habe immer und überall Verbesserungsbedarf, findet Mauch. Und FDP-Ständerat Noser überlegt sich, irgendwann ganz aufs Auto zu verzichten. Der Zürcher Baudirektor Martin Neukom (34) von den Grünen sieht bei sich vor allem bei der Ernährung noch Optimierungsmöglichkeiten: «Da könnte man bei mir vermutlich noch etwas rausholen.»
Auch Mauch erkennt noch persönliches Steigerungspotenzial. So heize sie zu Hause mit einer Gasheizung – noch. Und mit einem grossen Anteil Biogas, wie sie betont. Trotzdem: Das Ziel bleibt «natürlich», auf eine völlig CO₂-neutrale Heizung umzustellen.
Und Umweltministerin Sommaruga? Ihr scheint nicht mehr allzu viel persönlicher Verbesserungsbedarf einzufallen. Vielleicht könne man sich noch einmal mehr überlegen, ob man hier auch noch den Zug nehmen könne.