Die Katze ist aus dem Sack. Auch die Basler SP-Ständerätin Eva Herzog (60) kandidiert für die Nachfolge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga (62). Nachdem zuvor zahlreiche SP-Frauen abgesagt hatten, ist Herzog die zweite Frau, die ihren Hut in den Ring geworfen hat. Bereits am Mittwochabend hatte die Berner Regierungsrätin und ehemalige Nationalrätin Evi Allemann (44) bekannt gegeben, dass sie gerne Bundesrätin werden möchte. Damit läuft bei der SP alles auf einen Zweikampf zwischen Eva und Evi hinaus.
Ihre Kandidatur begründete Eva Herzog am Donnerstagmorgen vor den Medien mit ihrer 15 Jahren Erfahrung als Basler Regierungsrätin. Sie wolle diese und die drei Jahre Erfahrung im Ständerat einbringen. Ihre Schwerpunkte in der nationalen Politik seien soziale Gerechtigkeit, Gleichstellung sowie Forschung und Bildung.
«Sie politisiert mit enorm viel Lust und Hingabe»
«Sie politisiert mit enorm viel Lust und Hingabe, arbeitet sich akribisch in die Dossiers ein und bringt unbändigen Gestaltungswillen mit», lobte ihr langjähriger Regierungskollege Hans-Peter Wessels (60). Und sie sei hartnäckig.
Herzogs Wirken habe dem Kanton ausserordentlich viel gebracht, fügte Wessels an. Als Herzog die Finanzdirektion übernommen habe, sei der Kanton hoch verschuldet und die öffentliche Pensionskasse in Schieflage gewesen. Heute sei der Kanton finanziell kerngesund.
Herzog wird als Favoritin gehandelt
Gerade in Finanzfragen politisiert Herzog oft am rechten Rand ihrer Partei. Damit kommt sie auch bei Bürgerlichen gut an. Ihre Erfolgschancen im Parlament werden daher von vielen als gut betrachtet, ja sie wird gar als Favoritin gehandelt.
Als Mitglied der Finanzdelegation von Stände- und Nationalrat habe sie tiefe Einblicke in die Budgetpolitik und grosse Herausforderungen erlebt, führte Herzog selber weiter aus. Sie nannte darunter die Corona-Kredite.
Nach der kaum ausgestandenen Corona-Krise sei die Schweiz nun mit einem Krieg in Europa konfrontiert. Das sei für die Menschen in der Ukraine schrecklich. Die Folgen für die Schweiz unter anderem mit dem möglichen Energiemangel und der Inflation seien schwerwiegend. Sie würde es als grosses Privileg betrachten, im Bundesrat ihren Beitrag leisten zu können angesichts der grossen Herausforderungen der heutigen Zeit.
Frauen-Ticket ist für Herzog nachvollziehbar
Mit den Kandidaturen von Allemann und Herzog dürfte sich die öffentliche Aufmerksamkeit wieder etwas von Daniel Jositsch (57) abwenden. Der Zürcher Ständerat war der erste, der öffentlich kundtat, für den Bundesratssitz kandidieren zu wollen. Sein Pech: Die Parteileitung setzt auf ein reines Frauen-Ticket, was Jositsch als diskriminierend empfindet. In der Bundeshausfraktion sollen die Bestrebungen, diesen Entscheid noch umzustossen, allerdings chancenlos sein.
Den Wunsch der SP-Spitze nach einem reinen Frauen-Ticket kann Eva Herzog nachvollziehen. Vielleicht sei dies aber nicht ideal kommuniziert worden. Es handle sich einzig um eine Empfehlung an die Fraktion, die letztlich entscheiden wird.
Von den Medien aber sei das bereits als Entscheid aufgenommen worden. Aber: «Ich finde es gut, wenn die Parteileitung eine Idee hat, was sie möchte. Das erwarte ich auch von der Leitung.»
Mit der bürgerlichen Mehrheit im Bundesrat kann Herzog leben, wie sie sagte. Es liege ihr, zu verhandeln und Lösungen zu finden. Bei der Departementsverteilung zeigte sie sich für alles offen – so, wie das für Neukandidierende Usus ist.
Alter ist für Herzog kein Hinderungsgrund
Gerade das als eher unbeliebt gehandelte Verteidigungsdepartement sei durch den Krieg in der Ukraine höchst spannend geworden. Es sei aber fraglich, ob das Bundesratskollegium eine Sozialdemokratin in das Departement lassen würde.
Auf ihr Alter angesprochen, wehrte sich Herzog mit deutlichen Worten. Sie wies darauf hin, dass Männer kaum je nach ihrem Alter oder nach kleinen Kindern gefragt würden. Sie habe den Eindruck, dass fähige Frauen mit solchen Argumenten nach wie vor von hohen Ämtern abgehalten werden sollen.