Die alte Zürcher Regierung ist wohl die neue Zürcher Regierung – so lässt sich kurz und bündig eine Umfrage des Forschungsinstituts GfS Bern im Auftrag der «NZZ» zusammenfassen.
Alle Amtierenden würden demnach wiedergewählt werden. Doch die Reihenfolge überrascht:
Mario Fehr
Im Schlafwagen in den Wahlkampf kann Sicherheitsdirektor Mario Fehr (64). Knapp 60 Prozent aller befragten Zürcherinnen und Zürcher geben an, «Super Mario» wählen zu wollen. Das kommt wenig überraschend: Fehr war schon 2019 mit dem besten Resultat aller Kandidierenden gewählt worden.
Allerdings hat sich in der Zwischenzeit viel verändert: Mitte letzten Jahres war Fehr nach monatelangen Querelen aus der SP ausgetreten – auf den Support der zweitstärksten Zürcher Partei kann er also nicht mehr zählen. Doch die rote Basis lässt sich davon nicht beeindrucken: Fast die Hälfte der SP-Wählenden will Fehr weiterhin in der Regierung sehen.
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Noch besser kommt Fehr Mitte-rechts an. Fast drei Viertel der Freisinnigen wollen ihn auf den Wahlzettel schreiben, ebenso wie 75 Prozent der SVP-Wähler. Damit holt er dort genauso viele Stimmen wie die SVP-Regierungsrätin Natalie Rickli (46). Nochmals besser steht Fehr bei der Mitte da: Dort überflügelt er gar deren Regierungsrätin Silvia Steiner (64).
So oder so: Für die SP ist Fehrs Beliebtheit ein Problem: Denn ihre Chancen, wieder mit zwei Sitzen in der Regierung vertreten zu sein, sind gering.
Natalie Rickli
Hinter Fehr auf Platz 2 landet SVP-Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli. 54 Prozent der Wählerinnen und Wähler wollen sie wählen. «Natalie Rickli ist in der Corona-Zeit sehr sichtbar gewesen und wurde jüngst sogar als Bundesratskandidatin gehandelt», erklärt Cloé Jans von GfS Bern in der «NZZ». «Davon kann sie nun profitieren.» Allerdings ist auch sie nicht unumstritten: In der eigenen Partei überzeugt sie nur drei Viertel der Wähler – so schlecht kommt bei den eigenen Leuten nur noch Mitte-Regierungsrätin Silvia Steiner an.
Ernst Stocker
Besser geht es Ricklis Parteikollegen Ernst Stocker (67). Der landet fast auf jedem SVP-Wahlzettel, kommt insgesamt aber nur auf 54 Prozent der Stimmen. Für eine solide (wohl letzte) Wiederwahl wird es locker reichen.
Martin Neukom
Auf Platz 4 landet der Grüne Martin Neukom (36). Knapp jeder zweite Zürcher, jede zweite Zürcherin will ihn Stand heute wählen. In der eigenen Basis kommt er sogar auf 100 Prozent. Auf FDP- und SVP-Stimmen darf er hingegen nicht hoffen.
Jacqueline Fehr
Einen regelrechten Absturz erlebt Jacqueline Fehr (59). 2019 war sie nach ihrem Namensvetter (und damaligen Parteifreund) Mario Fehr zweibestgewählte Regierungsrätin. Jetzt reicht es der SP-Justizdirektorin, die derzeit wegen des Daten-Skandals unter Druck steht, nur noch auf Platz 5. Lediglich 42 Prozent können sich vorstellen, sie auf ihren Wahlzettel zu schreiben. Immerhin kommt sie in der eigenen Partei und bei den Grünen auf 75 Prozent.
Carmen Walker Späh
Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (64) weiss ihre eigene Partei ebenfalls hinter sich. Dennoch können sich insgesamt nur 41 Prozent aller Wähler vorstellen, die Freisinnige zu wählen. Welche Gründe dahinterstecken, ist schwer auszumachen. Einen grösseren Skandal wie bei Fehr gab es nicht, doch so richtig zufrieden scheinen die Zürcherinnen und Zürcher mit Walker Spähs Arbeit nicht zu sein.
Silvia Steiner
Letzte im Umzug ist Bildungsdirektorin Silvia Steiner. Nicht einmal in der eigenen Mitte-Partei kann sie alle Wähler überzeugen – und schon gar nicht in den anderen. Nur 37 Prozent aller Zürcherinnen und Zürcher würden sie Stand heute wählen.
Noch zwei Monate
Aber: Für eine Wiederwahl könnte es dennoch reichen – denn die Herausforderer – vor allem Peter Grünenfelder (55, FDP), Priska Seiler Graf (54, SP) und Benno Scherrer (GLP) – schneiden in der Gunst der Wähler noch schlechter ab. Niemand von ihnen kommt über 30 Prozent.
Allerdings: Noch sind es zwei Monate bis zum 12. Februar – die heisse Wahlkampfphase steht noch bevor. (sf)