Armeechef will Heer aufstocken
Süssli könnte zusätzliche Soldaten gar nicht ausrüsten

Um das Militär für den Ernstfall besser aufzustellen, fordert Armeechef Thomas Süssli eine Aufstockung des Heers um 20'000 Soldaten. Das Problem: Das Material reicht schon für die jetzigen Bestände vielerorts nicht.
Publiziert: 26.02.2024 um 20:33 Uhr
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Aktualisiert: 27.02.2024 um 18:03 Uhr
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Armeechef Thomas Süssli wünscht sich eine Vergrösserung des Heers.
Foto: keystone-sda.ch
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Daniel BallmerRedaktor Politik

100'000 Soldaten sind Thomas Süssli (57) nicht genug. Geht es nach dem Armeechef, soll das Heer «in einem ersten Schritt» um 20'000 Soldaten aufgestockt werden, sagte er den Zeitungen von CH Media. Angesichts der angespannten Sicherheitslage will er künftig auch Armeeangehörige einsetzen können, die den Dienst bereits abgeschlossen haben. Nur: Süssli könnte die zusätzlichen Dienstpflichtigen derzeit gar nicht ausrüsten.

Seit Jahren klagt der Armeechef über zu wenig Soldaten. Jedes Jahr verliere das Militär ein paar Tausend Leute. «Am Ende des Jahrzehnts wird uns rund ein Viertel der Bestände fehlen!», sagte Süssli im Blick. Um die Lücken zu füllen, lässt der Bundesrat zwei neue Dienstmodelle prüfen. Sogar alle Frauen könnten in die Pflicht genommen werden. Jetzt will der Armeechef noch einen Schritt weitergehen und die Personalbestände wieder aufstocken.

Material reicht schon heute nicht für alle Soldaten

Die Schweizerische Offiziersgesellschaft (SOG) sowie der Verband militärischer Gesellschaften (VMG) begrüssen Süsslis Vorhaben sehr. Denn auch sie beklagen regelmässig die vielen Abgänge von der Armee zum Zivildienst, was die Personalprobleme im Militär weiter verschärfe. Doch auch den Militärverbänden ist klar, dass zusätzliche Dienstpflichtige auch entsprechend ausgerüstet sein müssen.

Das Problem sind dabei nicht nur grosse Waffensysteme wie die stillgelegten Schützenpanzer M113, eingemottete Leopard-2-Kampfpanzer, die erst wieder aufgemotzt werden müssen, oder Panzerhaubitzen M109, die längst zu ersetzen wären. Das Problem beginnt bereits bei der Ausrüstung einzelner Dienstpflichtiger, die teilweise nirgends hinreicht.

«Nicht einmal für alle Soldaten Schutzwesten»

Zwar versichert die Armee, dass alle Armeeangehörigen über die persönliche Ausrüstung wie Tarnanzug, Helm, Schuhe oder Sturmgewehr verfügen würden. «Diese ist heute in genügender Form vorhanden und könnte bei einem Aufwuchs zeitnah bedarfsgerecht weiter aufgebaut werden», versichert ein Armeesprecher.

Lücken bestehen hingegen schon heute beim Korpsmaterial. Prominentestes Beispiel ist die schusssichere Schutzweste. «Es kann nicht sein, dass wir nicht einmal für alle Soldaten eine Schutzweste haben», hatte SVP-Ständerat Werner Salzmann (61) schon kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs beklagt. 2018 hatte das Parlament den entsprechenden Kredit gekürzt. Will die Armee noch zusätzliche Soldaten aufbieten, müssen also noch mehr Leute ohne eine Schutzweste auskommen.

Für SOG-Präsident Dominik Knill (65) sind das keine guten Aussichten: «Ohne eine adäquate vollständige Ausrüstung mit modernem Material und einer sichergestellten Finanzierung bleibt eine Bestandserhöhung unglaubwürdig», sagt er.

* Einen Tag nach Erscheinen des Artikels hat die Armee nochmals Präzisierungen nachgereicht, wonach dank tieferer Preise Schutzplatten hätten eingekauft werden können. Daher könnten künftig 100’000 Armeeangehörige mit einem ballistischen Körperschutz ausgerüstet werden. Bis Ende 2025 soll das Material geliefert werden.

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