Die Schweizer Armee schlägt Alarm. Ihr gehen die Soldaten aus! Jahr für Jahr verliere das Militär ein paar Tausend junge Leute. «Am Ende des Jahrzehnts wird uns rund ein Viertel der Bestände fehlen!», erklärte Armeechef Thomas Süssli (54) im Blick – rund 30'000 Soldatinnen und Soldaten.
Auch beim Zivilschutz wird der Sollbestand von 72'000 Dienstpflichtigen schon heute leicht unterschritten.
Schon länger sucht das Verteidigungsdepartement VBS von Mitte-Bundesrätin Viola Amherd (59) nach Lösungen. Um dem immer grösser werdenden Mangel entgegenzuwirken, wurden gleich vier Varianten für die Dienstpflicht der Zukunft ausgearbeitet.
Am Freitagmorgen hat der Bundesrat entschieden: Um den Bestand von Armee und Zivilschutz langfristig sicherzustellen, sollen nur noch zwei Varianten weiterverfolgt werden.
1. Sicherheitsdienstpflicht
Das ist die unspektakuläre Variante. Sie kommt dem heutigen Modell nahe: Schweizer Männer blieben dienstpflichtig, die Frauen und ausländische Staatsbürger wären weiter davon ausgenommen. Neu würden Zivildienst und Zivilschutz zu einer Katastrophenschutzorganisation zusammengeführt. So soll der Bestand beim Zivilschutz sichergestellt werden.
Die Armee würde prioritär nur noch die Anzahl Personen rekrutieren, die zum Erreichen des Effektivbestands von 140'000 Armeeangehörigen nötig wäre. Der Rest würde den Dienst im Katastrophenschutz leisten.
2. «Bedarfsorientierte Dienstpflicht»
Für alle Schweizerinnen käme es faustdick: Die Dienstpflicht würde damit auch auf sie ausgeweitet! Es würden aber nur so viele Personen rekrutiert, wie Armee und Zivilschutz benötigen, versichert das VBS in einer Mitteilung. Sprich: rund die Hälfte aller weiblichen und männlichen Stellungspflichtigen, da ja der Rekrutierungspool plötzlich doppelt so gross wäre wie heute.
Daneben wird geprüft, im Rahmen des Status' quo die Teilnahme am Orientierungstag der Armee auch für Frauen obligatorisch zu machen. Der Bundesrat erachtet dies «in jedem Fall als einen nützlichen Schritt, um den Frauenanteil in der Armee innerhalb des heutigen Dienstpflichtsystems zu erhöhen».
Mit diesen beiden Varianten werde sichergestellt, dass genügend und geeignete Dienstleistende rekrutiert werden können, damit Armee und Zivilschutz oder eben Katastrophenschutz ihre Aufgaben erfüllen können.
Vorläufig vom Tisch ist hingegen die Idee eines Bürgerdienstes. Der Bezug zur Sicherheit sei nur bedingt gegeben.
Ironie am Ganzen: In internen Workshops schlossen die beiden Varianten des Bundesrats bei den Teilnehmenden am schlechtesten ab, wie aus den ergänzenden Unterlagen hervorgeht.
Der Bundesrat hat das Verteidigungsdepartement beauftragt, die Varianten bis Ende 2024 vertieft zu prüfen. (dba)