Gerade einmal neun von 1000 Armeeangehörigen sind Frauen. Viel zu wenig, findet Verteidigungsministerin Viola Amherd (58, Mitte). Sie hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, den Frauenanteil im Militär bis 2030 auf zehn Prozent zu erhöhen.
Um das zu schaffen, reichen ein paar Frauen-Informationstage, eine Werbekampagne und Stände an Berufsmessen nicht aus. Pünktlich zum internationalen Frauentag veröffentlicht das Verteidigungsdepartement (VBS) heute einen Bericht mit Vorschlägen, wie mehr Frauen in die Armee geholt werden können. Ausgearbeitet hat den Massnahmenkatalog eine interne Arbeitsgruppe.
Das will Amherd ändern
Die Vorschläge sollen nicht nur Vorschläge bleiben. Amherds Kommando: Vorwärts, marsch! Alle Massnahmen sollen umgesetzt oder deren Umsetzung zumindest vertieft geprüft werden. BLICK fasst die wichtigsten Massnahmen zusammen:
Dienststelle für Frauen: So schnell wie möglich wird innerhalb der Armee eine Dienststelle für Frauen geschaffen. Eine solche gibt es seit 2004 nicht mehr. Die Fachstelle soll unter anderem die verschiedenen Frauenforderungs-Massnahmen koordinieren und als Anlaufstelle bei sexueller Belästigung oder Diskriminierung dienen.
Armee-Influencerinnen und Militär in der Schule: Die Kommunikation und Information soll verbessert werden. Die Armee will zum Beispiel prüfen, ein Netzwerk von Influencerinnen aufzubauen, die auf Social Media für den Militärdienst werben. Zudem soll abgeklärt werden, ob man das Thema Militär in den Lehrplan von Gymis und Berufsschulen aufnehmen kann.
Teilzeit-Soldatinnen und -Soldaten: Amherd will auch bei der Vereinbarkeit von Familie, Militär und Beruf ansetzen. «Der Militärdienst soll familienfreundlich gestaltet werden», heisst es im Bericht. Geprüft wird das Einrichten von Kinderkrippen für Armeeangehörige, ein Zustupf an den Kita-Kosten und Teilzeitarbeit für Berufsmilitärs.
Frauenfreundliche Kasernen: Heute werden die wenigen Frauen oft weit weg von den Männern untergebracht. Das soll sich ändern. Bei jedem Umbau muss berücksichtigt werden, dass es auch Frauen in der Armee gibt. Zudem müssen die Räumlichkeiten «den Bedürfnissen der Frauen angepasst und gleichwertig zu denen der Männer sein».
Mentorinnen für Frauen: Frauen in der Armee sollen besser betreut und begleitet werden. Zum Beispiel könnte eine Art Schnuppertag eingeführt werden, damit sie eine Vorstellung bekommen, was sie in der RS erwartet. Ab dem ersten Tag soll jede Frau zudem eine Mentorin zur Seite gestellt bekommen.
Kampf gegen Sexismus und Diskriminierung: Die Rede ist von einem «Kulturwandel», den es braucht. Führungskräfte sollen speziell im Bereich Diskriminierung, Sexismus und Gewalt ausgebildet und sensibilisiert werden. Zudem soll eine «‹Sanktionsskala› für Täterinnen und Täter sowie für Führungskräfte» erarbeitet werden, wie der Bericht festhält.
Studie zu Frauen in der Armee: Als allererste Massnahme will Amherd nun aber eine Studie extern in Auftrag geben. Denn es fehlten wissenschaftliche Grundlagen über die Situation der Frauen in der Armee. Die Untersuchung soll zeigen, welches Bild Frauen vom Militär haben, unter welchen Bedingungen sie sich für den Dienst melden würden und was aus Sicht der weiblichen Armeeangehörigen dringend geändert werden muss.
Auch Offiziere sehen akuten Handlungsbedarf
Auch die Schweizerische Offiziersgesellschaft (SOG) sieht dringenden Handlungsbedarf, was die Inklusion von Frauen in der Armee betrifft. Viele der Massnahmen, die nun auf dem Tisch liegen, entsprechen den Forderungen der SOG. Sie hat zudem ebenfalls ein Projekt gestartet, um Frauen die Armee näherzubringen, wie BLICK berichtete. «Wir müssen die Frauen besser erreichen und einbinden. Mit zwei bis drei Vorzeigefrauen ist es nicht getan», sagte SOG-Präsident Stefan Holenstein (59).