Aktivisten kopieren AfD-Aktion
Jetzt bekommt auch Weidel ein «Rückreiseticket»

Das «Schweizer Bündnis für direkte Demokratie» will, dass Alice Weidel zurück nach Deutschland geht – und lanciert eine Briefaktion mit Rückflugticket. Es ist die Kopie einer umstrittenen AfD-Aktion.
Publiziert: 20.02.2025 um 11:40 Uhr
|
Aktualisiert: 20.02.2025 um 14:19 Uhr
1/5
Das Rückreiseticket ist an Alice Weidel gerichtet und enthält Anspielungen auf den Nationalsozialismus.
Foto: Zvg

Auf einen Blick

  • Aktivisten verteilen Rückreisetickets für Weidel mit versteckten Botschaften
  • Kopie einer AfD-Aktion
  • Demonstration gegen rechts am 22. Februar in Einsiedeln geplant
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Nastasja_Hofmann_Praktikantin Politikressort_Blick_1-Bearbeitet.jpg
Nastasja HofmannPraktikantin Politik

In Deutschland stehen am Sonntag die Bundestagswahlen an. Die AfD ist gemäss Umfragewerten die zweitstärkste Partei. Seit mehreren Wochen häufen sich die Proteste gegen die rechte Partei. Alice Weidel (46), die Bundeskanzlerkandidatin der AfD, polarisiert, und das vor allem wegen Ansichten und Aktionen der teilweise als rechtsextrem eingestuften Partei. 

Für grosse Aufregung sorgte beispielsweise eine Wahlkampfaktion der AfD im Januar: In Karlsruhe (D) sollen Menschen mit Migrationshintergrund Flugtickets mit der Aufschrift «Abschiebetickets» im Briefkasten gefunden haben, wie der SWR berichtete. 

Rückreiseticket für Weidel

Eine Schweizer Aktivistengruppe nimmt sich jetzt diese Wahlkampagne als Vorlage und dreht den Spiess um. Am Donnerstag fand ein Blick-Leser einen Brief des «Schweizer Bündnisses für direkte Demokratie» in seinem Briefkasten. Es handelt sich dabei um ein Rückreiseticket und einen offenen Brief an Alice Weidel.

Die Ironie: Es ist ganz eindeutig eine Anlehnung an die Wahlkampfaktion der AfD mit den «Abschiebetickets». Dazu kommt, dass beides – der Brief und das Ticket – vor versteckten und weniger versteckten Botschaften strotzen. Im offenen Schreiben an Alice Weidel heisst es zum Beispiel: «Wir Patrioten sind uns einig: Wer sich in einem fremden Land niederlässt, hat sich zu integrieren und Werte zu verinnerlichen. Leider mussten wir wiederholt feststellen, dass Ihre politischen Aktivitäten diesem Geist zuwiderlaufen.»

Hier bricht Weidel das ZDF-Interview ab
0:12
«Ich habe keine Lust mehr»:Hier bricht Weidel das ZDF-Interview ab

Weiter wird Weidel dazu aufgefordert, das Land wieder zu verlassen. Die Schweiz sei kein Rückzugsort für «staatsgefährdende und hetzerische Kräfte». Das Ticket ist datiert auf den 23. Februar, der Tag der Bundestagswahlen. Die Reise geht von der Schweiz in ein «sicheres Herkunftsland». Als Gate wird «WTF» angegeben.

AfD und Nationalsozialismus

Viele Anspielungen auf dem Ticket bringen die AfD mit dem Nationalsozialismus in Verbindung. So steht beispielsweise bei der Einstiegszeit 19.33. Das entspricht dem Jahr 1933 – in diesem Jahr kam Adolf Hitler in Deutschland an die Macht. Auch die Fluggesellschaft «Ari-Air» steht vermutlich in Verbindung mit nationalsozialistischen Vorstellungen von der sogenannten «arischen Rasse», die als Grundlage für die rassistische Verfolgung von Menschen diente.

Das grosse Rätsel dreht sich um die Absender des Schreibens. Bisher machen diese ein Geheimnis um ihre Identität. Ob sich dieses noch lüften wird, soll sich zeigen. Es ist nicht die einzige Aktion, die sich gegen Weidel richtet. 

Demo und Gegendemo geplant

Am Samstag soll es in Einsiedeln zu einer «Demo gegen rechts» kommen, wie «20 Minuten» berichtete. Nach dieser Ankündigung kündigt Massvoll-Aktivist Nicolas Rimoldi Widerstand an. Er ruft zu einer Gegendemonstration, ebenfalls am Samstag in Einsiedeln auf. «Ein solch wütender Mob hat in der Schweiz nichts verloren», sagt er zu Blick. «Solche Demonstrationen dürfen in der Schweiz nicht vorkommen, wir müssen auch unterschiedliche Meinungen aushalten.» 

Eine Bewilligung für die Demonstration hat Rimoldi noch nicht – er werde sich aber darum bemühen. «Notfalls reisen wir aber auch ohne Zustimmung der Behörden nach Einsiedeln.» Der Massvoll-Präsident rechnet mit rund hundert bis zweihundert Teilnehmenden. 

Bei den Einsiedler Behörden rechne man damit, dass im Verlauf des Tages ein Gesuch für eine Gegendemo eingehen wird. Dieses werde man dann beurteilen. 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?