Foto: KEY

Absurd: Magensonde statt Medikament
Krankenkasse zahlt nur für teure Lösung

Eine 84-Jährige kann kaum schlucken. Ein einfaches Spezialpulver würde helfen. Die Krankenkasse will dafür aber nicht aufkommen. Die massiv teurere Magensonde würde die Kasse dagegen diskussionslos zahlen.
Publiziert: 11.09.2020 um 23:39 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2020 um 14:33 Uhr
1/7
Die Krankenkasse Concordia möchte nur eine teure Behandlungsvariante übernehmen. Die billigere Alternative jedoch nicht.
Foto: PIUS KOLLER
Otto Hostettler, «Beobachter»

Die Demenz von Rosa W. ist weit fortgeschritten. So leidet sie nun auch an einer schweren Schluckstörung. Flüssige Nahrungsmittel kann sie nur noch zu sich nehmen, wenn sie mit einem Spezialpulver eingedickt sind.

Doch die Kosten für diese einfache Hilfestellung zur Verbesserung ihrer Lebensqualität – pro Monat immerhin mehrere Hundert Franken – muss die betagte Frau selber tragen. Die Krankenkasse Concordia lehnte eine Kostengutsprache ab. Daran konnte auch Rosa W.s Arzt nichts ändern, der mit einem erneuten Gesuch die Kasse darauf hinwies, dass seine Patientin ohne Verdickungsmittel auf eine – um ein Vielfaches teurere – Magensonde angewiesen wäre.

Es besteht «kein Raum für Kulanz»

Absurd daran: Eine Magensonde würde die Kasse diskussionslos bezahlen. Das Verdickungsmittel ist zwar ärztlich verschrieben, steht aber nicht auf der Vergütungsliste des Bundesamtes für Gesundheit. So kann man der Concordia nicht einmal Unrechtmässigkeit vorhalten.

Hinzu kommt: Das Spezialpulver kann auch nicht als «nichtkassenpflichtiges Arzneimittel» über die Zusatzversicherung abgerechnet werden – weil es ein Nahrungsergänzungsmittel sei, teilt die Concordia mit. Und weiter: «Wir sind gesetzlich verpflichtet, alle Versicherten gleichzubehandeln.» Deshalb bestehe in diesem Fall «kein Raum für Kulanz».

Für Betroffene unverständlich

Für Stephan W., Sohn der demenzkranken Frau, ist diese Situation unverständlich: «Es geht nicht um sehr viel Geld. Aber diese Haltung der Krankenkasse ist stossend und unmenschlich.»

Beobachter
Artikel aus dem «Beobachter»

Dieser Artikel wurde aus dem Magazin «Beobachter» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.beobachter.ch

Beobachter

Dieser Artikel wurde aus dem Magazin «Beobachter» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.beobachter.ch

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?