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Schlimmer als Steuern
Krankenkassen-Prämien sind Geldsorge Nr. 1

Schweizerinnen und Schweizer sind generell sehr zufrieden mit dem Gesundheitssystem in der Schweiz. Während sie unter der Prämienlast ächzen, wollen sie sogar noch einen Leistungsausbau.
Publiziert: 24.06.2019 um 11:31 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2020 um 11:59 Uhr
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Die Schweizerinnen und Schweizer sind mit dem Gesundheitssystem in der Schweiz zufrieden.
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Die Krankenkassenprämien sind laut einer Umfrage noch vor den Steuern das grösste finanzielle Problem für einen Haushalt. Trotzdem wollen die Schweizerinnen und Schweizer auf keine Leistungen verzichten. Das geht aus dem Gesundheitsmonitor 2019 hervor, der auf einer Umfrage des Forschungsinstituts gfs.bern im Auftrag von Interpharma, der Interessenvertretung der Schweizer Pharmaunternehmen, basiert.

86 Prozent haben einen sehr oder eher positiven Gesamteindruck vom Gesundheitswesen. Die Phase der stabil hohen Gesamtzufriedenheit halte somit ein weiteres Jahr an, schreibt Interpharma. Seit 2013 hätten jeweils mindestens drei Viertel der Stimmberechtigten ein positives Gesamturteil gefällt.

Behandlungen im Ausland werden befürwortet

Allerdings erachten nur noch 61 Prozent die Qualität des Gesundheitswesens als gut oder sehr gut. Das sind 20 Prozentpunkte weniger als in der Vorjahresbefragung.

Die befragten Stimmberechtigten beklagten wieder verstärkt die individuelle Belastung durch die Krankenkassenprämien und seien offener gegenüber einzelnen potenziell kostensenkenden Massnahmen wie günstigen Behandlungen im Ausland. So wünschen sich 75 Prozent der Befragten, dass Krankenkassen gleichwertige, aber billigere Behandlungen im Ausland bezahlen. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Zunahme um 22 Prozentpunkte.

Die befragten Stimmberechtigten wünschen die freie Arztwahl und gewichten den freien Zugang zu Medikamenten, die Qualität und die Quantität höher als die Kostenüberlegungen. Sie bevorzugen das Prinzip der Gemeinschafts- statt der Eigenverantwortung. Dies zeigt sich etwa darin, dass 57 Prozent die ärztlich verordnete Heroinabgabe durch die Kassen zahlen lassen würden, was einer Zunahme um 22 Prozentpunkten gegenüber der letzten Befragung entspreche.

Ausbau statt Abbau

Nach wie vor hält die klare Mehrheit der Befragten die Medikamentenpreise für zu hoch. Aktuell verordnete Preissenkungen würden kaum noch wahrgenommen, hält Interpharma fest. Sobald es aber um mehr als Bagatellen gehe, stünden Wirkung und bestmögliche Behandlungen für Mehrheiten im Vordergrund.

Mit dem aktuellen Leistungskatalog sind die Befragten grundsätzlich zufrieden. Es wird eher ein Aus- als ein Abbau gewünscht. Das heutige System mit Kopfprämien ist akzeptiert. Vermehrt kann man sich mit automatischen Massnahmen zur Kostenbegrenzung, günstigeren Behandlungen im Ausland oder Boni auf nicht bezogene Leistungen anfreunden. Einkommensabhängige Prämien scheinen dagegen derzeit nicht opportun. (SDA)

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